The Discovery

Jahr: 2017 | Regie & Drehbuch: Charlie McDowell (Buch mit Justin Lader) | Science-Fiction-Film | 110min | Location: New England

Es gibt Dinge, die essenziell zum Leben dazu gehören; Essen, Trinken, die zu sich genommen Nahrungsmittel wieder auszuscheiden, Schlaf, aber natürlich auch der Tod. Als Ende von allem und als nicht zu überschreitende Erkenntnisschranke ist der Tod ein Gegenstand zahlreicher Fantasien. Diese Überlegungen, was danach kommen könnte, sind eng mit religiösen Heilsvorstellungen verknüpft. Einen großen Halt, den uns Religionen geben, sind ihre Vorstellungswelten vom Leben nach dem Tod. Charlie McDowell, dem ein oder anderen vielleicht bekannt von seinem Film „Windfall“, versucht in „The Discovery“ diesem Thema eine neue Inspiration zu geben, denn stellen Sie sich vor, es wäre wissenschaftlich bewiesen, dass da noch etwas käme, nach dem Tod.

Der Wissenschaftler Thomas Harbor (Robert Redford) hat vor zwei Jahren gezeigt, dass es so etwas wie ein Leben, eine Existenz oder ähnliches nach dem Tod gibt. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind verheerend, denn viele Menschen begehen Selbstmord, um schneller in die die Nachlebensphase treten zu können (für das Setting des Films ist dieses Szenario wichtig, aber es wirkt doch sehr konstruiert und nicht recht nachvollziehbar). Sein Sohn Will (Jason Segel), selbst Neurowissenschaftler, will deshalb seinen Vater überzeugen, seine Forschung zu widerrufen, um die Ausflucht der Menschen in den Suizid zu stoppen. Auf der Fährfahrt zum Laboratorium seines Vaters lernt er Isla (Rooney Mara) kennen, die später selbst Suizid begehen will, aber von Will gerettet wird. Sie wird in Harbors Gemeinschaft der Anhänger seiner Forschung aufgenommen, wo Harbor nicht nur nicht seine Forschung widerrufen will, sondern in einem weiteren Schritt aufzeigen kann, was nach dem Tod wirklich passiert.

„The Discovery“ hat im Grunde zwei Themen. Zum einen ist dies eine Variation der Ideen, was nach dem Tod passieren könnte und dass nicht das Nichts kommt. Die Pointe des Filmes ist es (ACHTUNG SPOILER), dass wir in einen Moment zurückkehren, in welchem wir eine Szene des Lebens beiwohnen, die wir aus der Perspektive des gelebten Lebens hätten anders machen sollen. In dieser parallelen Realität besteht dann die Chance, auf eine Alternative, vielleicht darauf viel Schmerz zu verhindern. Der Rückblick auf das Leben mit der Korrektur eines fatalen persönlichen Fehlers. Letztendlich verwendet McDowell diese gedankliche Konstruktion für seinen zweiten Erzählstrang; eine Liebesgeschichte zwischen Will und Isla, die über den Tod hinausgeht.[1]
Auch wenn das Ende der Handlung sich dann diesem Sujet so stark nähert, dass die Frage nach dem Leben nach dem Tod nur noch Vehikel wird und etwas unrund beendet wird[2], ist „The Discovery“ doch ein sehr stimmungsvoller, ruhiger, aber eingängiger Film, dessen Schauspielerkollektiv ich sehr mag, nicht nur Robert Redford, der sehr schön zwischen Wissenschaftler und einer Art Sektenguru changiert, Jesse Plemons, der als Hillbillie-Sohn und Junge fürs Grobe, wieder eine neue Facette seines Könnens zeigt, Rooney Mara als verschlossene, aber doch irgendwie rebellische Isla und natürlich Jason Segal, der es schafft seiner Figur Will, mit viel Ruhe eine Tiefe zu geben, in der sich Zweifel, Missfallen, Liebe und Güte ausdrücken[3].

Ein schöner, ruhiger und stimmungsvoller Film, über das Leben, den Tod und die Liebe.

[1] Die eigentliche Pointe geht eigentlich noch etwas weiter. Letztendlich zeigt uns der Film nur, dass es etwas gibt, dass über den Tod hinausgeht. Dort erleben die Menschen eine Szene mit einer Alternativversion des Lebens. Ob nach dieser Szene das Nichts kommt, ist wahrscheinlich, aber unklar. Für die Liebesgeschichte zwischen Will und Isla bedeutet dies (ACHTUNG SPOILER DER LETZTEN SZENE!) mit Wills Tod und seines Alternativmomentes, dass er Islas Kind rettet. Als Ausdruck der Liebe ist diese Szene wunderschön, denn Will liebt Isla so sehr, dass er auf irgendwelche Konsequenzen / Verbesserungen in seinem Leben verzichtet, vielleicht sogar darauf verzichtet, Isla nochmal kennenzulernen. Es geht ihm nur darum aus seinen Möglichkeiten heraus, ihr Leben von einem Schmerz zu befreien. Und das ist die Inszenierung eines wesentlichen Teils der Vorstellung von Liebe, der bedienungslosen Zurücknahme des eigenen Schicksals zu Gunsten der geliebten Person.

[2] Denn wie lang das Leben nach dem Tod ist, ist ebenso unklar wie die Frage, was eigentlich nachdem Leben nach dem Tod kommt?

[3] Ich gebe an dieser Stelle gern zu; insbesondere bei Charlie McDowell Filmen finde ich Jasen Segel großartig, viel besser als sein eher lahmer Charakter bei „How I Met Your Mother“ mit dem er berühmt wurde.

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