The Power of the Dog

Jahr: 2021 | Regie & Drehbuch: Jane Campion (nach einem Roman von Thomas Savage) | Western-Drama | Länge: 128min | Location: Montana in den 1920ern (gefilmt jedoch in Neuseeland!)

Die beiden ungleichen Brüder Phil (Benedict Cumberbatch) und George Burbank (Jesse Plemons) betreiben eine Farm in Montana. Beim Viehtrieb rasten sie bei der Gasthausbetreiberin Rose (Kirsten Dunst) und ihrem androgyn wirkenden Sohn Peter (Kodi Smith-McPhee), dessen Interessen weitestmöglich von denen von Cowboys entfernt zu liegen scheinen. Während der ruhige und etwas plump wirkende George, sich von Rose angezogen fühlt, ist es der raue und machomäßige Phil, der sich über Peter lustig macht, auch um das Klischee des starken Cowboys-Manns vor seinen Angestellten bestätigt zu sehen.

Das ist der Anfang einer sich langsam ausbreitenden Geschichte, die mit jeder Minute intensiver wird. Ein sich entwickelndes Drama, über den inneren Kern von uns Menschen und dessen Konfrontation mit der Welt. Wir erleben vier Personen, die vom Leben geformt werden und ganz unterschiedlich auf seine Herausforderungen reagieren. Der scheinbar einfache George, der sich eigentlich nur wünscht, nicht mehr einsam zu sein und Rose als seine Partnerin will. Rose wiederum, die sich dem sozialen Druck der Partnerschaft mit George und noch mehr dem rauen und wilden Ton von Phil nicht erwehren zu scheinen kann und Phil, der hinter all seiner Härte, nur seine Wahrheiten kennt, aber dabei nicht ehrlich sich selbst gegenüber zu sein scheint. Letztendlich Peter, der versucht seinen Weg im Leben zu gehen, auch wenn er nicht wie die anderen ist und der seinen eigenen Weg gehen möchte.

„The Power of the Dog“ (warum nun gerade dieser Titel, der ein Bibelzitat ist, nicht ins Deutsche übersetzt wurde, ist mir unerklärlich, vielleicht weil der Film statt in den Kinos zu laufen schon bei Netflix abzurufen ist?) ist nicht nur ein Film vieler wunderschöner Bilder (die vielmals benutzen Motive aus der Scheune heraus, sind teilweise Fotografien von großer und beindruckender Schönheit). Die Stärke des Films liegt in der genauen Beschreibung, die ganz tief in die Charaktere hineinschaut. Dafür benötigt man hervorragende Schauspieler und die wurden hier allesamt gefunden und in Szene gesetzt. Jesse Plemons ist einfach eine Idealbesetzung für den zurückhaltenden und sein Ding durchziehenden Mann, der immer viel simpler wirkt, als er eigentlich ist (genau das zu spielen wirkt einfach, ist aber meiner Meinung nach die große Kunst von Jesse Plemons). Auch Kodi Smith-McPhees Leistung ist sehr, sehr eindrücklich, der einen etwas anderen, besonderen Jugendlichen spielt, der zum Erwachsenen werden wird und der seine, von anderen angedachten Schwächen, nicht als solche akzeptieren will. Kirsten Dunst brilliert darin, die Abgründe zu zeigen, die sich hinter Furcht und gefühlter Unzulänglichkeit zeigen und Benedict Cumberbatch spielt arrogante, selbstbezogene Arschlöcher, wie nur er arrogante, selbstbezogene Arschlöcher spielen kann. Das wirkt tatsächlich erst ab der 2.Hälfte des Filmes, dann aber umso faszinierender. Im ersten Teil habe ich mich mehrmals gefragt, ob Matthew McConaughey nicht die bessere Besetzung für einen wilden Cowboy-Macho wäre, aber Cumberbatch gibt seiner Figur so einen genialen Twist, eine Verständlichkeit, eine Empathie für den Zuschauer, dass man diese Leistung nur schwerlich nicht bewundern kann. Wirklich ganz großes Kino, leider nur für zu Hause!

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