Robert Seethaler – Das Feld

Paulstadt ist eine Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo einer konturfreien Provinz. Harry Stevens kommt jeden Tag auf den Friedhof, um hier zu sitzen und die Stimmen der Toten zu hören und auch wenn er sie nicht verstehen kann, so malt er sich aus, was diese Stimmen sagen könnten. Und so sprechen die Toten von Paulstadt, von ihrem Leben, von ihren schönsten Tagen, von Begegnungen mit anderen Menschen oder von ihrem Sterben.

„Das Feld“ ist ein Roman, der aus 30 Kurzgeschichten besteht, die das Leben von 29 verschiedenen Menschen beschreibt, die nach ihrem Tod über ihr Leben sprechen. Aus den Zusammenhängen der Geschichten und Personen ergibt sich in einem Netz ein Porträt der Provinzstadt Paulstadt und seiner Bürger. Seethaler wechselt mit jeder Person die Perspektive, manchmal erfährt der Leser nur von den letzten Minuten der Menschen, manchmal hat man sein gesamtes Leben vor Augen, manchmal nur den besten Tag seines Daseins auf Erden. So entsteht ein buntes Panorama mit teilweise wundervollen kleinen Geschichten, wie die von Bernhard Silbermann über die Einsamkeit in der Ewigkeit, die vom Glückspieler Lennie Martin oder die des Gemüsehändlers Navid al-Bakri und der auch im Jenseits nicht geklärten Sinnfrage. Dazwischen mischen sich aber auch allerhand Geschichten, die nicht nur wenig spannend sind, sondern fast schon belanglos erscheinen, in einem Stil der eine gewisse Offenheit andeutet, die aber keinen interpretatorischen Mehrwert generiert und eher ein existentialistisches Wabern ist, bei dem eigentlich nur auffällt, das keinerlei weltgeschichtliche Ereignisse die Personen bewegen, oder besser ihr Leben in irgendeine Richtung getrieben haben und der uns wohl sagen will, dass wir selbst im Tod noch in unserem Leben gefangen sind. Ein Roman über Tote und das Leben, der leider nicht wirklich viele gute Momente hat.

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