Alexander Osang – Lennon ist Tod

Aus der Reihe: „aus fremden Regalen

Erschien 2007 bei S.Fischer | 312 Seiten

Irgendwann im Winter hörte ich beim Joggen ein längeres und sehr interessantes Gespräch mit Alexander Osang, den ich bis dato nicht kannte. Der Berliner Journalist und Schriftsteller ist in letzter Zeit in das Auge der öffentlichen Wahrnehmung getreten, weil er Angela Merkel erstmals länger nach Beendigung ihrer Kanzlerschaft interviewte. Ungefähr zur Zeit des Interviews fand ich im Regal meiner Schwester beim Katzensitten einen Roman von Osang und griff kurzerhand zu.

Robert Fischer ist 19, kommt aus Berlin-Friedrichshagen und geht für ein Jahr nach New York, um dort am College Jura zu studieren. Doch das Studium ist nichts für ihn und er arbeitet lieber in einem Keller in Manhattan, um für eine Kanzlei Hauseingänge per Videokamera zu beobachten, um illegale Mietverhältnisse aufzuspüren, damit Mieter aus ihren billigen Verträgen geschmissen werden können. Er wohnt bei den Millers, einer jüdischen Familie in Brooklyn, für deren Tochter Rose Robert interessiert. Er verheimlicht seiner Umwelt, nicht mehr zu studieren und geht weiter heimlich arbeiten, verdient aber gutes Geld, bis eines Tages eine Videokamera beschmiert wird und Robert seine Tätigkeit verliert. Er folgt spontan einem Menschen, den er seit Tagen (fern-) beobachtet hat und gelangt auf die vor New York auf Long Island gelegene Fire Island.

„Lennon ist Tod“ ist ein atmosphärisch dichtes und sehr schön zu lesendes Buch, über einen jungen Mann, der Anleihen an den „Fänger im Roggen“ Holden Caulfield hat. Robert ist kein wirklicher Rebell, aber er sucht nach seinem Weg im Leben und New York soll ihm diesen zeigen. Aber damit wird vielleicht etwas zu viel von der Stadt erwartet und richtig in Kontakt mit Menschen kommt er erst auf Fire Island.
Der Roman der aus der Ich-perspektive von Robert geschrieben ist, hat seine Stärken in der Erzählperspektive seines Haupthelden, seinen Problemen, Einschätzungen, seiner Offenheit und Ehrlichkeit und dem oftmals sehr ehrlich zugegebenen Nicht-Wissen. Schon das macht „Lennon ist Tod“ zu einem sehr vergnüglichen Lesestück. Dazu kommt ein Affinität des Buches zur Pop-Kultur, zu Independent Musik der 2000er Jahre und Musik von den Beatles im besonderen und auf einer persönlichen Weise ist das für mich ein schönes Beispiel über einen Ostdeutschen Jungen der hinauszieht um die Welt kennenzulernen.

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