Der schmale Grat

Jahr: 1998 | Originaltitel: „The Red Thin Line” | Regie & Drehbuch: Terrence Malick | Kriegsdrama | Länge: 170min | Location: Guadalcanal Island (Südpazifik)

Das Leben auf unserem Planeten existiert in den vielfältigsten Formen und die Natur der Erde geizt nicht damit anzuzeigen, dass sie die wunderschönsten und absonderlichsten Dinge für uns bereit hält, die mit uns Menschen gemein haben, dass sie ebenso leben. Die Menschen wiederum haben als einzige Spezies eine ganze Sammlung von Ideen über das Leben gedacht, geschrieben und verfilmt, was das denn dieses Leben als solches bedeuten könnte. Die Frage nach der Bedeutung des Lebens ist also so etwas wie eine anthropologische Tatsache und ihre Antwort wird mitbestimmt von der Einsicht der Endlichkeit des Lebens und seinem Ablauf im Tod. Schaut man auf das Zusammenleben der Menschen, so gibt es wohl nur wenige Erfindungen, die den Tod so elementar beinhalten, wie der Krieg. Leben, so könnte man sagen, wird an der Bruchstelle, seiner unmittelbaren Verlustgefahr, am deutlichsten, am spürbarsten oder eben am sinnfälligsten. Das Leben beleuchten, in dem man den Krieg beschreibt ist das gedankliche Grundgerüst von Terrence Malicks Epos „Der schmale Grat“, dem vielleicht besten je gedrehten Kriegsfilm, einen weiteren Streifen aus der Reihe „Filmklassiker der Jahrtausendwende“. „Der schmale Grat“ weiterlesen

The Lobster

Über Zusammensein, Alleinsein und Liebe wurde in der menschlichen Geschichte nicht gerade wenig gesprochen, gesungen und philosophiert. Die inhaltlichen Darreichungsformen gingen dabei in unterschiedliche Richtungen, vom schmerzvollen Trennungslied bis hin zur romantischen Komödie mit Happy End. In gewisser Weise ist Giorgos Lanthimos englisch-sprachiges Filmdebüt aus dem Jahr 2015 ebenso ein Film dieses Genres, aber das auf einer ganz anderen Ebene.
„The Lobster“ spielt in einer dystopischen Gesellschaft, die radikal zwischen Paaren und Singles trennt. Die Paare leben in der Stadt und wer Single wird, aus welchen Grund auch immer: Trennung oder Tod des Partners, der muss in ein Hotel, zu einer Art Anbandelungsurlaub. Doch aufgemerkt, wer sich nicht in 45 Tagen einen neuen Partner angelt, der wird in ein Tier seiner Wahl verwandelt. Der Ausdruck: „ich werd zum Tier“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Jetzt könnte man ja meinen, 45 Tage in einem Flirtcamp, da wird sich schon irgendeine(r) finden, aber in Lanthimos dystopischer Welt stoßen wir auf ein Sozialverhalten, dass den Charme der Bedienungsanleitung eines Videorekorders hat und so viel Ironie kennt, wie ein drei-jähriges Kind. Über Humor müssen wir gar nicht erst reden. Wie günstig ist es da, dass man sich eine Aufenthaltsverlängerung besorgen kann und das bei gemeinsamen Jagdausflügen im Wald. Dort leben, ausgestoßen von der Gesellschaft, die Singles zusammen mit den Tieren. Mit Betäubungsgewehren bewaffnet gehen die Hotelbewohner auf die Jagd nach Singles und wer einen trifft, der darf einen Tag länger im Hotel einen Partner suchen.
Die Erzählerin des Films (Rachel Weisz) berichtet uns vom Schicksal des verlassenen David (Colin Farrell), der zusammen mit seinem ehemaligen Bruder, einem heutigen Hund, in das Hotel einzieht, um eine Frau zu finden. Ihm und den anderen Gästen, wie seinen beiden männlichen Bekannten, einem Mann der stark lispelt (John C. Reilly) und einem hinkenden Mann, dessen Frau vor 7 Tagen starb (Ben Whishaw) wird im Hotel von der resoluten Managerin (Olivia Colman) und dem Personal (u.a. Ariane Labed) durch Gesellschaftstanz, Animation und kleine Theaterspiele auf anschauliche Art und Weise klar gemacht, dass „Single sein“ keinerlei Vorteile hat. Doch die Frauen im Hotel sind so alle nicht ganz nach Davids Geschmack und er findet kaum Gemeinsamkeiten mit den Damen, wie der ständig aus der Nase blutenden Frau (Jessica Barden) oder der erbarmungslos Gefühlskalten (Angeliki Papoulia). Und so verrinnen die Tage.      „The Lobster“ weiterlesen