The Highwaymen

Jahr: 2019 | Regie: John Lee Hancock | Drehbuch: John Fusco | Krimi | Länge: 132min | Location: Texas im Jahr 1934

Von „Bonnie & Clyde“ haben wohl die meisten schon etwas gehört. Dieses raubende und mordende Pärchen ist nicht nur eines, der am häufigsten zitierten Motive der Popkultur der letzten Dekaden (sicherlich am bekanntesten mit dem gleichnamigen Film von Arthur Penn mit Faye Dunaway und Warren Beatty) für sozial abweichendes Verhalten. Bonnie Parker und Clyde Barrow sind reale Menschen gewesen, die ab dem Jahr 1930, in den Jahren der Weltwirtschaftskrise im Süden der USA, Banken überfielen und (mehrheitlich, aber nicht nur) Polizisten ermordeten. Erstaunlich ist vielleicht nicht unbedingt, dass es Hunderte von romantisierenden Verweisen der Pop-Kultur gibt (ob nun als eigene Pop-Songs, Theaterstücke oder nur als Referenzen), sondern das die beiden tatsächlich auch als lebende Menschen einige Sympathien ihrer Zeitgenossen erhielten und eine Art „Robin Hood Image“ hatten. „The Highwaymen“ weiterlesen

The Discovery

Jahr: 2017 | Regie & Drehbuch: Charlie McDowell (Buch mit Justin Lader) | Science-Fiction-Film | 110min | Location: New England

Es gibt Dinge, die essenziell zum Leben dazu gehören; Essen, Trinken, die zu sich genommen Nahrungsmittel wieder auszuscheiden, Schlaf, aber natürlich auch der Tod. Als Ende von allem und als nicht zu überschreitende Erkenntnisschranke ist der Tod ein Gegenstand zahlreicher Fantasien. Diese Überlegungen, was danach kommen könnte, sind eng mit religiösen Heilsvorstellungen verknüpft. Einen großen Halt, den uns Religionen geben, sind ihre Vorstellungswelten vom Leben nach dem Tod. Charlie McDowell, dem ein oder anderen vielleicht bekannt von seinem Film „Windfall“, versucht in „The Discovery“ diesem Thema eine neue Inspiration zu geben, denn stellen Sie sich vor, es wäre wissenschaftlich bewiesen, dass da noch etwas käme, nach dem Tod.

Der Wissenschaftler Thomas Harbor (Robert Redford) hat vor zwei Jahren gezeigt, dass es so etwas wie ein Leben, eine Existenz oder ähnliches nach dem Tod gibt. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind verheerend, denn viele Menschen begehen Selbstmord, um schneller in die die Nachlebensphase treten zu können (für das Setting des Films ist dieses Szenario wichtig, aber es wirkt doch sehr konstruiert und nicht recht nachvollziehbar). Sein Sohn Will (Jason Segel), selbst Neurowissenschaftler, will deshalb seinen Vater überzeugen, seine Forschung zu widerrufen, um die Ausflucht der Menschen in den Suizid zu stoppen. Auf der Fährfahrt zum Laboratorium seines Vaters lernt er Isla (Rooney Mara) kennen, die später selbst Suizid begehen will, aber von Will gerettet wird. Sie wird in Harbors Gemeinschaft der Anhänger seiner Forschung aufgenommen, wo Harbor nicht nur nicht seine Forschung widerrufen will, sondern in einem weiteren Schritt aufzeigen kann, was nach dem Tod wirklich passiert. „The Discovery“ weiterlesen

Lou

Jahr: 2022 | Regie: Anna Foerster | Thriller | 109min |

In den letzten Monaten hatte ich das große Glück viele gute Filme sehen zu können und ich kann mich nicht mehr an einen negativen Ausrutscher erinnern, also einen Film, der wirklich richtig schlecht war. Die Zeiten sind nun dank „Lou“ vorbei.

Auf den verlassenen Orcas Islands vor der Westküste des US-Bundesstaates Washington bahnt sich ein kräftiger Sturm an. Die mürrische und alleinlebende Lou (Allison Janney) bereitet letzte Dinge vor, die in ihrem Ableben enden sollen, doch in der Nachbarschaft wird die kleine Vee (Ridley Asha Bateman) von ihrem Vater (Logan Marshall-Green) entführt und die verzweifelte Mutter Hannah (Jurnee Smollett) wendet sich an Lou, um die Polizei zu informieren. Doch die schon gebrochen wirkende Lou erinnert sich ihrer Einzelkämpfer-Ausbildung und sie und Hannah eilen Entführer und Kind hinterher. „Lou“ weiterlesen

Stromboli

Jahr: 2022 | Regie: Michiel van Erp | Drama | Länge: 86min | Location: Insel Stromboli

In der Ansammlung der Momente eines jeden Lebens, gibt es nicht nur gute bewusste Situationen. Diese schlimmen Erfahrungen können uns ebenso prägen, wie andere Episoden unseres Daseins, die gegebenenfalls erfolgreicher, fröhlicher oder lustvoller waren. Das holländische Drama „Stromboli“ erzählt von den Prägungen, die unser Leben verdrießlich machen und wie man in der Abwehr vom Schmerz der Erinnerungen, sein Leben manchmal nur noch schlimmer macht.

Sara (Elise Schaap) ist eine sehr attraktive Frau in ihren 40ern und reist auf die Insel Stromboli. Sie hat ein nicht unerhebliches Alkoholproblem, aus welchem heraus sie allerlei Unsinn betreibt. Doch der Alkohol scheint nur zu kompensieren, dass ihre Ehe gescheitert ist und das ihre 14-jährige Tochter sie hasst (was bei Teenagern schon einmal vorkommen kann). Als Sara schon fast obdachlos auf der Insel ist, findet sie Jens (Christain Hillborg), der sie mitnimmt. „Stromboli“ weiterlesen

The Banshees of Inisherin

Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Martin McDonagh | Tragikomödie | 114min | Location: Aran Islands (Irland)

Ein maßgebliches Element einer Insel, ist ihre Abgeschiedenheit von einer anderen Landmasse. Auf einer solchen Insel – klein und getrennt vom irischen Festland, wo im Jahr 1923 der irische Bürgerkrieg tobt – leben Pádraic (Colin Farrell) und Colm (Brendan Gleeson). Zwei Uhr nachmittags treffen sie sich für gewöhnlich im Pub des Eilands und schwätzen. Doch am 1.April hat Colm keine Lust mehr auf Pádraic, der die Abfuhr nicht fassen kann. Er klagt seiner geliebten Schwester Siobhán (Keery Condon) sein Leid und nimmt mit der Gesellschaft des Dorftrottels Dominic (Barry Keoghan) vorlieb. Aber eigentlich kann er nicht begreifen, dass Colm nichts mehr mit ihm zu tun haben will. „The Banshees of Inisherin“ weiterlesen

Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten

Originaltitel: „Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades“ | Jahr: 2022 | Drehbuch & Regie: Alejandro G. Iñárritu (Drehbuch mit: Nicolás Giacobone) | Spielfilm | 159min (Kinofassung: 174min) | Location: Mexiko

Es gibt Länder auf dieser Welt, die haben mich bisher nicht abgeholt, so dass ich keine Versuchung sah, dorthin zu reisen, oder – um einen Anfang zu machen – mich etwas näher mit ihnen zu beschäftigen. Mexiko gehörte in meinen Erinnerungen genau zu diesem Typ von Regionen unseres Planeten. Das hat sich in den letzten Monaten geändert. Ich bemerke, dass ich empfänglicher oder aufmerksamer bin, wenn vom größten Land Zentralamerikas die Rede ist. Dazu wird sicherlich Roberto Bolaños Roman „2666“ einen Teil beigetragen haben. Als ich neulich „Anfänge“, ein sozialwissenschaftliches Buch von David Graeber und David Wengrow[1] las, fiel meine Aufmerksamkeit auf eine interessante Interpretation der aztekischen Kultur. Nun sah ich „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ des mexikanischen Regisseurs Alejandro G. Iñárritu und ich komme nicht umhin zuzugeben, dass ich Mexiko zunehmend spannend finde. Das hat auch damit zu tun, dass Iñárritu mit diesem Film eine Art Liebeserklärung an sein Land richtet,[2] und ich diese Hommage sehr sympathisch finde. „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ weiterlesen

Weißes Rauschen

Originaltitel: „White Noise“ | Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Noah Baumbach | Drama | 136min

Das Studium der Soziologie, gerade in den frühen 2000er Jahren, war keines was direkt in lukrative Arbeitsverhältnisse mündete. Das war und ist aber überhaupt nicht schlimm, denn ein von mir wahrgenommenes großes Plus dieses mehrjährigen Vorgangs des Lernens (bei gleichzeitig größtmöglicher öffentlicher Spreizung der Bekanntgabe des neugelernten Stoffes und der dazugehörenden Fremdwörter), ist das Kennen- und Schätzenlernen von Themen, die (mir) vielleicht sonst gar nicht bewusst geworden wären. So bin ich über eine nähere Auseinandersetzung mit der Postmoderne[1] zu Don DeLillos Roman „Weißes Rauschen“ gekommen. Ich war damals in meinen frühen 20ern und schwer begeistert vom Roman, der bereits 1984 im englischen Original erschien und der alsbald zu meinem Lieblingsroman avancierte.[2]
Noah Baumbach bekam 2021 einen nicht ganz kleinen Geldbetrag von netflix, damit er diesen Roman verfilmen konnte und das Resultat kann man sich mittlerweile beim Streaminganbieter ansehen. „Weißes Rauschen“ weiterlesen

Fractured

Jahr: 2019 | Regie: Brad Anderson | Drehbuch: Alan B. McElroy | Thriller | Länge: 100min

Im Zuge des Aufholprogramms „Filmschauen 2022“ habe ich neulich Brad Andersons Thriller „Fractured“ geschaut. In diesem Thriller aus dem Jahr 2019 gerät Vater Ray Monroe (Sam Worthington) in eine Notsituation. Seine Tochter (Lucy Capri) fällt in eine Baugrube. Ray springt hinterher, doch alles scheint halb so schlimm. Trotzdem möchte seine Frau Joanne (Lily Rabe) schnell ins Krankenhaus, um Lucy untersuchen zu lassen. „Fractured“ weiterlesen

Ad Astra – Zu den Sternen

Originaltitel: „Ad Astra“ | Jahr: 2019 | Drehbuch & Regie: James Gray | Science-Fiction-Film | Länge: 123min

„Ad Astra“[1] ist Latein und bedeutet „zu den Sternen“.[2] In einer mittelfernen Zukunft bauen, im gleichnamigen Film von James Gray, die Menschen erste Raumstationen auf dem Mond und dem Mars, während sie auf der Erde riesige Weltraumantennen installieren, die tatsächlich am Firmament kratzen. Auf einer solchen befindet sich gerade Major Roy McBride (Brad Pitt), als eine schwere Energiewelle ihn erfasst und er in Richtung Erdoberfläche geschleudert wird und fast ums Leben kommt. Wie sich herausstellt, häufen sich diese Energiewellen und verursachen auf der Erde große Schäden und viele Tote. McBride wird von seinem Arbeitgeber, dem amerikanischen Space Command mit dem Auftrag betraut, seinen Vater (Tommy Lee Jones) Clifford McBride eine Botschaft zu übermitteln, da dieser der Auslöser der Energiewellen sein könnte. Dies geschieht zu Roys großer Verwunderung, dem sonst rein gar nichts aus der Ruhe bringt. Roys Überraschung bezieht sich jedoch darauf, dass er seinen Vater seit 16 Jahren für Tod hielt, in Erinnerung geblieben als großer Weltraum-Pionier, der auf der Suche nach außerirdischem-intelligenten Leben vor 20 Jahren aufbrach und in den Weiten des Alls verschwunden ist. Doch wie sich herausstellt, ist das nicht der Fall, denn Cliffords Lima-Mission hält sich irgendwo in der Nähe des Neptuns auf, scheint aber nicht mehr so zu arbeiten, wie man sich das vorstellt. Gemeinsam mit seinem Verbindungsmann Colonel Pruitt (Donald Sutherland) geht es auf die Suche nach dem Vater. „Ad Astra – Zu den Sternen“ weiterlesen

Taxi Teheran

Jahr: 2015 | Originaltitel: „Taxi“ | Regie & Drehbuch: Jahar Panahi | Länge: 82min | Mockumentary bzw. Dokufiktion

Bevor wir zum Film „Taxi Teheran“ kommen, müssen wir eine kleine Theoriediskussion zu „gespielten“ Dokumentarfilmen führen, also Filmen, die wie Dokumentationen wirken, aber keine solchen sind. Für gewöhnlich haben wir an dieser Stelle das Genre „Mockumentary“ genannt. Wie ich nun aber feststellen musste, ist das Hauptanliegen einer Mockumentary, dass es „Anspruch auf Objektivität und kulturelle Relevanz parodiert“.[1] Es handelt sich dabei vielmals, um die satirische Inszenierung scheinbar realer Vorgänge. Besonders Comedy-Serien, wie „Modern Family“, „The Office“ oder „Parks and Recreation” nutzen diese Formen der Erzählung. Ein Mittel ist es dabei, die eigene Erzählung und die eigenen Handelnden zu ironisieren. „Taxi Teheran“ weiterlesen