Buba

Jahr: 2022 | Regie: Arne Feldhusen | Länge: 94min | Komödie

Karma, haben Sie sicherlich schon von gehört, geneigter Leser. Quasi; die Ausgeglichenheit von Gut und Böse auf dem eigenen Schicksalskonto des Lebens. Wann immer sie etwas tun, wird das bewertet und verrechnet. Sie haben etwas Böses gemacht (z.B. von den offenwarmen Plätzchen genascht, die erst abkühlen sollten) und schon schickt ihnen das Karma etwas, dass diese böse Tat abrechnet (sagen wir, mit Bauchschmerzen). Nicht ganz unentscheidend bei so einer Karma-Schicksals-Rechnung ist die subjektive Interpretation der eigenen Taten, damit diese auch auf irgendeiner Seite des Karmas verbucht werden können, denn was für die Einen eine unreflektierte Handlung ist, das ist für den Anderen ein böses Vergehen und für den Dritten vielleicht ein netter Spaß.

Jakob „Buba“ Otto (Bjarne Mädel) schleppt sich seit frühesten Teenager-Tagen damit herum, alles in seinem Leben auf Gut oder Böse bewerten und entsprechend gegenzurechnen zu müssen. Und das alles nur, weil er mal einen Ausflug mit seinen Eltern und seinem Bruder Dante (Georg Friedrich) schwänzte, um an einem Breakdance Wettbewerb teilzunehmen, in welchem er tatsächlich Leo diCaprio auf den 2.Platz verwies. „Größter Moment des Lebens“ war das für den jungen Jakob, aber er zahlte dafür, denn zu gleicher Stunde verloren seine Eltern bei einem Autounfall ihr Leben und nur der Bruder überlebte, der aber eine eigenwillige Sprachstörung davontrug. Seit diesen Tagen ist es Bubas Lebensmaxime, wann immer ihm etwas Gutes wieder fährt, wird er alsbald mit etwas Schlechtem dafür bezahlen müssen. Das lässt natürlich nur einen logischen Rückschluss zu, man füllt sein Konto mit Schlechtem an, damit dann das eventuell kommende Gute abbezahlt werden kann. „Buba“ weiterlesen

Gundermann

Jahr: 2018 | Regie: Andreas Dresen | Drehbuch: Laila Stieler | Länge: 127min | Bio-Pic | Location: Lausitzer Braunkohlerevier

Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) war eine Legende der DDR-Liedermacherszene, der auch nach der Wende größere Erfolge in Ostdeutschland feierte, im Westen aber unbekannt war. Andreas Dresen porträtiert Gundermanns Leben (und benennt den Film einfach gleich nach der Hauptperson) in der DDR bis in die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung und porträtiert eine sehr ungewöhnliche und ambivalente Persönlichkeit. Gundermann war überzeugter Kommunist, aber auch ein Mann, der sich gern mit Mächtigen anlegte, wenn er Missstände sah. Er flog aus der Volksarmee und wurde nicht vollwertiges Mitglied der SED, obwohl er das gern geworden wäre, seine Texte reflektierten die Schwierigkeiten des Lebens und beleuchten politische oder auch ganz private Probleme. Gundermann war aber auch Stasi-Spitzel, wenngleich er selbst ebenso bespitzelt wurde. Gundermanns Heimat war die DDR und er tat, was er für richtig hielt, diese Heimat zu verbessern.
Dresens Film legt den Scheinwerfer auf zwei Themen in Gundermanns Biographie. Da ist zum einen sein Hineingezogenwerden in die Firma (daher die Stasi) und seine persönliche Aufarbeitung nach der Wende und da ist zum anderen seine Liebesbeziehung zu Conny (Anna Unterberger), die seine Frau werden wird und die das nicht ganz einfache Los gezogen hat, mit dem ständig unter Strom stehenden Gundermann eine Familie zu organisieren. Dieser wiederum möchte trotz seines ansteigenden musikalischen Erfolgs mit seiner Band nicht auf seine Arbeit auf dem Braunkohlebagger verzichten. „Gundermann“ weiterlesen

25 km/h

Jahr: 2018 | Regie: Markus Goller | Drehbuch: Oliver Ziegenbalg | Roadmovie

In unserer Reihe Roadmovies nach Zahlen (siehe „303“) kommen wir nun zu 25, genauer zu: 25 km/h. Das ist die Höchstgeschwindigkeit, die ein Mofa erreichen kann und damit eigentlich ein ziemlich cooler Titel für ein Mofa-Roadmovie.
Nach der Beerdigung ihres Vaters beschließen die ungleichen Brüder Georg (Bjarne Mädel) und Christian (Lars Eidinger) ihren Jugendtraum wahrzumachen und vom heimischen Schwarzwald quer durch Deutschland an den Timmendorfer Strand zu fahren und das mit den alten Mofas, aus den Jugendjahren. Dabei gibt es ein paar Aufgaben zu erledigen, die der Vorstellungswelt der damals 15-jährigen geschuldet sind. Doch als die wilde Fahrt beginnt, stellen beide schnell fest, dass sie nicht als Jugendliche fahren, sondern das ihr bisheriges Leben immer mitfährt. „25 km/h“ weiterlesen

Mord mit Aussicht

Leider zu selten, kann ich von einer hervorragenden deutschen Serie berichten. „Mord mit Aussicht“ ist so ein Ausnahmefall. Das ich erst durch meine Internetvideothek mit der Serie vertraut wurde ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Ausstrahlung der Serie in der ARD gern mit meinen Fußballzeiten kollidierte, denn gehört von der ziemlich hohen Qualität hatte ich schon vorher. Wenn ich mich recht erinnere, verließen sogar mal meine Tante und mein Onkel eine Familienveranstaltung sehr pünktlich, um rechtzeitig für eine Ausstrahlung der Sendung zu Hause zu sein (aber ganz sicher darüber bin ich nicht).

Da die Serie sehr hohe Einschaltquoten genoss und allgemein sehr gefeiert wurde, werden die meisten schon wissen worum es bei „Mord mit Aussicht“ geht. Deshalb hier nur kurz. Im Mittelpunkt steht die Großstädterin Sophie Haas (Caroline Peters), die in die Eifel versetzt wird. Das dies die tiefste Provinz ist, die man sich vorstellen kann, suggeriert dann auch der Name des Dörfchen in welchem Frau Haas ihren Dienst antreten muss, nämlich Hengasch, ganz in der Nähe der Kreisstadt Liebernich. Und wäre die Eifel nur so schön, wie sie nun mal ist, wäre alles auch halb so schlimm, aber hier Leben auch Menschen, die für einen Großstädter wie Sophie Haas recht ungewöhnlich sind. So wie ihre Kollegen auf der neuen Dienststelle. Da ist Polizeiobermeister Schäffer (Bjarne Mädel), der zwar ein gutes Herz hat, aber eine Mischung aus Provinzwachtmeister und mäßig begabten Kriminalisten ist und dadurch keine große Hilfe darstellt, wenn es um das Lösen von Fällen im Ort geht. Und spätestens hier wird es wirklich bitter, denn in Hengasch passiert einfach mal nichts. Der letzte Mord ist Jahre zurück, so dass sich auch die junge Polizeimeisterin Bärbel Schmied (Meike Droste) kaum daran erinnern kann. Doch mit Sophie Haas wird einiges anders. Zum einen schon mal dadurch, dass neu auftauchende Todesfälle genauer untersucht werden, auch wenn der ansässige Arzt Dr.Bechermann (Patrick Heyn) bei jedem neuen Toten nur zu gern auf Herzinfarkt tippt. Und siehe da, hinter dem ein oder anderen vermuteten natürlichen Tod, steckt doch ein Mord. Das passt nun gar nicht Hans Zielonka (Michael Hanemann), dem ehemaligen Polizeichef des Ortes, wird man doch den Verdacht nicht los, seine Aufklärungsarbeit der letzten Jahrzehnte war nicht frei von kapitalen Schnitzern. Zum anderen findet Sophie Haas sich in einem sehr dörflichen Gepräge wieder, deren Informationszentrale Schäffers Frau Heike (Petra Kleinert), gern auch „Muschi“ genannt, ist, welche quasi als Bild-Zeitungsersatz die Rolle der Gerüchtestreuerin einnimmt. „Mord mit Aussicht“ weiterlesen

Der Tatortreiniger

Seit ich bei watchever (ein kostenpflichtiges Streamingportal im Internet) bin, kommen mir (Fernseh-) Serien mehr und mehr wie Bücher vor. Es ist ein wenig, wie wenn man vor einem großen Regal steht (also dem Angebot des Portals) und darin lauter Romane findet. Während Filme meist über rund zwei Stunden unterhalten, haben Romane und Serien nicht nur gemeinsam, dass es erheblich mehr Zeit kostet, sie von Anfang bis Ende den Inhalt zu verfolgen. Man legt Pausen ein und setzt sich nur dann vor den Bildschirm, wenn man Zeit und Lust hat, genauso wie man es sich auf seiner Coach gemütlich macht, wenn man ein gutes Buch lesen möchte. Weiterhin ist beiden gemeinsam, dass mit zunehmender Sehdauer, sich der Rezipient mehr und mehr mit den dargestellten Charakteren identifiziert und er in die Handlung hinein gesogen wird.
Früher, als ich Serien noch im Fernsehen gesehen habe, musste man immer eine Woche warten, ehe die nächste Folge begann. Als ich die Sopranos auf DVD sah, musste ich mir jede weitere Folge aufteilen, wenn ich noch nicht die nächste Staffel ausgeliehen hatte und nur noch wenige Folgen übrig waren. Mit dem Internet und dessen Steamingangeboten ist das anders geworden. Man steht vor einer riesigen Auswahl voller Sachen, von denen man schon mal was gehört hat und man greift zu. Dabei geht man ähnlich wie bei Büchern im Regal vor. Einige sind einem wichtig und man benötigt eine spezielle Atmosphäre, um sie zu schauen, vielleicht abends mit einer Flasche Bier, um den Tag eine abschließende und spannende Note zu geben. Andere nimmt man für eine Pause zwischendurch, während einer Reise im Zug oder des Mittag- oder Abendessens. Man muss dabei nicht die gesamte Folge ansehen, sondern nur ein paar Minuten zur Ablenkung, um dann später irgendwann wieder fortzusetzen. Meine momentane Hauptserie heißt „Breaking Bad“ und ich pflege sie mir nicht zwischendurch anzusehen, sondern eine Folge am Stück zu genießen, denn jede von ihnen sind ganz wunderbar. Nebenher hörte ich von der deutschen Serie „Der Tatortreiniger“, fand sie in meinem Streamingregal und klickte mal rein.
Da diese Serie der Form einer Reihe gleicht, ist es im Grunde gleich mit welcher Folge man anfängt, denn es gibt mehr oder weniger keine folgenübergreifende, fortlaufende Handlung. Im Mittelpunkt steht immer Tatortreiniger Schotty (Bjarne Mädel) der genau das tun soll, was sein Arbeitstitel aussagt, nämlich Leichenreste wegputzen. „Der Tatortreiniger“ weiterlesen