The Killing of a Sacred Deer

Jahr: 2017 | Regie: Giorgos Lanthimos | Drehbuch: Giorgos Lanthimos & Efthymis Filippou | Horror-Drama| Länge: 121min

Der Herzchirurg Steven Murphy (Colin Farrell) hat seit einiger Zeit einen neuen Freund. Nicht das er neue Freunde bräuchte. Er hat eine gut funktionierende Familie, seine Frau Anna (Nicole Kidman) ist ebenfalls Ärztin, die beiden Kinder Bob (Sunny Suljic) und Kim (Raffey Cassadi) zeigen sich wohlerzogen und das obwohl Kim schon in der Pubertät ist. Der neue Freund heißt Martin (Barry Keoghan), ist 16 Jahre alt und ist er Sohn eines ehemaligen Patienten von Steven. Dieser geht zweifellos Schuldgefühle und diese Schuld an Martin möchte er irgendwie wieder gut machen und auf Martins Wunsch hin, lässt Steven ihn näher an seine Familie heran.

„The Killing of a Sacred Deer” ist ein ungewöhnlicher Film, der vielleicht am besten als eine antike griechische Tragödie beschrieben werden kann, die in der Neuzeit spielt. Tatsächlich ist er inspiriert vom Drama „Iphigenie in Aulis”, dass der ein oder andere von Ihnen schon mal in der Schule besprochen oder im Theater gesehen haben dürfte. Davon leitet sich auch der Titel des Filmes ab, denn im griechischen Drama ist es Iphigenies Vater Agamemnon, der im heiligen Hain verbotenerweise einen Hirsch tötet. Das sind die Hintergründe einer sonst keinesfalls komplexen Story. Trotzdem lebt der Film von der Spannung des Eindringens dieses 16-jährigen in das Leben der Familie und vom Auftauchen eines unerklärlichen (bösen) Zaubers, in eine zutiefst rationale Welt. Es gelingt Lanthimos wieder glänzend, so eine trockene und dumpfe Welt zu zeichnen, die man schon aus „The Lobster“ kannte, nur das hier damit die rationale und klinisch reine Welt von Steven Murphy dargestellt wird (Colin Farrell ist wie schon in „The Lobster“ gigantisch). Und in diese Welt schwabbt das Unerklärliche hinein, dass sich nur emotional greifen lässt, das Schuldbehaftet ist, das nach Ausgleich, ja nach Rache sühnt und für das es keine zivilisierte Lösung mehr zu geben scheint. Der Einbruch des Irrealen in das Rationale. Das wirkt im Film zunehmend düsterer, emotional aufgedrehter, obwohl äußerlich fast schon aufreizend ruhig gespielt. Eine Inszenierung die immer mehr dem „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ – Rechtssatz der Bibel zu folgen scheint, dabei aber eben rational, zivilisiert und modern im Äußern bleibt. Das alles macht „The Killing of a Sacred Deer“ zu einem nicht gerade leicht zu schauenden, aber wirklich sehendwerten Filmerlebnis.

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