Broadchurch

Idee: Chris Chibnall | Krimi-Serie in 3 Staffeln zu je 8 Folgen, hier nur 1.Staffel gesehen | Erstausstrahlung 2013 auf ITV

Krimiserien sind ja eigentlich immer ein netter Zeitvertreib, gerade im Fernsehen. Und wenn es momentan einen kleinen Hype um die wunderbare Olivia Colman und ihren berechtigten Oscar 2019 für ihre Rolle in „The Favourite“ gab, dann bietet es sich geradezu an, in die ziemlich gefeierte britische Serie „Broadchurch“ zu schauen, wo sie eine Hauptrolle spielt.

Im kleinen südenglischen Küstenörtchen Broadchurch wird der 11-jährige Danny Tod am Strand aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass er einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Die Eltern Beth (Jodie Whittaker) und Mark (Andrew Buchan) haben große Mühe, nicht an der Wucht dieser grausamen Nachricht zu zerbrechen, während sie im Ort Mitleid und gemeinsames Entsetzen erfahren. Tom Miller (Adam Wilson) war Dannys bester Freund und es ist seine Mutter Ellie (Olivia Colman), die gerade aus dem Urlaub zurückkommend die Ermittlungen übernehmen muss, die allerdings vom neu ins Städtchen versetzten Detective Inspector Alec Hardy (David Tennant) geleitet werden. Die Bewohner von Broadchurch wie Rev. Paul Coates (Arthur Darvill), Zeitungshändler Jack Marshall (David Bradley) oder Nachwuchsjournalist Joe Miller (Matthew Gravelle) sind nicht nur entsetzt, sondern gleichsam getrieben von der Frage, wie so etwas unter ihnen passieren konnte.

„Broadchruch“ ist in seiner ersten Staffel mehr als nur eine reine Krimiserie nach dem Muster Verbrechen – Suche nach dem Täter – Lösung des Rätsels. Sie versucht gleichzeitig ein Psychogramm eines kleinen Ortes aufzuzeigen und die Reaktionen in einer Gemeinschaft auf ein solches Verbrechen. Das ist von der Idee her ziemlich spannend. Trotz beeindruckender schauspielerischer Leistungen, einigen sehr gut gefilmten Bildern und einem passenden Soundtrack, schafft es die Serie aber nicht wirklich, nachhaltig zu beeindrucken. Das liegt größtenteils am Drehbuch, dass im klassischen TV-Format den nächsten Handlungsstrang vorbereit, abarbeitet und nach Krimianleitung weiter geht. So wird im Grunde wirklich fast jeder Dreh der Handlung vorhersehbar, was dann spätestens nach der dritten Folge ärgerlich ist, lediglich ganz am Ende wird die Serie etwas spannender. Unangenehm sind ebenfalls die vielen Klischees, die Broadchurch nicht nur nicht vermeidet, sondern immer wieder gezielt aufsucht und einbaut (um nichts zu spoilern, gibt es einige Beispiele nur in den Kommentaren) und das die Serie das Weiterleben der Familie von Danny fast schon ins pathetische hebt ist irgendwann auch nur ein Ausbreiten von Leid und Leidesbewältigung. Es sind diese wirklich nervigen Szenen, die „Broadchruch“ zu einer Sonntag Abend TV-gerechten Krimiserie macht, die sich zwar in einigen Details abhebt, die dann aber wieder so ärgerlich sein kann, dass ich mir nicht sicher bin Staffel 2 anzusehen.

Ein Gedanke zu „Broadchurch“

  1. Hier die gern genutzten Klischees von „Broadchurch“ (ACHTUNG SPOILER): Zeitungen arbeiten skandalös, wobei landesweite Zeitungen noch viel schlimmer sind, als sich endlich auf die Gemeinschaft besinnenden lokale Blätter;
    alte, alleinstehende Männer sind immer verdächtig, auch wenn jeder sieht, das sie es nicht sein können;
    Priester bekommen immer mindestens eine Anspielung als potentielle Kinderschänder;
    ohne aufgebrachten Mob kann keine Dorf einen vermeintlichen Verbrecher jagen

Schreibe einen Kommentar