Parade’s End

Die Mini-Serie „Parade’s End“ (in Deutschland mit dem Untertitel „Der letzte Gentleman“ versehen) hätte ich sicherlich nicht geschaut, wenn nicht in der Hauptrolle Benedict Cumberbatch zu sehen gewesen wäre, den ich seit der Serie „Sherlock“ sehr schätze. Auch hier spielt er wieder einen Menschen mit leicht genialen Zügen, der jedoch verhaftet ist, in einer fast beängstigenden Traditionalität und dies in den Zeiten, als das britische Empire kurz vor seinem Untergang stand. Er spielt Christopher Tietjens, der nach einer kurzen Affäre mit Sylvia (Rebecca Hall), diese heiraten muss, da er sich als potentieller Vater, des aus der Liebelei hervorgegangenen Kindes sieht. Beide sind unglücklich, Sylvia verlässt ihn mit einem Offizier, während Christopher sich in die junge Suffragette Valentine Wannop (Adelaide Clemens) verliebt, sich aber wegen seiner Heirat, keinesfalls näher mit ihr abgeben kann. Wir verfolgen Tietjens Leben, von der eigenen blaublütigen Familie mit größtem Missfallen gestraft, unglücklich verheiratet, aber den sozialen Regeln der Zeit streng unterwürfig. So kommt es schließlich zum 1.Weltkrieg und Tietjens muss sich entscheiden.

„Parade’s End“ (Drehbuch: Tom Stoppard, Regie: Susanna White) ist ein sehr gelungenes Porträt des dekadenten britischen Empires kurz vor und im 1.Weltkrieg, mit seinen gesellschaftlichen Formeln der Etikette und seinen Benimmregeln, nach denen scheinbar gehandelt werden muss, an denen sich aber außer Tietjens kein Mensch mehr hält. Dabei überzeugen insbesondere die teilweise messerscharfen Dialoge und die drei Hauptdarsteller, hier allen voran Rebecca Hall, als kalkulierende „Femme Fatal“. Aber auch Clemens gibt äußerst glaubwürdig eine liebenswerte „Unschuld vom Lande“  und Cumberbatch spielt das, was er am besten kann und wofür man ihn so mag, den intelligenten und nicht so leicht zu durchschauenden Sonderling. Mit nur sechs Folgen ist diese Miniserie gerade einmal 270 Minuten lang, leider hat sich ARTE dazu entschlossen, dies in zwei Blöcken herunterzusenden, eine Mode, die man schon bei „Smash“ auf RTL2 miterleben musste und die einer Serie nicht wirklich gut tut. Trotzdem exzellente Unterhaltung.

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