Florida Man

Idee: Donald Todd | Dramedy-Mini-Serie | 7 Folgen | veröffentlicht 2023 auf Netflix | Location: Florida

Zur Serien-Abwechslung lösen wir uns für einen Moment von den shakespeareschen Verwicklungen der Familie Roy in „Sucession“ und schauen nach Florida, dem südöstlichen Zipfel des US-amerikanischen Festlandes; Startrampe für Weltraumfahrten der NASA, Spring Break Hauptanlaufpunkt, Ruhestandsparadies und (eher neuerdings) konservatives Eldorado der amerikanischen Politik. „Florida Man“ weiterlesen

Das Begräbnis

Idee: Jan Georg Schütte, Sebastian Schultz | Miniserie mit 6 Folgen | veröffentlicht 2022 in der ARD

Der Sommer nähert sich seinem Ende. Die Freibäder sind schon zu. Ich habe dieses Jahr eine kleine Neuerung in meine „Frische-Luft-Zeit“ eingeführt und bin mit dem Bus nach Cossebaude gefahren, habe mich im dortigen Bad ins kalte Nass begeben und bin von dort zurückgerannt, quasi erst Abkühlen und dann Joggen. Zum Laufen gehört es sich dann für mich, einen Podcast zu hören und da fiel meine Wahl an einem der gerade beschriebenen Vorgänge, auf ein Interview mit Jan Georg Schütte in der „Hörbar Rust„. In dem sehr vergnüglichen Gespräch ging es unter anderem um Schüttes Werk als Filmemacher (mir war er bis dato nur als Schauspieler bekannt) und es wurde recht intensiv über seine Serie „Das Begräbnis“ gesprochen. Warum also nicht die freie Zeit ohne Freibad für eine Serie verwenden?[1]

„Das Begräbnis“ weiterlesen

The Baby

Idee: Lucy Gaymer und Siân Robins-Grace | Dramedy – Mini-Serie mit acht Episoden | veröffentlicht 2022 auf HBO (in Deutschland auf Sky)

Manchmal kommt man auf den komischsten Umwegen dazu, eine neue Serie zu schauen. In einer Radiosendung, die sich der Verlautbarung elektronischer Musik widmet, wurde über eine neue Serie mit dem Namen „The Baby“ gesprochen. Der Moderator erwähnte kurz, dass es sich dabei um die ungewöhnliche Geschichte eines Babys handelt, das möglichst niemand haben möchte, um danach einen Song aus der Serie zu spielen. Das Lied tat es mir nun nicht gerade an, aber die kontraintuitive Geschichte eines Babys, das so Böse ist, dass es niemand haben möchte, erschien mir eines Blickes würdig.

Natasha Williams (Michelle de Swarte) surft mit ihren 38 Jahren durchs Leben, da käme es ihr nie in den Sinn, die Verantwortung einer Mutterrolle zu übernehmen und sie zieht ihre besten Freundinnen damit auf, was diese ihr etwas übelnehmen, weil sie selbst eben gerade Mutter geworden sind, bzw. kurz davor stehen es zu werden. Doch dann passiert etwas sehr Ungewöhnliches. Vor Natasha stürzt eine Frau in den Tod und ein scheinbar zu ihr gehörendes Baby (Albie Hills und Arthur Hills) fällt in Natashas Arme. Glücklicherweise kommt die Polizei zur Hilfe und nimmt sich des Babys an. Doch auch die beiden Polizisten versterben nur Momente danach bei einem Unfall und das Baby bleibt bei Natasha. Das ist aus vielerlei Hinsicht für sie ein Problem, denn wie bereits erwähnt, stand ein Baby nicht auf ihrer Prioritätenliste. Doch damit nicht genug, denn eine geheimnisvolle ältere Frau (Amira Ghazalla) macht Natasha darauf Aufmerksam, dass das nun in ihren Armen befindliche Baby ein Massenmörder ist, der schon zum Tod von allerlei Menschen – insbesondere Frauen – führte. Doch wie sich dieses Problems entledigen? Keinesfalls wohl unter zur Hilfenahme von Natashas Schwester Bobby (Amber Grappy), die sich nichts sehnlicher als ein Kind wünscht!   „The Baby“ weiterlesen

Sie weiß von dir

Originaltitel: „Behind Her Eyes“ | Idee: Steve Lightfood | Drama-Thriller-Miniserie mit sechs Episoden | veröffentlicht 2021 auf Netflix

Im fast schon unendlich großen Universum des Streaming-Anbieters Netflix traf ich vor geraumer Zeit auf die britische Mini-Serie „Sie weiß von dir“, die recht vielversprechend beginnt;
Louise Barnsley (Simona Brown) ist eine alleinerziehende Mutter in London, die bei einem Pubbesuch zufällig auf den Schotten David Ferguson (Tom Bateman) trifft. Nach einem kurzen Flirt küssen die beiden sich und gehen getrennter Wege, bis sie sich schon am nächsten Tag wiedersehen, denn David ist der neue Psychiater einer privaten Praxisanlage, in welcher Louise als Sprechstundenhilfe arbeitet. Beide können eine jeweilige Anziehungskraft nicht leugnen, doch die Situation kompliziert sich, als Davids Frau Adele (Eve Hewson) zufällig Louise begegnet und sich mit ihr anfreundet. „Sie weiß von dir“ weiterlesen

Inventing Anna

Idee: Shonda Rhimes | Drama-Miniserie | 9 Folgen | veröffentlicht 2022 auf Netflix

Ich muss das an dieser Stelle (wahrscheinlich nicht zum ersten Mal) zugeben, ich habe eine gewisse Sucht nach dem Internet. Man kann aller fünf Minuten online gehen und den Zustand der Welt überprüfen und trifft auf die unglaublichsten Geschichten! In diesem unendlichen Universum an Storys, erinnere ich mich an die Geschichte einer Hochstaplerin, die in New York vor einigen Jahren viele Menschen um Geld betrogen hat, weil sie sich als reiche deutsche Erbin ausgab, vorhandenes Vermögen aber nur repräsentierte, statt tatsächlich zu besitzen und sich einen gewissen Namen in der High-Society machte.

Shonda Rhimes, deren Oeuvre (Bridgerton, Grey’s Anatomy, Scandal) mich bisher zu selbstgefälliger Ignoranz veranlasste, verfilmte diese ziemlich spannende Geschichte zu einer 9-teiligen Miniserie. Im Mittelpunkt der Handlung steht Vivian Kent (Anna Chulmsky), hochschwangere Journalistin des Manhattan Magzine, einem Edelprint-Journal. Bei der Anhörung des Falles von Anna Sorokin (Julia Garner) bemerkt sie das Potential für eine große Story. Sorokin, gebürtige Russin, hatte sich als deutsche Millionenerbin unter dem Namen Anna Delvey ausgegeben und sitzt wegen ihrer zahlreichen nicht bezahlten Rechnungen, nun im Gefängnis in Rikers Island und wartet auf ihren Prozess. Kent hat einige Mühe, die Story bei der heimischen Chefredaktion durchzubekommen und auch Anna zeigt sich bei ihr wenig kooperationsbereit. Das gilt auch für die zahlreichen Freunde und Geschäftspartner von Anna. Doch Vivian bohrt weiter und nach und nach zeichnen sie alle ein Bild von Anna, dass allerdings eher wie ein Mosaik wirkt. Da sind ihre Freundinnen Neff (Alexis Floyd), Kacy (Laverne Cox) und Rachel (Katie Lowes), die alle ganz eigene Erfahrungen im Umgang mit Anna gemacht haben, da ist ihr Ex-Partner (wobei das Wort Partner hier merkwürdig zwischen Business und Liebe changiert) Chase (Sasmer Usmani), dessen Geschäftsgebaren ebenfalls merkwürdig erscheint, da ist der Finanzberater Alen Reed (Anthony Edwards) oder die steinreiche selbsternannte Philanthropin Nora (Kate Burton). Sie alle erliegen irgendwann dem sehr selbstbewussten Auftreten von Anna, deren Ziel es nicht nur ist, das Leben der Superreichen zu leben, sondern die auch ihre Gastgeberin sein möchte und dafür die Anna Delvey Foundation gründen möchte, eine Art Milliardärs-Klub der Superlative. „Inventing Anna“ weiterlesen

Mare of Easttown

Idee: Brad Ingelsby | Regie: Graig Zobel| Krimi-Miniserie | 7 Folgen | Erstausstrahlung 2021 auf HBO (in Deutschland auf Sky Atlantic)

Mare Sheehan (Kate Winslet) ist Polizistin in der Kleinstadt Easttown, einem Vorort von Philadelphia, der aber für fast jeden suburbanen Raum in den USA stehen könnte (so vermute ich es mal, ausgehend davon was man sich als Europäer so von amerikanischen Vorstädten vorstellt).
Seit einem Jahr ist der Fall eines verschwundenen Mädchens ungelöst und nun wird eine junge Mutter Tod aufgefunden. Das alles bringt Mare in beruflichen Stress, denn sie bekommt einen neuen Kollegen zur Seite gesetzt, den jungschen Colin Zabel (Evan Peters), was Mare, die es gewohnt ist allein mit allem fertig zu werden, gar nicht gefällt, so sehr Zabel auch probiert, ihr alles recht zu machen. Schlimmer gestaltet sich aber Mares privater Stress, dessen vorläufiger Höhepunkt die Verlobung ihres Ex-Mannes Frank (David Denman) ist, zu der nicht nur die gemeinsame Tochter Siobhan (Angourie Rice), sondern auch Mares ständig grantelnde Mutter Helen (Jean Smart) eingeladen ist, nur eben (verständlicherweise) Mare nicht. Das die beiden Ex-Partner auch noch Nachbarn sind, macht die Situation nicht leichter. Trost kann Mare nur bei ihrer besten Freundin Lore (Julianne Nicholson) suchen. Ein Lichtblick bietet jedoch ein neuer Bewohner der Stadt, der „One-Hit“ Beststellerautor und Professor für „Creative Writing“ Richard Ryan (Guy Pearce), der sich für Mare interessiert. „Mare of Easttown“ weiterlesen

Halston

Idee: Sharr White | Biopic- Miniserie | 5 Folgen | Erstausstrahlung 2021 auf netflix

Mein Interesse an Mode bezieht sich im überwiegenden der Befriedigung der eigenen nicht gerade geringfügigen Eitelkeit und der Frage, ob Kleidungsstücke in gesellschaftlichen Schließzeiten, auch sinnvoll online bestellt werden können (ja, tatsächlich scheint dies eine Option zu sein, die sich auch in meinem Konsumentenleben zum Teil etablierte). Man kann auch sagen, wenn es um Mode geht, geht es mir darum, ob diese mir steht, theoretische Hintergründe (Schnittmuster, Innovationen, Material, Produktionsprozesse etc.) sind mir eher egal. Ich muss an dieser Stelle jedoch zugeben, dass die Welt der Mode den ein oder anderen interessanten Charakter (man denke nur an Lagerfeld Zitate!) und teilweise sehr spannenden Geschichten hervorgebracht hat. „Halston“ weiterlesen

Das Damengambit

Idee. Scott Frank, Allen Scott | Originaltitel: „The Queen’s Gambit“ | Mini-Serie | 7 Folgen |Erstausstrahlung 2020 auf Netflix

Ich gebe an dieser Stelle zwei Dinge zu. Erstens ich bewundere Schachspieler und zweitens in den wenigen Malen, in denen ich mich als solcher mit einem Konkurrenten gemessen habe, habe ich schnell gemerkt, dass ich diesem Spiel geistig nicht gewachsen bin. Das ist überhaupt ein entscheidender Punkt, bei meiner Bewunderung des Schachspiels, es gibt mir die Aura des über viele Züge im Voraus zu planenden Kampfes von intellektueller Potenz und vielleicht ist es diese Aura, die mich auch davon abhält, das Spiel selbst zu spielen. Aber Anschauen finde ich gut (es hat schon etwas, in einem Café zwei Schachspielern bei ihrem Tun zuzusehen), noch besser aber finde ich, eine Geschichte um die Personen herum zu erfahren, die mit solcher cerebralen Eigenschaften ausgestattet sind. Das sind dann meistens kleine Genies (oder haben Sie je einen saudummen Schachspieler erlebt?) die, um dem Unterhaltungsfaktor gerecht zu werden, auch die ein oder andere persönliche Eigenheit haben. Und auch die Schachhistorie bietet spannende und kontroverse Gestalten, so wie beispielsweise Bobby Fisher. „Das Damengambit“ weiterlesen

I Know This Much Is True

Idee: Derek Cianfrance | Drama – Miniserie | 6 Folgen | Erstausstrahlung 2020 auf HBO

Es ist wahrscheinlich viel mehr als postmoderner Zeitgeist, dass die Suche nach Wahrheit ein Fischen im Trüben mit der Hoffnung auf Licht ist, dass aber auch das Licht nie wirklich fest zu machen ist. Was ist also noch wahr? Was zählt? „I know this much is True“ begibt sich in die frühen 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, in den Nordosten der USA nach Conneticut und begleitet Dominick Birdsey (Mark Ruffalo) auf die Reise seines Lebens, um die Fundamente seines Lebens zu untersuchen. Da ist als erstes sein Zwillingsbruder Thomas (ebenfalls Mark Ruffalo), der mit seinen mittlerweile über 40 Jahren immer wunderlicher wird und schizophrene Züge aufweist. Aufgewachsen bei einer sorgsamen Mutter (Melissa Mio) und einem eher herrischen Vater (John Procaccino), der Dominick immer über Thomas stellte, beginnt Thomas seit dem College mit dem Leben zu fremdeln, während Dominik Dessa (Kathryin Hahn), die Frau seines Lebens trifft und mit ihr eine Familie aufbaut, die wiederum an einer Tragödie zerbricht. Thomas, zeitlebens ein Einzelgänger, lebt mehr und mehr im Wahn und begeht in einer öffentlichen Bibliothek einen körperlichen Anschlag auf sich selbst, wobei er in eine geschlossene Anstalt verlegt wird. Hier möchte Dominick ihn herausholen und gewinnt für seinen Kampf die Sozialarbeiterin Lisa Sheffer (Rosie O’Donnell). „I Know This Much Is True“ weiterlesen

Sharp Objects

Jahr: 2018 | Idee: Marty Noxon | Regie: Jean-Marc Vallée | Mini-Serie | Krimi-Psycho-Drama | 8 Folgen | Location: südliches Missouri | Erstausstrahlung auf HBO

Camille Pricker (Amy Adams) ist Reporterin einer Zeitung in St. Louis und wird von ihrem Chef (Miguel Sandoval) in ihre Heimstadt Wind Gap ins südliche Missouris geschickt, einen Ort der ziemlich gut als Sinnbild für die Provinz gelten kann (Missouri als Schauplatz von Filmen oder Serien zu nehmen ist momentan ziemlich beliebt, denkt man nur im letzten Jahr an „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ oder an „Ozark“). Hier sind zwei junge Mädchen verschwunden und Camille soll darüber berichten. Was ihr Chef ihr nicht sagt ist, dass er neben der Story auch Interesse daran hat, dass Camille ihr Leben in Ordnung bringt, denn sie ist Alkoholikerin und das ist vielleicht noch nicht mal das Schlimmste, was sie ihrem Körper antut. In Wind Gap angekommen bereitet es ihr einige Mühe, ihre Mutter Adora (Patricia Clarkson) wieder zu sehen, zu der sie immer ein sehr gespanntes Verhältnis hatte. Adora ist der Mittelpunkt von Wind Cap in ihrem herrschaftlichen Anwesen residierend, das noch von ihrer jüngsten Tochter Amma (Eliza Scanlen) und deren Vater Alan (Henry Czerny) bewohnt wird. Die Polizei, die neuerdings von einem speziell aus Kansas City eingeflogenen Detective (Chris Messina) unterstützt wird und dessen Gesellschaft Chief Vickery (Matt Craven) nicht sonderlich gefällt, kommt bei ihrer Suche wenig bis gar nicht voran. Camille beginnt in ihrer Heimatstadt, das Verschwinden der beiden Mädchen zu recherchieren, nicht ohne immer wieder mit ihrer eigenen Geschichte, ihrer Kindheit und Jugend konfrontiert zu werden. „Sharp Objects“ weiterlesen