Jahr: 2022 | Originaltitel: „The Unbearable Weight of Massive Talent“ | Drehbuch & Regie: Tom Gormican | Länge: 107min | Action-Komödie
Meta-Ebenen heben meine Erwartungshaltung! Wenn ein Film gezeigt wird, in welchem Nicolas Gage sich selbst spielt, dann weckt das meine Aufmerksamkeit und so spazierte ich neulich ins Kino, wo ich wohl auch wegen des guten Wetters außerhalb des Kinos, anfangs ganz allein im Saal saß. Doch nach 5min Spielzeit, kam dann ein Pärchen hinein und wir drei schauten uns einen Film an, der mit einer Entführung beginnt und dann auf Nicolas Cage (Nicolas Cage) umblendet, der sich gerade recht zwanghaft, um eine Rolle in Hollywood bemüht, die er aber natürlich nicht bekommen wird. Stattdessen erwähnt sein Agent (Neil Patrick Harris) etwas von einer Geburtstagsparty des reichen Playboys Javi Gutirrez (Pedro Pascal), der ihm eine Millionen Dollar, nur für seine Anwesenheit zahlt. Da Cage gerade den 16.Geburtstag seiner Tochter (Lily Sheen) versaut, seine Frau (Sharon Horgan) sich von ihm scheiden gelassen und er massive Schulden aufgebaut hat, nimmt er widerwillig an und fliegt zur Party nach Mallorca. Dort erwartet ihn Javi persönlich und schon bald stellt Cage fest, dass Javi nicht nur ein Ultra-Nicolas-Cage-Fan ist, sondern sie auch die gleiche Leidenschaft für die Filmkunst teilen. Doch dann hört Cage von der Entführung der Tochter eines katalanischen Politikers und diese wirft, dank der Vermittlung der CIA ein schlechtes Licht auf Javi.
„Massive Talent“[1] ist eine eigentlich plumpe Action-Komödie, doch sie ist es gleichfalls nicht. Denn der Film spielt ziemlich clever mit der Meta-Ebene, ein Film über die „Kunstfigur“ Nicolas Cage zu sein und sich über ihn und seine bisherigen Rollen ein wenig lächerlich zu machen. So verweist die Action-Komödie immer wieder in einer zweiten Ebene auf sich selbst und konstruiert im Zusammenspiel der beiden Figuren Javi und Nick einen Actionfilm, dem man dann auch so bekommt, wie er in den Dialogen innerhalb des Filmes besprochen wird. Das ist intelligent und an einigen Stellen auch sehr amüsant und es hilft die vermeintlichen Fehler des Filmes ganz wunderbar zu begründen.[2] Aber irgendwie bleibt der Film dann doch nur so halb-halb. Er ist einfach für einen Film, der über Film-Schaffen und Hollywood-Stars und ihr Image erzählt, zu sehr an der eigenen Meta-Ebene gefangen, dass heißt er zelebriert es, einen vermeintlich typischen Cage Film zu ironisieren. Trotzdem ist „Massive Talente“ teilweise wirklich ehr amüsant. Das liegt gar nicht mal so sehr an Nicolas Cage, dem man Nicolas Cage nicht abnehmen kann, sondern insbesondere an der wunderbaren Figur von Javi, mit der Pedro Pascual überzeugt. Wer einen Action-Film sehen will, der Action-Szenen größtenteils persifliert, einen Nicolas Cage, der sein (fiktives) Image versucht zu spielen[3] und eine Komödie deren Humor teilweise sehr schön erst durch die Hintertür hereintritt, dem sein „Massive Talent“ empfohlen.
[1][1] Auch wieder eine obligatorische Bemerkung zum deutschen Titel. „Massive Talent“ ist die abgekürzte englische Fassung des Originaltitels. Ich hätte hier zwei bessere Optionen gesehen; 1. Die deutsche Übersetzung des gesamten Titels mit dem eigentlich gut klingenden Namen: „Das unerträgliche Gewicht großen Talents“ oder wenn schon in der Kurzfassung dann bitte auf Deutsch, als „massives Talent“ (gern auch in der Mehrzahl). So blieb mir nur übrig beim Kartenverkäufer den neuen Film mit Nicolas Cage zu verlangen, weil mir der Titel einfach unklar und unmerkbar erschien.
[2][2] Nur eine kleine Auswahl: Der Film soll auf Mallorca spielen ist aber in Dubrovnik gedreht und endet irgendwo in einer Kulisse die wie Prag aussieht (was aber beabsichtigt ist), der katalanische Politiker hat einen kastilischen Namen, die spanischsprachigen Figuren sprechen größtenteils Englisch miteinander, dann teilweise aber auch wieder nicht. Die Actionszenen gegen Ende des Filmes sind eher eine Persiflage, als begeisternde Unterhaltung, etc.
Aber das alles funktioniert, weil der Film auf seine eigene Metaebene verweisen kann, ein Nicolas Cage Actionfilm zu sein, der solche Fehler eben problemlos toleriert.
[3] Zu Cages sei vielleicht noch bemerkt, dass der „richtige“ Nicolas Cage zum Film sagte, die Filmfigur hätte kaum etwas mit ihm zu tun. Tatsächlich soll Cage die Rolle viermal abgelehnt haben und hat sich erst durch einen Brief des Regisseurs umstimmen lassen.