Der beste Film aller Zeiten

Originaltitel: „Competencia oficial“ | Jahr: 2021 | Regie & Drehbuch: Gastón Duprat, Mariano Cohn (Buch mit Andrés Duprat) | Satire | 114min | Location: Avila (Spanien)

Seit Streaming Anbieter genauer darauf achten, welche Endgeräte in welchen Haushalten liegen und der eigene Anschluss eine geografische Distanz zum Anschluss des Entgeltzahlenden verortet ist, ist es etwas schwieriger geworden, sich kostensparend durch das Film- und Serienuniversum zu bewegen. Doch günstigerweise zahlen wir alle Rundfunkgebühren und können dadurch auf die Mediatheken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zugreifen. In diesen Archiven findet sich das ein oder andere Objekt noch nicht gesehener cineastischer Begierde.

Mehr Erwartungen als der Titel des Filmes „Der beste Film aller Zeiten“ kann man kaum beim Zuschauer wecken, wobei an dieser Stelle erwähnt sein muss, dass dies wiederum eine Besonderheit der deutschen Übersetzung ist, denn im spanischen Original, ist der Film mit „Competencia oficial“ betitelt. Wir erleben einen Milliardär (José Luis Gómez) der etwas betrübt über das eigene Lebenswerk zurückblickt, weil er zwar extrem vermögend ist, aber ihm irgendetwas für seine Legacy fehlt. Da dieses fehlende Puzzleteil nicht Geld ist, versucht er eben jenes einzusetzen, um zu schauen, ob vielleicht der beste Film aller Zeiten von ihm finanziert werden könnte und sich dadurch ein zufriedenerer Blick auf sein Lebenswerk erreichen läse. So wird ein gefeiertes Buch gekauft und die beiden besten Schauspieler des Landes engagiert, den von der Kritik gefeierten Charakterdarsteller Iván Torres (Oscar Martínez) und den populären Hollywoodstar Félix Rivero (Antonio Banderas). Beide, nicht gerade mit eingezäunten Egos versehene Stars, sollen von der Autorenfilmerin Lola Cuevas (Penélope Cruz) zu einer einmaligen Zusammenarbeit inspiriert werden. Cuevas setzt Vorproben an, um die beiden Alpha-Männchen, für den Stoff zu sensibilisieren, doch die Eigenwilligkeiten ders Trios sind kaum zu übersehen. „Der beste Film aller Zeiten“ weiterlesen

Anatomie eines Falls

Originaltitel: „Anatomie d’une chute“ | Jahr: 2023 | Regie & Drehbuch: Justine Triet (Buch mit Arthur Harari) | Justizdrama | Location: französische Alpen

Dieses Jahr bin ich in einer „Oscar-Laune“, was nichts anderes heißt, als dass ich versuche, möglichst viele Filme zu schauen, welche eine Nominierung oder gar einen Preis bei den diesjährigen Academy Awards erhalten haben. Mit fünf Nominierungen und einer Auszeichnung für das beste Drehbuch war der französische Film „Anatomie eines Falls“ der beste europäische Beitrag und nicht nur wegen der Nominierung für Sandra Hüller für die beste weibliche Hauptrolle, war dieses Justizdrama quasi noch ein Pflichtprogramm für meine „Oscar-Laune“.

Sandra Voyter (Sandra Hüller) lebt mit ihrem Mann Samuel Maleski (Samuel Theis) und ihrem sehbehinderten Sohn Daniel (Milo Machado-Graner) in einem ausgebauten Chalet in den Bergen der französischen Alpen. Während Sandra als Autorin gewisse Erfolge aufweisen kann, ist ihr Mann eher ein verhinderter Schriftsteller und es scheint, dass er etwas eifersüchtig auf den beruflichen Erfolg seiner Frau ist, denn er stört ihr Interview mit einer interessierten Studentin (Camille Rutherford) durch das Abspielen lauter Musik. Als der Gast das Chalet der Familie verlässt und der Sohn zu einem Spaziergang mit seinem Hund aufbricht, geschieht ein Unglück bei dem Samuel stirbt (das wir als Zuschauer aber nie zu Gesicht bekommen). Da nur Sandra im Haus ist, kreisen die Ermittlungen schnell um die Frage, hat sie ihren Mann umgebracht?
Ein Jahr später findet eine Gerichtsverhandlung statt, bei welcher Sandra von einem ehemaligen Freund (Swann Arlaud) anwaltschaftlich vertreten wird. Auf der Gegenseite fährt der Staatsanwalt (Antione Reinartz) schwere Geschütze gegen Sandra auf. „Anatomie eines Falls“ weiterlesen

Ich bin dein Mensch

Jahr: 2021 | Drehbuch & Regie: Maria Schrader (Buch mit Jan Schomburg) | Spielfilm | 108min | Location: Berlin

Unsere Tage im Hier und Jetzt sind von vielen Dingen beleuchtet. Wir spüren Krisen der Welt in schneller Folge aufziehen (Seuchen, Kriege, es hat schon fast etwas klischeehaft Mittelalterliches) und neue Entwicklungen scheinen Gutes, aber auch Bedrohliches vorherzusagen. So auch das Aufziehen von Künstlicher Intelligenz, die unser Leben verändern wird. In welche Richtung ist nur zu vermuten, aber recht sicher scheint es, dass – wie immer in der Menschheitsgeschichte – Positives und Negatives gleichzeitig erscheinen wird. Maria Schraders 2021 erschienener Film, scheint den erst ein Jahr später inflationierten KI-Hype etwas vorwegzunehmen und ist damit im Jahr 2024 ein sehr aktueller Film. „Ich bin dein Mensch“ weiterlesen

El autor

Jahr: 2017 | Regie & Drehbuch: Manuel Martín Cuenca | Drama | 112min | Location: Sevilla

Ich wohne im 3.Stock und schau aus meinem Arbeitszimmerfenster auf die kleine Gasse, auf welcher gerade gebaut wird. Die Bauarbeiter, die einen Grund vorgegeben bekamen, die enge Straße aufzureißen, schreien rum und man kann vermuten, dass dies zu Ausübung von Bauarbeiten zwingend erforderlich ist, auch wenn Dezibel-intensive-Maschinen gar nicht eingeschaltet sind und nur darauf warten, die Häuserwände der angrenzenden Gebäude zu rütteln. Die Familie ist ausgeflogen, die Frau erarbeitet die notwenigen Mittel, um den Haushalt vor der Privatinsolvenz zu bewahren, während der Sohn seine Teenagervorstellungen von der Düsterkeit des Seins beim Schülerpraktikum der Friedhofsverwaltung reflektieren kann. Es ist ein kalter Wintertag, die Sonne scheint und die Wohnungen der Nachbarn sind verlassen, so man dies aus der Beobachtung meines Fensters heraus sagen kann. Sie bevölkern wohl gerade die Arbeitsplätze oder Einkaufsläden Dresdens und so sitze ich und träume einen meiner tiefen, stillen und unerfüllten Träume, einmal einen Roman zu schreiben (natürlich nicht irgendeinen Roman, es müsste schon besondere Literatur sein, Literatur, die amüsant zu lesen wäre, sie müsste fiktional, aber auch authentisch sein, verschachtelt sollte die Story sein, wo ein Gedanke in kleine Teile zerstäubt, die zu tiefer Beobachtung der Welt führen, bevor sie wieder zusammengesetzt, zurück auf das große Ganze kommen).

Álvaro (Javier Gutiérrez Álvarez) besucht nun schon seit drei Jahren die Schreibkurse des Literaturprofessors Juan (Antonio de la Torre), doch ein Buch hat er noch nicht veröffentlicht. Seine Frau hingegen schon. Amanda (Maria León) hat mir ihrem ersten Buch einen Bestseller verfasst. Das ist etwas ärgerlich für Álvaro, da er einerseits nichts hat, außer seinem Buchhalterjob, auf der anderen Seite aber gar nicht Literatur für die Masse – wie die seiner Frau – schreiben möchte, sondern große Literatur, etwas Bedeutendes. Betrüblich ist weiterhin das Sujet des Buches der Gattin, dass nicht gerade wohlwollend mit der gemeinsamen Ehe umgeht. Das er Amanda nun aber auch inflagranti mit einem anderen Mann erwischt, geht dann doch etwas zu weit. Álvaro zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und wird von seinem Chef zu Erholungszwecken beurlaubt. In der neuen Wohnung will er endlich seinen Roman schreiben und da kommen ihn die neuen Nachbarn gerade recht. Da er selbst nicht gut darin ist, sich eine eigene Handlung auszudenken (was man für einen strukturellen Nachteil für Romanautoren halten könnte), schaut er einfach, was die Nachbarn tun. Doch dieses Beobachten wird schnell proaktiver als es vielleicht gut ist. „El autor“ weiterlesen

Nyad

Jahr: 2023 | Regie: Elizabeth Chai Vasarhelyi und Jimmy Chin | Bio-Pic | 121min

Wir befinden uns immer noch in den ersten Tagen des neuen Jahres und vielleicht hält sich manch einer von Ihnen, geneigter Leser, noch streng an seine Neujahrsvorsätze! Vorsätze sind im Allgemeinen eine ganz gute Sache, denn sie geben ein Ziel vor, dass man zu erreichen versucht (ob man das dann schafft, steht auf einem anderen Blatt). „Nyad“ weiterlesen

Leave the World Behind

Jahr: 2023 | Regie & Drehbuch: Sam Esmail | Endzeitfilm | 138min | Location: Long Island

Das Jahr 2023 verstärkte den Eindruck, die Menschheitsgeschichte fülle sich mit immer weiteren Katastrophen. Man kann die Konjunktur einer düsteren Endzeitstimmung nur schwerlich abstreiten, zumal eine Relativierung der Problemlage schnell in den moralischen Verdacht gerät, man würde die Herausforderung nicht ernst nehmen und damit die Katastrophe nur vergrößern. Obwohl das Grundgefühl, die Welt (oder mindestens mal das eigene Land oder die eigene Kultur) stehe am Abgrund ungefähr so alt ist, wie menschliche Zivilisationen selbst, ist es in den letzten Jahren nochmals verstärkt worden, durch einen ethischen Pathos, der herannahenden globalen Katastrophen. Was läge da näher das neue Jahr 2024 mit einem brandaktuellen Katastrophenfilm zu beginnen!

Familie Sandford macht spontan Urlaub, weil die misanthrophe Mutter Amanda (Julia Roberts) eine Pause vom menschengefüllten New York braucht. Vater Clay (Ethan Hawke) ist begeistert und mit den Kindern Rose (Farrah Mackenzie) und Archie (Charlie Evans) geht es los nach Long Island. Das angemietete Haus entpuppt sich als Luxusvilla und der Strand ist nahe und wird sogleich besucht. Die Erholung wird jedoch von einem auf Grund auflaufenden Tanker gestört. Getoppt wird das noch am Abend, als der mysteriöse G.H. (Mahershala Ali) mit seiner Tochter Ruth (Myha’la Herrold) an der Haustür klopft, sich als Hausbesitzer vorstellt und um Unterbringung bittet, weil in New York irgendwas nicht stimmen würde. „Leave the World Behind“ weiterlesen

Pain Hustlers

Jahr: 2023 | Regie: David Yates | Spielfilm | 122min | Location: Süden der USA 2011

Bei manchen Filmen weiß man nie so genau, wie man auf sie kommt. Bei „Pain Hustlers“ würde ich vermuten, lag es an der bezaubernden Emily Blunt, die mir mein Instagram Algorithmus im Zuge eines Auftritts bei Graham Nortons BBC Talkshow in Ausschnitten anzeigte. Als dann der Netflix Algorithmus mir den neuen Film mit Emily Blunt schmackhaft machte, sagte ich mir, irgendwann könne man ja mal den Film schauen. Und so passierte es neulich.

„Pain Hustlers“ weiterlesen

Reptile

Jahr: 2023 | Regie & Drehbuch: Grant Singer | Krimi | 134min | Location: New England

Der Immobilienhändler Will Grady (Justin Timberlake) muss feststellen, dass seine Freundin Summer Elswick (Matilda Lutz) in einem Verkaufsobjekt grausam ermordet wurde. Polizist Tom Nichols (Benicio del Toro) nimmt gemeinsam mit seinem Partner Dan Cleary (Ato Essandoh) die Ermittlungen auf und schnell gerät der Ex-Freund des Opfers Sam Gifford (Sam Glusman) unter Verdacht, wobei auch ein rotes Fluchtauto gesucht wird, dass nur durch den Hinweis von Nichols Frau (Alicia Silverstone) als Chrysler Imperial identifiziert werden kann. „Reptile“ weiterlesen

Oppenheimer

Jahr: 2023 | Drehbuch & Regie: Christopher Nolan | Bio-Pic | 180min

Dieser Kinosommer ist – oder besser war – „Barbenheimer“, wenn ich dies so salopp in die Runde unseres kleinen Lesekreises werfen darf. Tatsächlich kamen im Juli dieses Jahres mit „Barbie“ von Greta Gerwig und „Oppenheimer“ von Christopher Nolan zwei kinematographische Schwergewichte zeitgleich in die deutschen Lichtspielhäuser und einer der beiden Filme (nicht „Barbie“) veranlasste sogar meinen Opa, der dieses Jahr seinen 90zigsten Geburtstag feiert, nochmals ins Kino zu gehen (nach eigenem Bekunden ist der letzte Besuch 20 Jahre her). Und wenn mein Opa ins Kino in einen Film eines meiner Lieblingsregisseure geht, da muss ich den Film natürlich auch sehen. „Oppenheimer“ weiterlesen

Dune

Jahr: 2021 | Regie & Drehbuch: Dennis Villeneuve | Science-Fiction | 155min

Die verschiedenen Formen der „Dune“ Saga erregten schon seit meiner Jugend die Art von Aufmerksamkeit, die von der Existenz einer spannenden Sache zwar erfuhr, aber der Sache nie gründlich nachging. Das galt insbesondere für den Film von David Lynch aus dem Jahr 1984, den ich – obwohl selbstproklamierend Lynch Fan – niemals sah. Ich bin einem guten Freund dankbar, mich auf den aktuellen Film von Dennis Villeneuve aufmerksam gemacht zu haben und auch gleich seine Zeit investiert zu haben, diesen mit mir nochmals anzusehen, obwohl besagter Freund ihn bereits im Kino sah.[1]

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