Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten

Originaltitel: „Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades“ | Jahr: 2022 | Drehbuch & Regie: Alejandro G. Iñárritu (Drehbuch mit: Nicolás Giacobone) | Spielfilm | 159min (Kinofassung: 174min) | Location: Mexiko

Es gibt Länder auf dieser Welt, die haben mich bisher nicht abgeholt, so dass ich keine Versuchung sah, dorthin zu reisen, oder – um einen Anfang zu machen – mich etwas näher mit ihnen zu beschäftigen. Mexiko gehörte in meinen Erinnerungen genau zu diesem Typ von Regionen unseres Planeten. Das hat sich in den letzten Monaten geändert. Ich bemerke, dass ich empfänglicher oder aufmerksamer bin, wenn vom größten Land Zentralamerikas die Rede ist. Dazu wird sicherlich Roberto Bolaños Roman „2666“ einen Teil beigetragen haben. Als ich neulich „Anfänge“, ein sozialwissenschaftliches Buch von David Graeber und David Wengrow[1] las, fiel meine Aufmerksamkeit auf eine interessante Interpretation der aztekischen Kultur. Nun sah ich „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ des mexikanischen Regisseurs Alejandro G. Iñárritu und ich komme nicht umhin zuzugeben, dass ich Mexiko zunehmend spannend finde. Das hat auch damit zu tun, dass Iñárritu mit diesem Film eine Art Liebeserklärung an sein Land richtet,[2] und ich diese Hommage sehr sympathisch finde. „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ weiterlesen

Time Share

Jahr: 2018 | Originaltitel: „Tiempo compartido“ | Regie: Sebastián Hofmann | Drama | Länge: 96min | Location: ein Ferienressort in Mexiko

Die Algorithmen des Internets sind nur schwer zu ergründen und sie sind gleichfalls wirkmächtig. Netflix beispielsweise, bemüßigt sich mir ständig neue Filme und Serien anzubieten, über deren Konsum ich doch mal dringend nachdenken sollte. So lief mir das Thumbnail des Filmplakates zu „Time Share“ über meine netflix-Suchleiste (und ich frage mich warum, vielleicht weil ich gerade vorher erst einen mexikanischen Film mit „Roma“ sah?). Da der Titel und das Thumbnail vielversprechend aussahen, habe ich daraufgeklickt (vielleicht auch aus anderen Gründen, die gegebenfalls der Algorithmus besser erkennen kann als ich selbst).

Pedro (Luis Gerado Méndez) hat für sich und seine Familie einen kostengünstigen und vielversprechenden Urlaub in einem Ressort erworben, der sich jedoch als weniger erholsam herausstellt als insbesondere von ihm erhofft, da die Angestellten des Ressort nicht nachlassen ein Time Share Angebot aufzuschwatzen. Der zum Personal gehörende Andres wiederum (Miguel Rodarte), verlor vor 5 Jahren seinen Sohn und hat sich seitdem von diesem Schock nicht mehr erholt. Fast zum Geist geworden arbeitet er noch in der Wäsche- und Putzabteilung des Ressorts, das seit neuestem andere Besitzer hat, die von Tom (RJ Mitte) vertreten werden. „Time Share“ weiterlesen

Roma

Jahr: 2018 | Drehbuch und Regie: Alfonso Cuarón | Filmdrama | Länge: 135min | Location: Mexiko-Stadt

Mexiko-Stadt ist eine der größten Städte der Welt und es wäre falsch anzunehmen, die Stadt wäre ein einziger Slum. Im Stadtteil Roma jedenfalls wohnt eine bürgerliche obere Mittelschicht, der es im Jahr 1970 nicht wirklich schlecht geht. Sra. Sofía Antonio (Marina de Tavira) managet den Haushalt eines durchaus repräsentablen Stadthauses mit vier Kindern und der Großmutter, da ihr Mann Dr. Antonio (Fernando Gradiaga) selten zu Hause verweilt und lieber Kongresse besucht. Unterstützt wird Sofía von zwei Haushälterinnen. Beide sind mexikanische Ureinwohnerinnen und wenn man ehrlich ist, schmeißen eigentlich sie den Haushalt. Insbesondere Cleo (Yalitza Aparicio) wird von den Kindern sehr geliebt und ist zum Teil der Familie geworden. In ihrer äußerst begrenzten Freizeit geht sie gern ins Kino und lernt dabei den jungen Kampfkunstbegeisterten Fermín (Jorge Antonio Guerrero) kennen. „Roma“ weiterlesen