Buba

Jahr: 2022 | Regie: Arne Feldhusen | Länge: 94min | Komödie

Karma, haben Sie sicherlich schon von gehört, geneigter Leser. Quasi; die Ausgeglichenheit von Gut und Böse auf dem eigenen Schicksalskonto des Lebens. Wann immer sie etwas tun, wird das bewertet und verrechnet. Sie haben etwas Böses gemacht (z.B. von den offenwarmen Plätzchen genascht, die erst abkühlen sollten) und schon schickt ihnen das Karma etwas, dass diese böse Tat abrechnet (sagen wir, mit Bauchschmerzen). Nicht ganz unentscheidend bei so einer Karma-Schicksals-Rechnung ist die subjektive Interpretation der eigenen Taten, damit diese auch auf irgendeiner Seite des Karmas verbucht werden können, denn was für die Einen eine unreflektierte Handlung ist, das ist für den Anderen ein böses Vergehen und für den Dritten vielleicht ein netter Spaß.

Jakob „Buba“ Otto (Bjarne Mädel) schleppt sich seit frühesten Teenager-Tagen damit herum, alles in seinem Leben auf Gut oder Böse bewerten und entsprechend gegenzurechnen zu müssen. Und das alles nur, weil er mal einen Ausflug mit seinen Eltern und seinem Bruder Dante (Georg Friedrich) schwänzte, um an einem Breakdance Wettbewerb teilzunehmen, in welchem er tatsächlich Leo diCaprio auf den 2.Platz verwies. „Größter Moment des Lebens“ war das für den jungen Jakob, aber er zahlte dafür, denn zu gleicher Stunde verloren seine Eltern bei einem Autounfall ihr Leben und nur der Bruder überlebte, der aber eine eigenwillige Sprachstörung davontrug. Seit diesen Tagen ist es Bubas Lebensmaxime, wann immer ihm etwas Gutes wieder fährt, wird er alsbald mit etwas Schlechtem dafür bezahlen müssen. Das lässt natürlich nur einen logischen Rückschluss zu, man füllt sein Konto mit Schlechtem an, damit dann das eventuell kommende Gute abbezahlt werden kann. „Buba“ weiterlesen

Nebenan

Jahr: 2021 | Regie: Daniel Brühl | Drehbuch: Daniel Kehlmann | Komödie | Länge: 92min | Location: Berlin

Endlich wieder Kino! Ich gebe zu, ich habe das sehr vermisst! Und was könnte zum Re-Start in der Schauburg besser passen als ein Film mit jeder Menge Mitwirkenden, die man bewundert und die sich in Daniel Brühls Regiedebüt zusammenfanden?
Daniel (Daniel Brühl) ist ein international renommierter Schauspieler und lebt mit seiner Frau Clara (Aenne Schwarz) in einem ausgebauten Loft im Prenzlauer Berg. Heute ist ein wichtiger Tag für Daniel, er muss nach London und hat ein Vorsprechen für einen potenziellen Blockbuster. Bis zum Flug hat er noch eine Stunde Zeit und geht für einen kleinen Besuch in seine Stammkneipe „Zur Brust“, einer Original Prenzelberger Kaschemme (wobei ich hörte das Berliner niemals Prenzelberg sagen würden), wie man sie eigentlich für nicht mehr existent hält. Dort trifft er auf Bruno (Peter Kurth), der sich als vehementer Kritiker der schauspielerischen Leistungen von Daniel zu erkennen gibt. Schnell wird klar, dass Daniel nicht wirklich die Menschen in seiner angeblichen Stammkneipe kennt und noch nicht mal den Namen der Wirtin (Rike Eckermann) weiß, dafür scheint Bruno eine menge über Daniel zu wissen. „Nebenan“ weiterlesen

Die Friseuse

Jahr: 2010 | Regie: Doris Dörrie | Drehbuch: Laila Stieler | Komödie | Länge: 108 min | Location: Berlin Marzahn

Kathi König (Gabriela Maria Schmeide) ist mit Leib und Seele Friseuse. Leider hat sie keinen Job, als sie nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrer Tochter Julia (Natascha Lawiszus) nach Berlin-Marzahn zieht. Davon lässt sie sich aber nicht die gute Laune und ihren Lebensmut verderben und sie beschließt, nach ihrem großen Traum zu streben, einen eigenen Salon zu eröffnen. Für die Erlangung des notwendigen Startkapitals arbeitet sie mit Silke (Christina Große) zusammen und frisiert schwarz in einem Altenheim und es sollen weitere Jobs folgen. „Die Friseuse“ weiterlesen

All my loving

Jahr: 2019 | Regie und Drehbuch: Edward Berger | Länge: 116 min | Spielfilm

Die drei Geschwister Stefan (Lars Eidinger), Julia (Nele Müller-Stöfen) und Tobias (Hans Löw) treffen sich in einem Café. Kurz wird besprochen, wie es geht und was für Dinge zu erledigen sind. Nach dieser Eingangsszene des Spielfilms von Edward Berger folgen drei Geschichten, die jeweils das momentane Leben eines der drei Geschwister zeigen.
Stefan hat gesundheitliche Probleme und kann deshalb seinen Job als Flugkapitän nicht mehr ausführen. Das er vielleicht nie wieder fliegen kann, erzählt er aber niemanden, nicht mal seiner Tochter Vicky (Mathilde Berger), sondern lebt sein Lebemann-Leben weiter, als wäre nichts geschehen, besucht Partys, schleppt Frauen ab und kümmert sich gelegentlich, auf Freizeitbasis, um seine Tochter und seinen trägen Hund Rocco. Julia ist mit ihrem Mann Christian auf einer Städtereise in Turin, als sie einen Straßenhund findet und diesen nach einem Autounfall hilft und aufpeppelt. Schnell wird klar, dass ihr Verhalten etwas kompensiert. Tobias wiederum hat zwei Kinder ist Hausmann und Student der Philosophie, während seine Frau arbeitet und die Familie finanziell versorgt. Er wird zu seinen Eltern gerufen. Während sich Mutter Ebba (Christine Schorn) um den Einbau eines neuen Badezimmers kümmert scheint Vater Pit (Manfred Zapatka) Probleme mit der Gesundheit zu haben. „All my loving“ weiterlesen

Gundermann

Jahr: 2018 | Regie: Andreas Dresen | Drehbuch: Laila Stieler | Länge: 127min | Bio-Pic | Location: Lausitzer Braunkohlerevier

Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) war eine Legende der DDR-Liedermacherszene, der auch nach der Wende größere Erfolge in Ostdeutschland feierte, im Westen aber unbekannt war. Andreas Dresen porträtiert Gundermanns Leben (und benennt den Film einfach gleich nach der Hauptperson) in der DDR bis in die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung und porträtiert eine sehr ungewöhnliche und ambivalente Persönlichkeit. Gundermann war überzeugter Kommunist, aber auch ein Mann, der sich gern mit Mächtigen anlegte, wenn er Missstände sah. Er flog aus der Volksarmee und wurde nicht vollwertiges Mitglied der SED, obwohl er das gern geworden wäre, seine Texte reflektierten die Schwierigkeiten des Lebens und beleuchten politische oder auch ganz private Probleme. Gundermann war aber auch Stasi-Spitzel, wenngleich er selbst ebenso bespitzelt wurde. Gundermanns Heimat war die DDR und er tat, was er für richtig hielt, diese Heimat zu verbessern.
Dresens Film legt den Scheinwerfer auf zwei Themen in Gundermanns Biographie. Da ist zum einen sein Hineingezogenwerden in die Firma (daher die Stasi) und seine persönliche Aufarbeitung nach der Wende und da ist zum anderen seine Liebesbeziehung zu Conny (Anna Unterberger), die seine Frau werden wird und die das nicht ganz einfache Los gezogen hat, mit dem ständig unter Strom stehenden Gundermann eine Familie zu organisieren. Dieser wiederum möchte trotz seines ansteigenden musikalischen Erfolgs mit seiner Band nicht auf seine Arbeit auf dem Braunkohlebagger verzichten. „Gundermann“ weiterlesen

25 km/h

Jahr: 2018 | Regie: Markus Goller | Drehbuch: Oliver Ziegenbalg | Roadmovie

In unserer Reihe Roadmovies nach Zahlen (siehe „303“) kommen wir nun zu 25, genauer zu: 25 km/h. Das ist die Höchstgeschwindigkeit, die ein Mofa erreichen kann und damit eigentlich ein ziemlich cooler Titel für ein Mofa-Roadmovie.
Nach der Beerdigung ihres Vaters beschließen die ungleichen Brüder Georg (Bjarne Mädel) und Christian (Lars Eidinger) ihren Jugendtraum wahrzumachen und vom heimischen Schwarzwald quer durch Deutschland an den Timmendorfer Strand zu fahren und das mit den alten Mofas, aus den Jugendjahren. Dabei gibt es ein paar Aufgaben zu erledigen, die der Vorstellungswelt der damals 15-jährigen geschuldet sind. Doch als die wilde Fahrt beginnt, stellen beide schnell fest, dass sie nicht als Jugendliche fahren, sondern das ihr bisheriges Leben immer mitfährt. „25 km/h“ weiterlesen

303

Jahr: 2018 | Regie und Drehbuch: Hannes Weingartner | Roadmovie | 145min

Jule (Mala Emde) verhaut ihre letzte Biologieprüfung am Ende des Sommersemesters, auch weil ihr Leben gerate etwas aus den Fugen gerät. Sie ist ungewollt schwanger und kann nicht sagen, wie sie mit dieser Nachricht umgehen soll. Sie fährt mit ihrem zum Wohnmobil umgebauten Mercedes 303 von Berlin aus nach Portugal, um mit dem Kindsvater Alex, ihrem Freund, der dort gerade seine Doktorarbeit schreibt, darüber zu reden. Auf dem recht langen Weg dahin nimmt sie Jan (Anton Spieker) mit, der auf der Suche nach seinem leiblichen Vater ist, der in Bilbao wohnen und arbeiten soll.

Beide reisen nun über Belgien und Frankreich auf die iberische Halbinsel und verbringen die Reise, um über Beziehungen, das Leben und die Natur des Menschen zu sprechen und stellen dabei fest, dass sie trotz recht gegensätzlicher Meinungen immer größere Sympathien füreinander hegen. „303“ weiterlesen

Transit

Jahr: 2018 | Regie & Drehbuch: Christian Petzold (nach dem gleichnamigen Roman von Anna Seghers) | Spielfilm | Länge: 101min | Location: Marseille

Die Lage ist schwierig geworden in Frankreich. Auf Druck der deutschen Nazis durchkämmen französische Einsatzkräfte Paris und suchen nach Deutschen, die vor dem Regime flüchten müssen. Georg (Franz Rogowski) sitzt in Paris fest während Polizei durch die Straßen jagt, auf der Suche nach Illegalen, nach der nächsten Razzia. Da bekommt er einen Angebot, er soll einen Brief zum deutschen Schriftsteller Weidel ins Hotel bringen. Dafür kann er am nächsten Tag mit nach Marseille gelangen, wo das Leben als Flüchtling noch nicht so gefährlich ist und man sich nach Amerika ausschiffen kann. Georg gelangt ins Hotel, doch Weigel hat sich umgebracht. Er erreicht schließlich Marseille und trifft dort auf Weigels Frau (Paula Beer), die ihren Mann sucht, gleichzeitig aber eine Affäre mit dem ebenso flüchtenden Arzt Richard (Godehard Giese) hat. Alle warten auf das nächste Schiff, darauf ihre Papiere in Ordnung zu bringen, das bisherige Leben hinter sich zulassen und zu schauen, was man als Notgepäck mitnehmen möchte und was nicht. „Transit“ weiterlesen

In den Gängen

Jahr: 2018 | Melodram | Regie: Thomas Stuber | Drehbuch: Thomas Stuber, Clemens Meyer | Länge: 120min | Location: Großmarkt

Irgendwo zwischen Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt liegt ein Großmarkt, direkt an der Fernverkehrsstraße. Wie jeder Einkaufsort ist er voller Träume, doch „In den Gängen“ erzählt uns von den Träumen und dem Leben der Beschäftigten des Großmarktes, nicht von denen seiner Kunden. Christian (Franz Rogowski) kommt als Frischling in den Markt und wird in die Getränkeabteilung von Bruno (Peter Kurth) angeleitet. Er erweist sich als guter Mentor des neuen Angestellten, welcher lieber kein Wort zu viel sagt und nicht unbedingt zu den aufnahmeschnellsten Mitarbeitern des Jahres gehört, aber seine Arbeit sehr solide macht und ein guter Kollege ist. Wenn Christian Marion (Sandra Hüller) sieht, die in der Süßwarenabteilung arbeitet, hört er immer das Rauschen des Meeres, was ein untrügliches Zeichen für Sympathie ist. Die Tage vergehen, die Kunden kommen und gehen und die Fernlaster kreuzen um den Markt am Rande der Stadt und schnell steht fest, dass der Großmarkt mehr als ein Arbeitsumfeld ist, er ist eine Familie, eine Bindung, ein Halt und vielleicht mehr das wahre Leben, als das was die Mitarbeiter zu Hause leben. „In den Gängen“ weiterlesen

Fikkefuchs

Jahr: 2017 | Drehbuch, Schnitt und Regie: Jan Henrik Stahlberg | 104 min | Tragikkomödie

Richard „Rocky“ Ockers (Jan Henrik Stahlberg) war einst der „Stecher von Wuppertal“. Jetzt lebt er allein mit Hund in Berlin und wird bald 50, sieht aber älter aus, was er nicht bemerken will. Als Squash-Partner ist er nur noch Sparring, noch schlimmer sieht es jedoch bei der einst so erfolgreichen Kommunikation mit dem anderen Geschlechts aus. Nur noch in seiner Fantasie treibt es ihn in Ägäis, wo als Rettungsschwimmer der Schwarm der Damenwelt ist. Sein Sohn Thorben (Franz Rogowski) wiederum ist das Kind einer anderen Generation. Sein Erfolg bei Frauen ist noch desaströser, was ihn frustriert und zu einem Straftäter macht, der in der Psychiatrie landet. Aus dieser entflieht er um nach Berlin zu gehen, denn dort soll es willige Frauen geben und seinen Vater „Rocky“, den er bis dahin noch niemals im Leben sah. „Fikkefuchs“ weiterlesen