Daniel Kehlmann – Wo ist Carlos Montúfar? Über Bücher

Ich mag Bücher und ich mag Bücher von Daniel Kehlmann. Was läge da näher als ein Buch von Daniel Kehlmann über Bücher zu lesen? Nun gut, sie haben Recht, dass liegt nicht unbedingt Nahe, denn Bücher über Bücher müssen nicht gleich auch gute Bücher sein. Aber ich mag es eben auch, wenn über Bücher geredet wird (im Fernsehen bleibe ich beim Zapping meistens an Buchsendungen hängen). Ich bin mir über meine persönlichen Hintergründe da gar nicht so sicher. Mag ich es, weil man neue Werke vorgestellt bekommt und damit seine Leseliste auffüllen kann (die allerdings die unangenehme Eigenschaft hat immer voller, statt leerer zu werden, umso älter man wird)? Oder mag ich es, weil diese Buchvorstellungen wie Werbung für Anteilsscheine am kulturellen Kapital sind und mit erfolgter Lektüre man ein bisschen mehr auf dem Konto hat (und in dem hier vorliegenden Artikel natürlich auch noch so eitel ist, dass einer diffusen Anzahl von Lesern als Information darzureichen)? Oder mag ich es, weil es eben doch unglaublich gute Bücher gibt, weil sie erzählen wie die Wirklichkeit ist und dabei komplett erfunden sein können? Es wird wohl an allen drei und wohl noch mehr Faktoren liegen.

Kehlmanns Buch über Bücher behandelt in 19 Abschnitten die unterschiedlichsten Schriftsteller und Werke. Er beginnt gleich mit dem eigenen Werk und zwar mit seinem größten Erfolg „ Die Vermessung der Welt“ (allerdings kommt „Wo ist Carlos Montúfar?“ nur einen Monat nach der „Vermessung“ heraus und kann in der Dimension des Erfolges noch gar nicht von ihm erfasst worden sein). In diesem 20-seitigen Aufsatz schreibt Kehlmann über die Frage wie Romane Historie neu erfinden, aber trotzdem Wirklichkeit und Wahrheit erfassen können. Er erweist sich in den meisten anderen mehr oder weniger kurzen Artikeln als ein äußerst belesener Autor und schreibt unter anderem über Voltaire, Hamsun, Tolkien, Updike oder Krausser. Beschämenderweise muss ich feststellen, dass ich im Feuerwerk der Titel nur zwei Bücher wiederfinde, die ich selbst gelesen habe, was dazu führt das meine Leseliste wiederum länger wird. Spannend sind dann insbesondere nochmal die letzten beiden Artikel. „Ironie und Strenge“ kann man als eine kurze Historie der Gattung Roman lesen, die außerordentlich erhellend ist. „Eigene Bücher lesen“ ist ein pointierter Abriss über die Frage ob und wie Autoren sich die eigenen Zeilen zu Gemüte führen.

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