Alexander Osang – Lunkebergs Fest

Aus der Reihe: „aus fremden Regalen“

Erschien 2003 bei S.Fischer Verlag mit 176 Seiten

Es ist sehr schön einen neuen Autor besser kennenzulernen und auf Bücher zurückgreifen zu können, die ein anderes Bücherregal für mich bereithält. Insofern plünderte ich das Regal meiner Schwester ein weiteres Mal, um mir Alexander Osangs Kurzgeschichtenband „Lunkebergs Fest“ zu sichern.

Elf Erzählungen beinhaltet der recht schmale Band, von dem man sich nur eines mehr wünschen würde, dass er ein klein wenig länger wäre, denn Osang erzählt meisterlich. Von einer Busfahrt, bei der man gar nicht so genau weiß, wie dramatisch sie eigentlich ist. Von einem weihnachtlichen Besuch (überhaupt spielen die großen Feststage, Weihnachten und Ostern eine große Rolle) einer Tochter, bei der Mutter und ihrem neuen Freund, bei der sie die Bedeutung der eigenen Beziehung in Frage stellt. Bei einer nicht herkömmlichen Weihnachtsfeier mit Freunden, bei dem sich der Gastgeber vornimmt, seine gefühlte Unzeitgemäßheit zu verbergen. Von einem Urlaub in Schweden und in die Vergangenheit ostdeutscher Vertriebler. Von einer Band, die nur der Chef des Betriebes kennt, bei welchem sie zur Weihnachtsfeier aufspielt. Von einem Ausflug von Vater, Sohn und dessen Freund zum Fußball und in die Jugend des Vaters. Über eine Mutter, die nach einer Urlaubsreise hart in der Realität ihrer infrage gestellten Mutterrolle aufschlägt. Vom Versuch den Weihnachtsbaumständer aus dem Keller zu holen und in eine Art Weihnachtswunder zu geraten. Von einem wegdriftenden Osterfest. Und von einer Tour in Weiten Brandenburgs und die Frage welche Geschichten sich mit Häusern verknüpfen.

Alexander Osang gelingen elf sehr schön zu lesende und doch tiefgehende Erzählungen. Sie erzählen von Menschen an Scheidewegen, von Ausbrüchen und von Vergangenheit. Sie reiben sich an Institutionen, wie beispielsweise Festen und untersuchen die Dynamiken von Beziehungen. Osang schreibt dies melancholisch, kraftvoll, aber auch zurückhaltend immer mit einem Blick auf die Eingebundenheit von uns in Sachen, Routinen, Dingen und Orten, bei denen wir uns fragen, wo wir stehen und wohin wir weiterzugehen gedenken. Das dies dabei noch ein Buch ist, was sich vor einem ostdeutsch-regionalen Hintergrund dreht (aber keine „ostdeutschen“ Themen verhandelt) macht „Lunkebergs Fest“ noch wertvoller für mich.

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