Christoph Hein – Verwirrnis

Vor einiger Zeit hörte ich im Deutschlandfunk eine Lesung von Christoph Heins Roman „Verwirrnis“. Eine Neugier auf dieses Buch spross in mir, wenngleich nur latent und in diesem Sommer wurde der 2018 veröffentlichte Text in meine Sommerleseliste aufgenommen. Tatsächlich sind schon einige Bücher dieser Liste abgelesen und man kommt nicht umhin festzustellen, dass die Hälfte des Sommers schon wieder vorbei ist.
Gerade noch war es Ende April und der Gartentisch wurde auf dem Balkon zum Abendessen erstmals festlich mit Sushi gedeckt, schon werden die Tage wieder kürzer und das Wetter zeigt schonmal, wie es im Herbst sein könnte. Noch ist der Sommer aber nicht abgeschrieben und die Leseliste hält noch einige Bücher parat, aber mit dem hereinbrechenden August wird uns gewahr, dass jeder Sommer, wie jedes Jahr, wieder zu kurz ist. „Christoph Hein – Verwirrnis“ weiterlesen

Christoph Hein – Glückskind mit Vater

Christoph Hein schätze ich sehr, weil er über die jüngere deutsche Geschichte außerordentlich lesenswerte Romane verfasst hat, so wie „Landnahme“, einen großartigen Vertriebenenroman, der in der DDR spielt. Ein ähnlich geschichtliches Sujet behandelt „Glückskind mit Vater“ aus dem Jahr 2016.
Der Ich-Erzähler Konstantin Boggosch ist ein angesehener Bürger einer Kleinstadt an der Havel. Er war Gymnasialdirektor und zum Jubiläum der Bildungsanstalt wird er von der Lokalzeitung um ein Interview gebeten. Doch Boggosch ist nicht daran interessiert, denn er möchte die alten Zeiten Ruhen lassen, denn er hat ein (irgendwie offenes und doch verstecktes) Geheimnis, was er Zeit seines Lebens mit sich herumträgt; die Abstammung von seinem Vater, der ein am Ende des Krieges gehängter Kriegsverbrecher war. Obwohl Konstantin erst nach dessen Tod geboren wurde, verfolgt der Vater und sein Wirken für die Nazis im 3.Reich ihm auf Schritt und Tritt und behindern sein Leben in der DDR, woraufhin Konstantin einen Plan fasst. „Christoph Hein – Glückskind mit Vater“ weiterlesen

Christoph Hein – Landnahme

Bernhard Haber ist ein schweigsamer und schulisch leistungsschwacher Schüler. Trotzdem hat er eine beachtliche Präsenz, niemand in der Klasse würde sich mit ihm anlegen, obwohl man es allzu gern täte, denn ein Merkmal ist es, das ihn scheinbar am besten beschreibt und gleichzeitig zum großen Außenseiter macht, in den 1950er Jahren im kleinen fiktiven Städtchen Guldenberg an der Mulde: er ist ein aus Schlesien vertriebener Umsiedler.

In Christoph Heins 2004 erschienenen Roman „Landnahme“ wird ein Großteil des Lebens eines Vertriebenen erzählt, der noch in Kindheitstagen aus Breslau nach Sachsen kommt, mit einem behinderten, einarmigen Vater, der als Tischler kaum mehr arbeiten kann und deren gemeinsam größtes Problem vielleicht nicht einmal die große Armut ist, in welcher sie leben, sondern das sie keine Heimat mehr haben und das der neue Lebensort sie argwöhnisch und feindlich begrüßt und ihnen klar machen möchte, ihr seit hier Fremde – und Fremde sind nun mal keine Einheimischen. „Christoph Hein – Landnahme“ weiterlesen

Christoph Hein – Weiskerns Nachlass

Auf eine Empfehlung hin, las ich Christoph Heins Roman „Weiskerns Nachlass“, der bei Suhrkamp erstmals 2011 veröffentlicht wurde.
Wir erleben den Alltag des Universitätsangestellten Rüdiger Stolzenburg, welcher gerade 59 Jahre alt geworden ist. Er besitzt eine halbe Stelle am Institut für Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig  und seine finanziellen und beruflichen Perspektiven sind als sehr überschaubar einzuordnen. Sein Liebesleben ist von gelegentlichen Beziehungen geprägt, welche er nicht zu intensiv gestalten möchte und sein Hobby ist neben einer monatlichen Billardrunde; das Erforschen, Sammeln und Zusammenfügen des Lebens Friedrich Wilhelm Weiskerns zu betreiben, mit dem finalen Ziel, einmal eine komplette Werksausgabe dieses Schauspielers, Schriftstellers und Topographen des 18. Jahrhunderts herauszugeben. Allerdings ist kein Verlag für dieses Vorhaben irgendwie zu begeistern. „Christoph Hein – Weiskerns Nachlass“ weiterlesen