Cornelius Maschmann – Zur Not kann die Kiste auch segeln

Ich habe eine gewisse Hass-Liebe zur Fliegerei. Auf der einen Seite plagt mich Flugangst. Auch wenn die innerhalb der letzten Jahre nachgelassen hat, so ist mir eine Flugreise immer noch nicht alles andere als egal. Auf der anderen Seite verspüre ich eine riesige Faszination in die Welt der Flugzeuge, Airlines und Piloten einzutauchen und wenn es um Geschichten, Anekdoten oder Wissenswertes aus der Welt des Fliegens geht, ist meine Aufmerksamkeit sicher.

Im Herbst sah ich dann in einer großen Buchhandlung eher beiläufig Cornelius Maschmanns Buch „Zur Not kann die Kiste auch segeln“, ein Werk das den Untertitel „Ein Flugkapitän erzählt“ trägt. Interessanterweise sah ich die Lektüre in der Abteilung „Lokales“ in Frankfurt am Main liegen, was nur wieder zeigt welch großen Einfluss der Luftverkehr in Hessens größter Stadt hat.

Ein Titel über die Abenteuer eines Flugkapitäns beflügelte meine Fantasie. Dabei bemerkte ich gar nicht, dass das Buch schon ein abenteuerlich schlechtes Cover hat, bei dem sich zwei Männer, die wohl Piloten sein sollen (aber beide nur Co-Piloten Uniformen tragen) dümmlich im Cockpit abklatschen. Den Buchrücken ziert dann ein schlafender Co-Pilot, was den flugängstlichen Passagier nicht wirklich erfreut. Nun gut, was soll es, kann der Autor ja nur wenig dafür, dass der Piper Verlag schnell mal ein billiges Hardcover macht.
Im Text erzählt Flugkapitän Maschmann aus seinem Fliegerleben. Dabei fällt auf, dass er einige Daten umgewandelt hat. Statt seinen realen Arbeitgeber zu nennen, benutzt er eine erdachte Fluglinie, die German Transatlantic Airways (an Destinationen, Flugzeugtypen und den Ort der Hauptzentrale ist aber davon auszugehen, dass seine Abenteuer an Bord von LTU und/oder Air Berlin stattfanden). Das stört jedoch nicht wirklich, ist aber etwas wunderlich zu lesen. Verstörender ist dann doch der eher saloppe Ton, der im Buch angeschlagen wird. So wird die weibliche Kabinenbesatzung gern als Mädels, Girls oder Damen zusammengefasst und auch die weitere Wortwahl erreicht nicht ein allzu hohes literarisches Niveau, man fühlt sich eher an den locker quasselnden Nachbarn erinnert. Aber auch das sei verziehen, wenngleich es am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist, später dann aber weniger nervend wirkt. Maschmann erzählt mehr oder weniger chronologisch aus seinem Leben, wobei zwei Themen beherrschend sind. Zum einen Abenteuer im Cockpit, nennen wir sie mal fliegerische Herausforderungen und zum anderen aus dem Leben eines Piloten, also der Frage, wie verbringe ich meine Zeit, wenn ich in die Karibik, auf die Malediven, nach Afrika oder sonst wohin geschickt werde und einige Tage dort bleiben muss/darf/kann bis ich von dort wieder zurückfliege. Dass kann man dann als die Sonnenseiten des Berufs bezeichnen, wobei mir gerade diese Darstellungen viel zu lang geraten sind (Darstellungen des Lebens in Bangkok, einer Safari oder ähnlichem sind mir egal, wenn ich ein Buch über die Fliegerei lesen will). Doch Maschmann kommt glücklicherweise immer wieder zu seinen fliegerischen Geschichten und die sind teilweise wirklich beeindruckend. Ebenso gefällt, wenn er von den Vorzügen und Nachteilen unterschiedlicher Flugzeuge spricht, allgemeine Themen des Linienfluges anspricht, oder über Passagiere und ihre Probleme philosophiert. So findet der Leser eine bunte Mischung (nicht immer chronologisch geordneter und damit manchmal eklektisch zusammengesetzter) Geschichten aus dem Leben eines Piloten, die für Interessierte der Luftfahrt ganz nett zu lesen sind.

Schreibe einen Kommentar