Matrix

Jahr: 1999 | Originaltitel: „The Matrix“ | Regie & Drehbuch: Wachowski – Geschwister | Science-Fiction Action Film | Länge: 136min

In unserer – niemals vorher so angekündigten und irgendwie mir gerade einfallenden Reihe – „Filmklassiker der Jahrtausendwende“ schauen wir in die Matrix, einen der stilbildendsten Filme jener Zeit, der zahlreiche Referenzen bis ins Alltagsleben hinein hinterlassen hat (wie dem weißen Kaninchen folgen, oder ein Déjà-vu haben). Tatsächlich war mir das gar nicht bewusst, denn ich habe den Film dieses Jahr, also 21 Jahre nach Veröffentlichung, erstmals gesehen (und ja, geneigter Leser, sie haben recht, für einige Sachen lasse ich mr wirklich viel Zeit). Doch bevor ich etwas darüber schreibe, was man im Jahr 2020 an (oder in?) der Matrix so finden kann, ein winziger Blick in den Inhalt der Geschichte für alle, die noch langsamer als ich sind, oder dem Wunder der späten Geburt angehören und bisher keine Zeit für Klassiker hatten.

Neo Anderson (Keanu Reeves) ist Programmierer in einer angesehenen Software Firma, als er feststellt, dass irgendjemand mit ihm Kontakt aufnehmen will. Es ist der Super-Terrorist Morpheus (Laurence Fishburne), der Neo einen heiklen Deal anbietet. Wenn er bereit ist, all das zu vergessen, was er für tatsächlich existent hält, dann wird er ihm die wahre Welt zeigen. Diese wahre Welt ist eine schlimme Dystopie in der Zukunft, in welcher die Maschinen die Kontrolle über die Menschheit gewonnen haben und zur Energiegewinnung, diese im wahrsten Sinne des Wortes aussaugen, während sie ihnen eine heile Welt, um das Jahr 2000 vorspielen. Und die eigentlich schlechte Nachricht ist, Neo kann nicht wieder zurück in diese falsche, aber komfortable Welt und muss obendrein auch noch die wahre Welt retten.

Ich erinnere mich nicht genau daran, warum ich mir 1999 den Film entgehen habe lassen, lediglich eine Bemerkung in einem Philosophie-Kurs an der Uni ist mir immer noch klar, als Prof. Demmerling ansprach, dieser (Hollywood-) Streifen wäre eine Verfilmung der Idee des Platonischen Höhlengleichnis. Tatsächlich ist „Matrix“, aber eher ein Action-Film, der seinerzeit eine neue Optik mit Kung-Fu Elementen und digitalen Effekten in das Genre brachte und eher kein Film über grundlegende menschliche Fragen der Wahrnehmung. Anders als „Memento“ beispielsweise macht das „Matrix“ zu einem zwar gern rezitierten, aber keinesfalls zeitlosen Film, denn er definierte nur neue Standards im Action-Genre, die (und das hat dieses Genre so an sich) sich im Laufe der Jahre technisch immer wieder überholen. Schwerwiegend kommen dann fast schon irrwitzige Logikprobleme bei Matrix dazu, bei der man sich fragt, wie doof künstliche Intelligenz eigentlich sein kann und über die tatsächlich reale KI im Jahr 2020 nur milde lächeln könnte, wenn sie lächeln könnte. Doch es bleibt mehr von Matrix übrig, außer Actionszenen und die Stilikonen Keanu Reeves und Carrie-Ann Moss, denn das Thema des Films ist der schon damals beliebte Erzählansatz, dass die Welt anders ist als sie scheint, bzw. dass wir alle in einer Scheinwelt leben. Und es ist dieses Narrativ, dass sich heute fast schon zu einer gesellschaftlichen Wahnvorstellung manifestiert hat, dass wir in einer Scheinwelt leben, in der uns etwas vorgemacht wird. Tatsächlich könnte man fast der Erzählung erlegen sein, Filme wie Matrix hätten eine Abwandlung des postmodernen Diskurses beflügelt, der sich bemüht, mit kritischer Emphase etwas Originelles über die Welt zu proklamieren (nämlich das diese gar nicht so ist, wie sie scheint), um dabei sich selbst als Kämpfer für Freiheit und die Erlangung der „richtigen“ Wahrheit darzustellen. Während jedem klar ist, dass die wahre Welt von „Matrix“ nur eine Fiktion ist und die unwahre Welt des Films unserer Wahren viel ähnlicher sieht, bleibt doch die Sympathie und die Identifizierung bei Charakteren wie Neo, beim reiz für das, wie auch immer noch so unsinnige „Wahre“ zu kämpfen. Und so ist es tatsächlich cool geworden an etwas zu glauben, was viel unrealistischer ist, als die etwas uncoole Realität unserer Tage und das alles nur, weil es eine spannende Geschichte ist.

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