Jetzt hat also Leonardo DiCaprio seinen Oscar bekommen. Und zwar für „The Revenant“, einen Film von Alejandro Iñárritu, der bei der Verleihung 2016 auch gleich den Preis für die beste Regie gewann. Das ich noch nichts über den Film erzählte, obwohl ich ihn schon vor einiger Zeit sah, hat weniger mit DiCaprio zu tun, als mit meiner mäßigen Begeisterung, über mittelmäßige Filme zu schreiben. Aber starten wir am Anfang, worum geht es?
In knapp über 2:30h bekommen wir die Geschichte des Trappers Hugh Glass(Leonardo DiCaprio) erzählt, der sich einer Expedition zum Bärenfellhandel in den Rocky Mountains angeschlossen hat. Wir schreiben das Jahr 1823 und der Winter zeigt den versammelten Menschen, wie weit sie noch davon entfernt sind, komfortabel in den Bergen zu leben. Hugh Glass hat einen Sohn, Hawk (Forrest Goodluck), mit einer von Weißen ermordeten Pawnee-Indianerin, welcher ihn auf der gefährlichen Tour begleitet. Diese ist nicht nur wegen der harten Witterungsbedingungen und der gnadenlosen Natur gefährlich, sondern auch wegen des nicht gerade herausragenden sozialen Standings, die ein Mann und sein Sohn unter weißen Pionieren genießen, die von einer Indianerin abstammen bzw. mit einer solchen gelebt haben. So sieht es auch John Fitzgerald (Tom Hardy), der hier im rauen Westen schnelles Geld verdienen möchte. Als Hugh Glass nun von einem Bären angefallen wird, scheint sein Leben eigentlich beendet, doch irgendwie überlebt er schwer verletzt.
„The Revenant“ ist ein Film voller Qualen. Das raue Wetter, die unbeugsamen Naturgewalten, die kriegerischen Indianer und die soziale Kälte machen das Leben zur Hölle. Wenn man dann noch schwer verletzt ist, scheint es eigentlich vorbei zu sein. Doch, wie schon bei den bekannten Action-Schlagern vom Typ „Stirb langsam“ hat unser Hauptheld, nur die Qualen, nicht aber den Tod. Wie eine Katze mit sieben Leben, scheint er sich immer wieder aufzurappeln, egal was ihm wiederfährt. Das alles ist wunderbar in Szene gesetzt sowie gefilmt zu sein und Emmanuel Lubezki bekommt absolut zu Recht den Oscar für die beste Kameraarbeit. Auch das Gefühl der Kälte, scheint einen als Zuschauer fast gefangen zu nehmen und Leonardo DiCaprio ist hervorragend, wobei er noch vom Tom Hardy übertroffen wird, der einen grandiosen (und kaum zu verstehenden) Bösewicht gibt.
Aber das alles hilft nicht über die extrem schmale Story hinweg. Wie in den Superheldenfilmen der 1980er Jahre wird mehr oder (meistens) weniger realistisch der Kampf ums Überleben des einzelnen Individuums gezeigt. Doch statt böser Terroristen, Russen, oder anderer Schurken, haben wir es bei „The Revenant“ mit der Natur, der rauen Zivilisation insgesamt oder gelegentlich auftauchenden Wilderern zu tun. Hatte man früher noch das Gefühl, der Superheld kämpft für etwas Gutes, scheint dieser Überlebenskampf hier nur noch mit einer kräftigen Portion Rache motiviert, bei der jegliche höhere Zielen unrealistisch geworden, ja geradezu absurd erscheinen. Das macht „The Revenant“ (neben den anderen schon besprochenen positiven Aspekten) zu einem sehenswerten, aber eben nicht wirklich guten Film.