Idee: Brad Ingelsby | Regie: Graig Zobel| Krimi-Miniserie | 7 Folgen | Erstausstrahlung 2021 auf HBO (in Deutschland auf Sky Atlantic)
Mare Sheehan (Kate Winslet) ist Polizistin in der Kleinstadt Easttown, einem Vorort von Philadelphia, der aber für fast jeden suburbanen Raum in den USA stehen könnte (so vermute ich es mal, ausgehend davon was man sich als Europäer so von amerikanischen Vorstädten vorstellt).
Seit einem Jahr ist der Fall eines verschwundenen Mädchens ungelöst und nun wird eine junge Mutter Tod aufgefunden. Das alles bringt Mare in beruflichen Stress, denn sie bekommt einen neuen Kollegen zur Seite gesetzt, den jungschen Colin Zabel (Evan Peters), was Mare, die es gewohnt ist allein mit allem fertig zu werden, gar nicht gefällt, so sehr Zabel auch probiert, ihr alles recht zu machen. Schlimmer gestaltet sich aber Mares privater Stress, dessen vorläufiger Höhepunkt die Verlobung ihres Ex-Mannes Frank (David Denman) ist, zu der nicht nur die gemeinsame Tochter Siobhan (Angourie Rice), sondern auch Mares ständig grantelnde Mutter Helen (Jean Smart) eingeladen ist, nur eben (verständlicherweise) Mare nicht. Das die beiden Ex-Partner auch noch Nachbarn sind, macht die Situation nicht leichter. Trost kann Mare nur bei ihrer besten Freundin Lore (Julianne Nicholson) suchen. Ein Lichtblick bietet jedoch ein neuer Bewohner der Stadt, der „One-Hit“ Beststellerautor und Professor für „Creative Writing“ Richard Ryan (Guy Pearce), der sich für Mare interessiert.
„Mare of Easttown“ ist eine spannend gemachte Krimiserie mit einem atmosphärisch ganz dichten Setting und sehr, sehr guten Schauspielern. Unter diesen ist es die unvergleichliche Kate Winslet, die als Mare genauso begeistert, wie in die vielen anderen brillanten Rollen, in welchen wir sie erleben konnten (wie vielseitig sind dabei ihre „Verwandlungen“, wenn man nur an die unterschiedlichen Rollen in „Vergiß mein nicht!“, „Zeiten des Aufruhrs“ oder „Der Vorleser“ denkt?). Hier als Polizistin und Mutter, deren Anspruch es ist, immer alles im Griff zu behalten, die stark und unschlagbar sein möchte, die aber zunehmend entdeckt, dass ihr dadurch ihre Familie und ihr Leben entgleitet. Es gibt nur wenige Schauspieler*innen auf der Welt, die so überzeugend immer wieder in neue Rollen schlüpfen können und die so authentisch wirken wie Winslet, weshalb allein wegen ihr, diese Serie äußerst sehenswert ist. Jedoch auch die weiteren Rollen überzeugen, sind teilweise sehr humorvoll angelegt, wie Jean Smarts Mutter Helen, oder Guy Pierce, der seinen Charakter so spielt, dass man ihm jedes Lebensjahr glaubt und er trotzdem noch charmant wirkt.
Die Story von „Mare of Easttown“ widmet sich der Kriminalgeschichte manchmal nur nebenbei und fokussiert außergewöhnlich lange auf die sozialen Beziehungen von Mare und ihrer Familie und Freunden, was sehr gut funktioniert. Es ist keine Krimiserie mit einer Polizistin, sondern eine Familienserie mit einer Frau deren Job es ist Polizistin zu sein. Dabei werden die Themen Familie, Freundschaft und Liebe vielschichtig aus unterschiedlichen Ebenen beleuchtet. Die sieben rund einstündigen Episoden, drehen sich um Verluste im Leben, das Scheitern von Beziehungen und deren Konsequenzen für neue Beziehungen zu Menschen und erzählen Geschichten davon, wie wir leben, wenn wir gefühlt schon so viel erlebt haben, dass uns die Ereignisse unseres Lebens hart, unbiegsam und starr gemacht haben, das Leben aber mit immer neuen Facetten trotzdem anklopft. Eine sehr sehenswerte Mini-Serie!