Idee. Scott Frank, Allen Scott | Originaltitel: „The Queen’s Gambit“ | Mini-Serie | 7 Folgen |Erstausstrahlung 2020 auf Netflix
Ich gebe an dieser Stelle zwei Dinge zu. Erstens ich bewundere Schachspieler und zweitens in den wenigen Malen, in denen ich mich als solcher mit einem Konkurrenten gemessen habe, habe ich schnell gemerkt, dass ich diesem Spiel geistig nicht gewachsen bin. Das ist überhaupt ein entscheidender Punkt, bei meiner Bewunderung des Schachspiels, es gibt mir die Aura des über viele Züge im Voraus zu planenden Kampfes von intellektueller Potenz und vielleicht ist es diese Aura, die mich auch davon abhält, das Spiel selbst zu spielen. Aber Anschauen finde ich gut (es hat schon etwas, in einem Café zwei Schachspielern bei ihrem Tun zuzusehen), noch besser aber finde ich, eine Geschichte um die Personen herum zu erfahren, die mit solcher cerebralen Eigenschaften ausgestattet sind. Das sind dann meistens kleine Genies (oder haben Sie je einen saudummen Schachspieler erlebt?) die, um dem Unterhaltungsfaktor gerecht zu werden, auch die ein oder andere persönliche Eigenheit haben. Und auch die Schachhistorie bietet spannende und kontroverse Gestalten, so wie beispielsweise Bobby Fisher.
Die Serie, „Das Damengambit“, das nach einer Eröffnung des Spiels benannt ist (hier: falls es sie interessiert) ist eine fiktive Geschichte über das kleine Mädchen Elizabeth „Beth“ Harmon (Isla Johnston) das in ein Waisenhaus kommt. Dort bringt ihr der Hausmeister Mr. Shaibel (Bill Camp) das Schachspiel bei und Beth lernt nicht nur schnell, sondern es ist nicht zu übersehen, dass sie ein gewaltiges Potential für dieses Spiel mitbringt. Als später die Wheatleys Beth adoptieren, fördert nach einigem Zögern Mutter Alma (Marielle Heller) das Talent der heranwachsenden Beth (Anya Taylor-Joy), die schnell die ersten Turniere gewinnt und nach den größtmöglichen Gegnern strebt.
Die Mini-Serie „Das Damengambit“ ist eine gute und sehr unterhaltsame Serie mit der wundervollen Optik der 1960er Jahre und einem sehr fein ausgewählten Soundtrack. Auch Anya Taylor-Joy spielt ganz beeindruckend, eine junge, unabhängige Frau mit ihren Stärken und Schwächen (ebenso ist Thomas Brodie-Sangster als selbstverliebter Großmeister Benny Watts eine grandios gespielte Figur). Leider ist die Kamera manchmal etwas zu sehr in ihre Hauptfigur verliebt und lässt Beth manchmal mehr wie ein Mannequin wirken, was vielleicht der Tatsache geschuldet ist, das nachdenkende Menschen nur ein begrenztes Repertoire an Gestik und Mimik haben und dieses nicht immer höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt. Leider ist auch das Ende der Serie, insbesondere Folge 7 zu triumphal und hochgetakelt bombastisch gestaltet und gibt die vornehme Zurückhaltung und Demut auf, die man sich sonst beim Schachspiel mitdenkt. Trotzdem eine empfehlenswerte und sehr unterhaltsame Serie.