Community

Idee: Dan Harmon | Comedy | 110 Folgen in 6 Staffeln | Erstausstrahlung 2009 auf NBC

Es gibt Serien, die wie kleine versteckte Schätze sind, tief verborgen in den Weiten der Serienlandschaften warten sie darauf, gefunden und gesehen zu werden. So auch „Community“ eine Serie, von der ich vor Jahren einmal wage hörte und die ich neulich auf einem weltweit führenden Streaminganbieter wiederfand. Diese Serie stammt noch aus einer Zeit kurz vor der Produktionsinflation von Serien, die bei mir erstaunlicherweise dazu führte, eher weniger Serien zu sehen, als mehr. Zum Glück traf dies nicht auf diese Comedy-Serie zu, die zu den witzigsten und intelligentesten Serien gehört, die gedreht wurden.

Jeff Winger (Joel McHale) ist auf dem Community College in Greendale / Arizona gelandet, weil seine Anwaltskanzlei herausbekommen hat, dass er gar kein zugelassener Anwalt ist und er damit seine Stellung verlor. Das ist aus vielerlei Gründen ein herber Rückschlag in der Karriere des redegewandten und sehr auf sein Äußeres fixierten Jeff, denn ein Community College gilt im amerikanischen Bildungssystem als die niedrigste Stufe der Weiterbildung mit sehr eingeschränkter Qualität, aber bezahlbaren Gebühren, die quasi eine Vorstufe zum richtigen College darstellt. Zum Glück ist auch Britta Perry (Gillian Jacobs), eine selbsternannte Anarchistin, in Greendale eingeschrieben, deren größte Lebensleistung es bis dato war, mal in New York gelebt zu haben. Um Britta von einem Date zu überzeugen, gründet Jeff eine Studiengruppe, doch die Situation kompliziert sich, als Abed Nadir (Danny Pudi), Jeff dabei hilft die Studiengruppe mit zahlreichen anderen Studenten aufzufüllen. Sieben Studenten finden sich zusammen, neben Jeff und Britta, der eben erwähnte Abed, der eine nerdige Faszination von Film und Fernsehen hat. Dazu kommt Troy Barnes (Donald Glover), ehemaliger Highschool Footballspieler, der nach einer Verletzung seinen Sport aufgegeben hat und sich schnell mit Abed anfreundet, Annie Edison (Alison Brie) eine gerade von der Highschool kommende Musterschülerin und Küken der Gruppe, Shirley Bennett (Yvette Nicole Brown), die von ihrem Mann verlassen wurde und nun ein neues Leben starten will, sowie Pierce Hawthorne (Chevy Chase) ein einsamer und vorurteilsbeladener Millionär, der hofft in der Studiengruppe Anschluss zu finden, weil er ein eigentlich zutiefst einsamer Mensch ist. Gemeinsam lernen die Studenten für einen Spanischkurs, bei dem der exzentrische und bösartige Lehrer Mr. Chang (Ken Jeong) lehrt und der seinen Fokus nicht immer auf die Vermittlung der Sprache legt. Und schließlich ist da noch der Dean (der Rektor) der Schule, Graig Pelton (Jim Rash), dessen Professionalität das Level der Lehrtätigkeit an der Schule verdeutlicht, dessen Lebenseinstellung aber auch die Freude und den Spaß des Lebens am College vorgibt.

Damit sollte nur kurz die allergrößte Stärke von „Community“ beschrieben werden, das Ausarbeiten und Weiterentwickeln wunderbar schräger und sehr liebeswerter Figuren[1], die eine ziemlich verschworene Gemeinschaft aufbauen, welche über die Studiengruppe als Herz der Serie hinaus, sich auf das gesamte Community College ausweitet. Immer wieder tauchen dabei andere Nebenrollen auf, wie der Psychologieprofessor Ian Duncan (Jim Oliver), der selbst unter etlichen psychologischen Störungen zu leiden scheint, der adipöse Schreihals Garrett (Erik Charles Nielsen), dessen Wortmeldung immer so klingen, als würde er einen heranbrausenden Tsunami ankündigen, oder der fast stets gutgelaunte Magnitude (Luke Youngblood), dessen einzige Wortmeldung sich aus immer wiederholden zwei Wörtern (oder sind es nur Laute?) und einer Geste bestehen. Diesem Ensemble werden im Verlauf der Serie weitere Hauptfiguren hinzugefügt, wie Kriminologie-Professor Buzz Hickey (Ian Banks), oder Informatiker Elroy Patashnik (Keith David) sowie die neue Managerin der Einrichtung Frankie Dart (Paget Brewster).
Auch wenn einige Figuren im Laufe der Serie „Community“ verlassen und man jeden Verlust schmerzlich bedauert, liefern sie eigentlich schon genug Stoff, um daraus eine Kultserie zu machen. Dazu gesellt sich ein sehr eigenwilliger, aber äußerst intelligenter Humor, der teilweise eine gewisse „Vorbildung“ aus der TV-Geschichte benötigt und immer wieder stark referenziert ist, was aber nicht abschrecken sollte, denn auch ohne das Ergründen vieler Anspielungen bleibt „Community“ sehr, sehr witzig. Damit aber immer noch nicht genug; es gelingt der Serie gleichfalls, immer wieder sehr kreativ das eigene Serien-Schema mit innovativen Ideen aufzubrechen, einer Eigenschaft die Serien der letzten 5 Jahre leider kaum mehr aufweisen (als Beispiel sei die Figur Abed genannt, der auf Grund seiner TV-Nerdigkeit nicht nur zu so etwas, wie einem Erzähler der Serie wird, sondern noch mehr zu einem Erzähler und Analysten der Serienstruktur von „Community“ wird, großartig beispielsweise in der vorletzten Folge der Serie in Staffel sechs).

Das Ende der Serie nach sechs Staffeln endet ebenso traurig, wie es logisch nachvollziehbar, denn man hat das Gefühl alles sei nun erzählt und tatsächlich ist die letzte Folge nochmal ein Highlight, das sich ganz der Frage widmet, wie man Serien beschließen kann. Und auch wenn man dem eigenwilligen Serienmacher Dan Harmon (der insbesondere immer wieder im Clinch mit Chevy Chase gelegen haben soll) zugetraut hätte, viele weitere schräge und witzige Folgen zu erschaffen, so hat das abnehmende Zuschauerinteresse das Ende einer großartigen Serie beschleunigt, ein Schicksal, das viele eindrucksvolle Serien getroffen hat. Doch als Fan, als den ich mich unbedingt bezeichnen möchte, ist man wirklich froh, dass es so kreatives und intelligentes Programm über 110 Folgen lang gegeben hat.

[1] Bei „Community“ werden viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Figuren durchgespielt. So wird in einigen Fällen der Fokus auf die kleinen Schwachpunkte der Figuren gelegt und diese werden immer weiter offengelegt, bis die Figur fast nur noch aus den, in den ersten Folgen kaum erkennbaren, Schwachpunkten besteht. So sichtbar bei Britta oder Chang. In anderen Fällen werden einzelne Eigenschaften extrem verstärkt, wie bei Abed, während andere Figuren von Staffel zu Staffel subtil verändert werden, wie Dean Pelton.

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