Frau im Dunkeln

Originaltitel: „The Lost Daughter“ | Jahr: 2021 | Drehbuch & Regie: Maggie Gyllenhaal | Drama | 122min | Location: Insel Spetses (Griechenland)

Wenn ich, in meinem dafür vielleicht zu hohem Alter, nochmal mein Berufsleben komplett ändern und Schriftsteller werden sollte, dann will ich so werden wie Thomas Pynchon oder Elena Ferrante. Jetzt dürfen Sie das, geneigte Leser, nicht missverstehen. Ich würde mich künstlerisch nie auf so ein Niveau steigern können, aber ich bewundere den Amerikaner und die Italienerin dafür, dass sie als Privatpersonen komplett anonym geblieben sind als. Man weiß nicht, wie sie aussehen und wo sie Leben und sie bewerben ihre neuesten Bücher nie selbst. Ihre Werke stehen damit quasi für sich und etwas Besseres kann ich mir für ein Buch (das ich hoffentlich trotzdem irgendwann mal schreiben werde und wenn nur ich es lese) kaum vorstellen. „Frau im Dunkeln“ weiterlesen

Broadchurch

Idee: Chris Chibnall | Krimi-Serie in 3 Staffeln zu je 8 Folgen, hier nur 1.Staffel gesehen | Erstausstrahlung 2013 auf ITV

Krimiserien sind ja eigentlich immer ein netter Zeitvertreib, gerade im Fernsehen. Und wenn es momentan einen kleinen Hype um die wunderbare Olivia Colman und ihren berechtigten Oscar 2019 für ihre Rolle in „The Favourite“ gab, dann bietet es sich geradezu an, in die ziemlich gefeierte britische Serie „Broadchurch“ zu schauen, wo sie eine Hauptrolle spielt. „Broadchurch“ weiterlesen

The Favourite

Jahr: 2018 | Regie: Giorgos Lanthimos | Drehbuch: Deborah Davis, Tony McNamara | Historienfilm | Länge: 120min | Location: England

Es ist der Beginn des 18. Jahrhunderts und der spanische Erbfolgekrieg lässt die Armeen der europäischen Königshäuser in den Krieg ziehen. Die britische Monarchie wird von Queen Anne (Olivia Colman) angeführt, aber es ist ihre engste Vertraute Sarah Churchill, die Herzogin von Marlborough, (Rachel Weisz) die eigentlich über die Geschicke des Landes bestimmt, denn ihr Einfluss auf die Königin ist so groß, dass sie diese nach eigenem Gutdünken manipulieren kann. So scheitert auch Oppositionsführer Robert Harley (Nicholas Hoult) immer wieder mit seinem Bemühen, eine geplante Steuererhöhung zu verhindern, welche die Herzogin, ebenso wie die Regierung für die Weiterführung des Krieges beschließen wollen. Während im Palast trotzdem dem dekadenten Treiben nachgegangen wird, erreicht eine verarmte Cousine der Herzogin am Hof. Abigal Masham (Emma Stone) erbittet von Sarah eine Anstellung und kann sich schnell nach oben arbeiten bis hin zur Queen. „The Favourite“ weiterlesen

The Lobster

Über Zusammensein, Alleinsein und Liebe wurde in der menschlichen Geschichte nicht gerade wenig gesprochen, gesungen und philosophiert. Die inhaltlichen Darreichungsformen gingen dabei in unterschiedliche Richtungen, vom schmerzvollen Trennungslied bis hin zur romantischen Komödie mit Happy End. In gewisser Weise ist Giorgos Lanthimos englisch-sprachiges Filmdebüt aus dem Jahr 2015 ebenso ein Film dieses Genres, aber das auf einer ganz anderen Ebene.
„The Lobster“ spielt in einer dystopischen Gesellschaft, die radikal zwischen Paaren und Singles trennt. Die Paare leben in der Stadt und wer Single wird, aus welchen Grund auch immer: Trennung oder Tod des Partners, der muss in ein Hotel, zu einer Art Anbandelungsurlaub. Doch aufgemerkt, wer sich nicht in 45 Tagen einen neuen Partner angelt, der wird in ein Tier seiner Wahl verwandelt. Der Ausdruck: „ich werd zum Tier“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Jetzt könnte man ja meinen, 45 Tage in einem Flirtcamp, da wird sich schon irgendeine(r) finden, aber in Lanthimos dystopischer Welt stoßen wir auf ein Sozialverhalten, dass den Charme der Bedienungsanleitung eines Videorekorders hat und so viel Ironie kennt, wie ein drei-jähriges Kind. Über Humor müssen wir gar nicht erst reden. Wie günstig ist es da, dass man sich eine Aufenthaltsverlängerung besorgen kann und das bei gemeinsamen Jagdausflügen im Wald. Dort leben, ausgestoßen von der Gesellschaft, die Singles zusammen mit den Tieren. Mit Betäubungsgewehren bewaffnet gehen die Hotelbewohner auf die Jagd nach Singles und wer einen trifft, der darf einen Tag länger im Hotel einen Partner suchen.
Die Erzählerin des Films (Rachel Weisz) berichtet uns vom Schicksal des verlassenen David (Colin Farrell), der zusammen mit seinem ehemaligen Bruder, einem heutigen Hund, in das Hotel einzieht, um eine Frau zu finden. Ihm und den anderen Gästen, wie seinen beiden männlichen Bekannten, einem Mann der stark lispelt (John C. Reilly) und einem hinkenden Mann, dessen Frau vor 7 Tagen starb (Ben Whishaw) wird im Hotel von der resoluten Managerin (Olivia Colman) und dem Personal (u.a. Ariane Labed) durch Gesellschaftstanz, Animation und kleine Theaterspiele auf anschauliche Art und Weise klar gemacht, dass „Single sein“ keinerlei Vorteile hat. Doch die Frauen im Hotel sind so alle nicht ganz nach Davids Geschmack und er findet kaum Gemeinsamkeiten mit den Damen, wie der ständig aus der Nase blutenden Frau (Jessica Barden) oder der erbarmungslos Gefühlskalten (Angeliki Papoulia). Und so verrinnen die Tage.      „The Lobster“ weiterlesen