Regie & Drehbuch: François Ozon (Drehbuch mit Emmanuèle Bernheim) | Jahr: 2003 | Thriller | Location: eine Villa mit Pool in Südfrankreich
Eine nicht wirklich gut gepflegte Reihe auf dieser Seite nennt sich „Filmklassiker der Jahrtausendwende“, und es ergab sich – in den vollkommen unerklärlichen Zuständen meiner persönlichen Filmauswahl –, dass ich „Swimming Pool“ von François Ozon in meiner Filmdatenbank auswählte. Es ist ein Film, der schon wegen seines Titels zum Sommer passte, aber nicht im Freibad, sondern auf der heimischen Fernsehcouch geschaut wurde. Ich hatte den Film schon vor etwa 15 Jahren gesehen, und das Einzige, woran ich mich erinnerte, war ein Shift in der Perspektive des Films im Laufe der Handlung.
Die englische Kriminalautorin Sarah Morton (Charlotte Rampling) ist mit ihrer Gesamtsituation unzufrieden und bekommt von ihrem Verleger John Bosload (Charles Dance) sein Sommerhaus in Frankreich zur Verfügung gestellt. Dort angekommen, erblüht Sarahs Arbeitseifer neu. Allerdings steht eines Tages Bosloads französische Tochter Julie (Ludivine Sagnier) in der Tür und bringt reichlich Trubel sowie irritierend schlecht aussehende Männerbekanntschaften mit ins Haus.
„Swimming Pool“ sieht man nach über 20 Jahren leider ein wenig sein Alter an. Trotzdem ist es ein spannender Film, der mit dem für die damalige Zeit typischen Element des finalen Perspektivwechsels arbeitet (der hier nicht weiter beschrieben werden soll). Allerdings kommt dieser tatsächlich erst im weiteren Verlauf der Handlung, die meistens recht ruhig, oftmals aber recht freizügig verläuft (weshalb man auch schon fast von einem Erotik-Thriller sprechen könnte). Ein guter Film, aber nicht das Meisterwerk, das ich in Erinnerung hatte (was entweder zeigt, wie leicht man sich in seiner Jugend blenden lässt, oder zeigt, wie sich mein Geschmack gewandelt hat, oder zeigt, wie die Filmwelt voranschreitet, oder alles irgendwie zusammen zeigt).
Zu meiner Freude habe ich den Text gefunden, den ich seinerzeit zum Film verfasste, und den möchte ich Ihnen, geneigter Leser, nicht vorenthalten. Das war im Vergleich zu heute mein Eindruck aus dem Jahr 2009:
„Swimming Pool“ ist ein französischer Film aus dem Jahr 2003. Regie und Buch sind von François Ozon. Die berühmte britische Schriftstellerin Sarah Morton (Charlotte Rampling) ist von ihrem Leben einigermaßen genervt und bekommt deshalb von ihrem Verleger die Möglichkeit, in seinem Ferienhaus in Südfrankreich neue Inspiration aufzusaugen. Dort angekommen, macht sich Sarah an die Arbeit, wird aber am zweiten Tag von der jungen Französin Julie (Ludivine Sagnier), der unehelichen Tochter ihres Verlegers, gestört. Julie hat keine Lust auf Arbeit, dafür aber umso größere Lust auf beliebige Männer in der näheren Umgebung. Eine höchst merkwürdige Beziehung entsteht zwischen Sarah und Julie.
Ozons Film wirkt in der ersten Hälfte ein wenig schleppend, doch ganz langsam – fast unmerklich – schleicht sich eine Verzerrung der Erzähldimension ein, die Ozon meisterhaft einbaut. Irgendwann im Film fängt dieser an, mit dem Publikum zu spielen, und je näher der Film seinem Ende kommt, desto unklarer werden die Realitätsebenen, die man als Zuschauer annimmt. Das und die sehr guten schauspielerischen Leistungen von Rampling und Sagnier machen den Film äußerst sehenswert.