Roberto Bolaño – Telefongespräche

Erschien 1997 im spanischen Original unter der Titel: „Llamadas telefònicas“ | in deutscher Übersetzung von Christian Hansen erschien 2007 bei Carl Hauser hier im dtv-Taschenbuch mit 240 Seiten

Meine Faszination für Roberto Bolaño hatte sich bisher auf seine beiden großartigen Romane „2666“ und „Die wilden Detektive“ beschränkt. Nun wollte ich mit einigen Kurzgeschichten nachlegen und habe mich für „Telefongespräche“ entschieden. Die Sammlung von Texten besteht aus drei Teilen mit insgesamt 14 Geschichten. „Roberto Bolaño – Telefongespräche“ weiterlesen

The Bear (Staffel 1)

Idee: Christopher Storer | Dramedy-Serie | Staffel 1 mit 8 Folgen (bisher 3 Staffeln) | veröffentlicht 2022 auf Hulu, in Deutschland auf Disney+

Im fast unüberschaubaren Universum, der mich interessierenden Podcasts, gab es nun schon zwei Episoden unterschiedlicher Sprechergruppen, die sich über die Serie „The Bear“ unterhalten haben. Beispielsweise in dem von mir leider viel zu selten gehörten Feuilleton Podcast der Wochenzeitung „Zeit“ mit dem schönen Titel „Die sogenannte Gegenwart“. In Episode „Wie geht achtsames Ausrasten“ habe ich erstmals von der Serie gehört. Und als vertrauter Leser dieser Zeilen wissen Sie vielleicht, wie sehr mich solche Hinweise anfixen können. Da dann auch nochmal in einem anderen Podcast über diese Serie geredet wurde, dachte ich mir, der Bär kann nicht viel länger warten. „The Bear (Staffel 1)“ weiterlesen

T.C. Boyle – Die Frauen

Erschien 2009 im amerikanischen Original als „The Women“ | in deutscher Übersetzung von Dirk von Gunsteren und Kathrin Razum | hier vorliegend als dtv Taschenbuch mit 560 Seiten

Es gibt Buchtitel, die nach einem kurzen Blick für schnelle Aufmerksamkeit sorgen, weniger vielleicht bei mir, mehr bei Menschen, die nur mal geschwind wissen wollen, was der Gegenüber liest (ich kenne das Bedürfnis, ich schaue auch gern – beispielsweise im Freibad oder in der Bahn – darauf, was andere Menschen so lesen, wobei mich weniger der Titel interessiert, sondern mehr die Autorenschaft). So geschah es, bei meiner Sommerlektüre von T.C. Boyles 12.Roman aus dem Jahr 2009, mit dem griffigen Titel: „Die Frauen“, dass insbesondere gerade genanntes Geschlecht mir verwunderte Blick und eine gewissen Ablehnung kenntlich machte, wegen meines Buches und ich fühlte mich ein wenig, als wenn die fragenden Blicke mir vorwerfen würden, ich würde ein Machwerk über das „andere Geschlecht“ studieren (was auch immer dann der Inhalt dieses Werkes wäre). „T.C. Boyle – Die Frauen“ weiterlesen

Bernhard und Doris

Jahr: 2006 | Regie: Bob Balaban | Drehbuch: Hugh Costello | Spielfilm | 103min

Es gibt Filme vor deren Seherfahrung man nichts Großes erwartet. So wie bei „Bernhard und Doris“ bei denen ich dachte, „na ja; Ralph Fiennes und Susan Sarandon kann man schon eine Chance geben“ (quasi ein erweitertes Sandra Hüller Argument vom „Das schwarze Quadrat“).

In „Bernhard und Doris“ erleben wir die Milliardärin Doris Dike (Susann Sarandon), die zwar philanthropisch gesinnt ist, aber mit ihrem Geld auch einen besonderen Machtstatus hat, der ihr durchaus bewusst ist und den sie für sich nur zu gern einsetzt. So sind ihre Hausangestellten ihres Jobs nie sicher, wie auch ihr letzter Butler, der von Bernhard Lafferty (Ralph Fiennes) ersetzt wird, der sich in der Gunst von Doris langsam, aber sicher voran arbeitet.

Bob Balabans Geschichte beruht von seiner Inspiration her auf der wahren Geschichte der amerikanischen Milliardärin, Kunstsammlerin und Mäzenin Doris Duke und ihres Butlers. Die Geschichte plätschert aber eher so vor sich hin, lässt aber beiden Hauptdarstellern viel Platz, den diese sehr gut nutzen und ihre Rollen ausfüllen. Fiennes gibt den perfekten Butler mit dem Problem des Alkoholismus und Sarandon eine willensstarke Frau mit unendlichen Vermögen. Leider wird „Bernhard und Doris“ gegen Ende etwas zu gefühlsduselig, aber man ist danach durchaus gewillt mehr über Doris Duke erfahren zu wollen, weshalb hier auf ihre deutsche wikipedia Seite verlinkt wird.

Das schwarze Quadrat

Jahr: 2021 | Regie & Drehbuch: Peter Meister | Komödie | 105min

Als Zuschauer hat man seine vorgefertigten Rahmen und Vorstellungen und kann sich einige Sachen nicht einfach wirklich vorstellen. So ist es bei mir beispielsweise und der Idee, Sandra Hüller könnte in einem schlechten Film mitspielen. Irgendwie nicht vorstellbar. Bei einem Streifzug durch die zdf-Mediathek wurde mir also das „kleine Fernsehspiel“ namens „das schwarze Quadrat“ angezeigt und da Hüller als Protagonistin auftauchte, dachte ich mir, wieviel kann schon schiefgehen? „Das schwarze Quadrat“ weiterlesen

Irma Vep

Idee & Regie & Drehbuch: Olivier Assayas | Dramedy-Miniserie | 8 Folgen | veröffentlicht 2022 auf HBO (in Deutschland auf Wow)

Wer eine Serie beim Streamingdienst seiner Wahl schaut (oder ganz herkömmlich im Fernsehen, aber wer tut das eigentlich noch?), der sieht einer Erzählung zu. Diese ist bestenfalls ein künstlerisches Produkt, das ihn inspiriert über die Welt zu sinnieren oder aber eine ihn von den Wirrungen des Alltags loslassende unterhaltende Folge. Doch was steht eigentlich dahinter, oder besser formuliert, vor der Serie? Wie entsteht ein filmisches Produkt? Das zeigt uns „Irma Vep“, eine Mini-Serie von außerordentlicher Güte.

Mira Harberg (Alicia Vikander) ist eine junge Schauspielerin, deren Ruhm weltweit gerade ansteigt. Allerdings hat sie privat die Trennung von Laurie (Adria Arjona), ihrer ehemaligen Assistentin und Geliebten, nicht wirklich verwunden. Nun ist sie in Paris und möchte mit dem französischen Independent Filmer René Vidal (Vincent Macaigne) eine Serie drehen. Diese ist ein Remake eines frühen Stummfilms über eine Verbrecherbande namens „Die Vampire“, in welcher Harberg die Rolle der Protagonistin Irma Vep spielt, die einst von der großen Schauspielerin Musidora gemimt wurde. Doch die Arbeiten gestalten sich als schwierig. Vidal scheint teilweise besessen von seiner Auffassung, wie man den Stoff neu inszeniert, der deutsche Schauspieler Gottfried (Lars Eidinger) stolpert von einer hedonistischen Eskapade in die Nächste, der französische Schauspieler Edmond (Vincent Lacost) wiederum fühlt sich nicht gut genug inszeniert und der Hollywood-Blockbuster Regisseur Herman Ray (Byron Bowers) ist ebenfalls in der Stadt, nicht nur um seinen neuen Film zu promoten, er hat auch seine neue Geliebte mitgebracht; Laurie, die insbesondere Hermans Reichtum schätzt. „Irma Vep“ weiterlesen

Alexander Osang – Königstorkinder

Erschien 2010 bei S.Fischer, hier in der Taschenbuchausgabe von 2012 mit 336 Seiten

Wie bereits einmal an dieser Stelle erwähnt, habe ich großen Gefallen an Literatur von Alexander Osang gefunden, weshalb sein 2010 erschienener Roman „Königstorkinder“ für meine sommerliche Leseliste beschafft wurde. Was ich beim Erwerb des Buches nicht wusste, war dass der Inhalt durchaus einen biografischen Bezug hat, mit meinem Leben in jenen Jahren.

Andreas Hermann ist Anfang 40 und in seiner beruflichen Karriere in einer Beschäftigungsstelle angekommen. Es ist also noch Luft nach oben für den nächsten Karrieresprung. In seiner kleinen Wohnung im Prenzlauer Berg hat er einen alten Schreibtisch aus einer Haushaltsauflösung eines verstorbenen Professors eingelagert. In diesem findet er ein schwarzes Tagebuch, was der Professor in seinen letzten Monaten verfasste, als dieser wusste, dass er unheilbar erkrankt war. Dieses Fundstück teilt Andreas mit Ulrike, einer verheirateten Frau aus der begüterten Nachbarschaft, in welche er sich verliebt hat. „Alexander Osang – Königstorkinder“ weiterlesen

Monika Fagerholm – Wer hat Bambi getötet?

Erschien 2019 im schwedischen Original als „Vem dödada Bambi?“ | in deutscher Übersetzung 2022 von Antje Rávik Strubel mit 256 Seiten

Es passiert mir in losen zeitlichen Abständen, dass mir ein Radiobericht oder ein Podcast ein Buch so schmackhaft machen, dass es viele andere Romane auf meiner Bücherliste überspringt und zeitnah gelesen werden muss. So rutschte Monika Fagerholms 2019 erschienenes Werk „Wer hat Bambi getötet“ auf den ersten Platz meiner Sommerleseliste, auch wenn mir heute nicht mehr klar ist, welche Sendung mich auf den Roman aufmerksam machte und welches Argument mich so besonders überzeugte (vielleicht ist dieses Vergessen von Gründen ein Zeichen der Zeit, oder aber eher ein persönliches Versagen). „Monika Fagerholm – Wer hat Bambi getötet?“ weiterlesen

The Wizard of Lies

Jahr: 2017 | Regie: Barry Levinson | Filmbiographie | 133min

Wie Sie, geneigter Leser dieses Blogs, vielleicht wissen habe ich dieses Jahr mein Interessensgebiet auf den Finanzbereich ausgeweitet und dabei begegnete mir der Fall von Bernard Madoff, der – wie sich 2008 herausstellte – ein riesiges Betrugssystem als Investmentbanker aufbaute, dass seinerzeit in sich zusammenfiel und allerhand geprellte Investoren zurückließ und es gibt nicht ärgerlicheres als Geld auf dem Finanzmarkt zu verlieren, wie ich ihnen als Junginvestor berichten darf!
Barry Levinsons (den man als Regisseur zahlreicher Klassiker wie „Rain Man“ oder „Good Morning Vietnam“ kennen mag) Film erzählt, wie Madoff (Robert De Niro), einer der angesehensten Männer der Wall Street von einem geschätzten Geschäftsmann und Familienvater zu einer persona non grata wurde. „The Wizard of Lies“ weiterlesen

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Jahr: 2021 | Regie: Detlef Buck | Drehbuch: Detlef Buck, Daniel Kehlmann | Literaturverfilmung | 114min

Jetzt, da der Juni vorbei ist, erscheint es mir leider umso klarer; es gibt keinen schöneren Monat im Jahr! Der Sommer hat begonnen und liegt doch vor einem, die Tage sind endlos lang, die Dunkelheit nur dazu da, um sich abzukühlen oder Sterne zu beobachten. Für mich ist Juni, das noch aus meiner Kindheit und Jugend herstammende Gefühl, dass der Stress des Schuljahres endet, die Zensuren im Kasten sind (und irgendwie den Eltern beigebracht werden müssen) und nun endlich der Sommer beginnen kann (auch wenn dieses Gefühl eine jahrzehntealte Erinnerung ist, die übrigens in der Serie „Sex Education“ gut vermittelt wird, ist es ein für den Juni immer noch sehr schönes Bild). Der Juni ist die Zeit, wo der Sommer starten kann und wo er doch irgendwie schon seinen Höhepunkt erreicht, ohne dass man es merkt.

Tatsächlich kann ein Juni aber auch sehr verregnet sein, noch blöder ist es, wenn man in diesem Monat Lasten trägt, die man gar nicht tragen wollte und die einem manchmal fast zu schwer vorkommen. Umso schöner ist es aber, wenn diese Lasten im Juli gar nicht mehr schwer wirken! Jetzt, da der Juni vorbei ist, habe ich das Gefühl diesen schönsten aller Monate irgendwie verpasst zu haben, aber dieses Gefühl habe ich jedes Jahr, mit einer kleinen Varianz der Stärke. Was dieses Jahr unterscheidet, geneigter unbekannter Leser dieser Zeilen, ist dass ich im Juni tatsächlich zu kaum Kultur kam, weshalb der Juni 2024 eintragslos auf diesem Blog blieb. Doch nun ist Juli, man wird älter und hofft wieder mehr seine Notizen zu den Dingen vermerken zu können, welche etwas über die Welt und deren Leben aussagen könnten und deshalb soll diese kleine Juni-Elegie an dieser Stelle enden. „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ weiterlesen