Originaltitel: „Ad Astra“ | Jahr: 2019 | Drehbuch & Regie: James Gray | Science-Fiction-Film | Länge: 123min
„Ad Astra“[1] ist Latein und bedeutet „zu den Sternen“.[2] In einer mittelfernen Zukunft bauen, im gleichnamigen Film von James Gray, die Menschen erste Raumstationen auf dem Mond und dem Mars, während sie auf der Erde riesige Weltraumantennen installieren, die tatsächlich am Firmament kratzen. Auf einer solchen befindet sich gerade Major Roy McBride (Brad Pitt), als eine schwere Energiewelle ihn erfasst und er in Richtung Erdoberfläche geschleudert wird und fast ums Leben kommt. Wie sich herausstellt, häufen sich diese Energiewellen und verursachen auf der Erde große Schäden und viele Tote. McBride wird von seinem Arbeitgeber, dem amerikanischen Space Command mit dem Auftrag betraut, seinen Vater (Tommy Lee Jones) Clifford McBride eine Botschaft zu übermitteln, da dieser der Auslöser der Energiewellen sein könnte. Dies geschieht zu Roys großer Verwunderung, dem sonst rein gar nichts aus der Ruhe bringt. Roys Überraschung bezieht sich jedoch darauf, dass er seinen Vater seit 16 Jahren für Tod hielt, in Erinnerung geblieben als großer Weltraum-Pionier, der auf der Suche nach außerirdischem-intelligenten Leben vor 20 Jahren aufbrach und in den Weiten des Alls verschwunden ist. Doch wie sich herausstellt, ist das nicht der Fall, denn Cliffords Lima-Mission hält sich irgendwo in der Nähe des Neptuns auf, scheint aber nicht mehr so zu arbeiten, wie man sich das vorstellt. Gemeinsam mit seinem Verbindungsmann Colonel Pruitt (Donald Sutherland) geht es auf die Suche nach dem Vater.
„Ad Astra“ ist ein ruhiger Science-Fiction Film, dessen atmosphärischer Fokus auf den Weiten des Alls, seiner Einsamkeit und seiner Feindlichkeit für menschliches Leben liegt. Diese Stimmung ist ganz maßgeblich für den Film, der vom Suchen (und Finden) von (menschlichen) Beziehungen, oder wenn man es anders formulieren möchte, von der Begrenzung von Einsamkeit handelt. Das kann man sehr gut an den beiden Hauptfiguren zeigen, die beide für die Suche nach Kontakt stehen. Roy sucht diesen zu Menschen, die ihm etwas bedeuten, die aber nicht mehr mit ihm reden. Das ist zum einen seine Ex-Frau und zum anderen sein todgeglaubter Vater, den er als unerreichbaren Helden seiner Jugend kennt. Beide Figuren sind in seinem Leben nur als Abbild geblieben, als Figur seiner Gedanken und als Sehnsüchte. Auf der anderen Seite liegt das große Ziel, des ziemlich schlechten Vaters und Weltall-Pionieres Clifford Mc Bride, auf einer überindividuellen Stufe, denn mit der Nachforschung nach Antworten von intelligentem Leben im All, repräsentiert er die Menschheit mit ihrem Verlangen, das es draußen in den unendlichen Weiten (bitte nicht symbolisch, sondern faktisch verstehen) doch irgendetwas sein muss, mit dem man kommunizieren kann, das zu uns sagt, wir sind nicht allein im großen Ganzen.
Die Suche nach Kontakt ist das Sujet von „Ad Astra“. Genauer könnte man von solchen Kontakten sprechen, die uns ermöglichen mehr über uns zu erfahren. Das ist atmosphärisch dicht umgesetzt, in einem eher langsam ablaufenden Film, auf dem man sich etwas einlassen muss, auch wenn er versucht, die Geschichte mit einigen Actionsequenzen aufzuladen. Die Story bleibt so ruhig, wie der Puls seines Hauptdarstellers, dessen innere Unbewegtheit jedoch sehr nachvollziehbar und beeindruckend gespielt ist und man bei Brad Pitts Darstellung immer wieder sieht, dass seine schauspielerische Stärke in den ruhigen und irgendwie tiefen und schwer zu greifenden Charakteren liegt.
„Ad Astra“ ist ein sehr schöner Film über das Suchen und auch über das Finden, über Vaterfiguren, das Allein-sein, über Weite und Zeit und letztendlich auch über Liebe.
[1] Warum Astra als Marke für kopfschmerzförderndes Bier, oder als beliebter Wagen der Kompaktklasse tituliert wird entzieht sich meiner Kenntnis. Interessant jedoch ist die Tatsache, dass der älteste erhaltene Ballon der Luftfahrtgeschichte, sich im städtischen Museum Braunschweig befindet und was ließe seine Ambitionen besser erkennen als sein Name „ad astra“.
[2] Zu gütig von den deutschen Übersetzern, nach dem lateinischen Filmtitel gleich die deutsche Übersetzung im Untertitel mitzuliefern.