Idee: Jonathan Nolan, Lisa Joy | Science-Fiction-Serie | 3. Staffel mit 8 Folgen | Erstausstrahlung 2020 bei HBO
Staffel drei des epochalen Meisterwerks „Westworld“ ist auf HBO veröffentlicht wurden. Nachdem die beiden ersten Staffeln jeweils absolute Jahreshighlights waren, und man vernehmen durfte, dass für die neue Produktion einige Aufnahmen in Valencia gefilmt worden, also quasi vor der Haustür, ist die Vorfreude natürlich groß freuen und die Erwartungen einigermaßen riesig auf die, diesmal nicht zehn, sondern nur acht neuen Folgen.
Staffel 3 verlässt nach der Rebellion der Hosts den Themenpark Westworld und spielt in der „realen“ Welt, in einer Zukunft um das Jahr 2060. Dolores (Evan Rachel Wood), Anführerin der Rebellion der Roboter-Hosts, möchte die richtige Welt erobern, oder um es zu spezifizieren, sie möchte die künstliche Intelligenz Rehoboam vernichten, welche das Leben der Menschen steuert. Die Intelligenz wurde von Engerraund Serac (Vincent Cassel) entwickelt, welcher sich der Hilfe von Maeve (Thandie Newton) bedient, um Dolores zu stoppen. Diese wiederum rekrutiert Caleb Nichols (Aaron Paul), um an ihre Ziele zu gelangen, währenddessen Bernard (Jeffrey Wright) versucht in die Anonymität zu verschwinden, da er für das Desaster von Westworld verantwortlich gemacht wird.
Nehmen wir es vorweg, Staffel drei kann die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Das liegt an zwei Sachverhalten. Zum einen; durch den Auszug bzw. die Zerstörung von Westworld befinden wir uns jetzt in einer „realen“ Welt, damit ist die spannende Geschichte des Science-Fiction Abenteuerparks allerdings auserzählt. Die Welt von 2060, die man in der 3.Staffel kennenlernt, ähnelt den dystopischen Versionen von Science-Fiction Zukünften und hat nicht mehr den innovativen Charme von Westworld. Zum anderen dreht sich die Geschichte bisher aller Staffeln um die Frage wie sich Selbstbewusstsein der eigenen Existenz bildet. Staffel eins und zwei beleuchten, wie künstliche Intelligenzen ein eigens, unabhängiges Bewusstsein ausformen können, einen eigenen freien Willen. Staffel drei wendet dies nun zurück auf die Menschheit, die unter dem Diktat einer künstlichen Intelligenz steht, welche das soziale Miteinander managt. Das ist allerdings als Motiv bei weitem nicht so tragfähig. Als Zuschauer erlebt man hier nicht, wie sich etwas entwickelt, größer und reifer wird, sondern nur, wie eine vom Menschen geschaffene Intelligenz, das menschliche Leben behindert. Das als Motiv ist nicht wirklich neu und in dieser Form bleibt nur übrig, dass nun gerade unterschiedliche künstliche Intelligenzen um das „wahre freie menschliche“ Bewusstsein kämpfen. Trotzdem kann man eine solche Geschichte spannend erzählen, aber das schafft Staffel drei leider nicht wirklich. Statt zu erzählen, zu reflektieren und zu beleuchten, verleibt sich die Serie zu sehr in Action-Schlachten welche immer wieder und wieder und wieder auftauchen. Gleichzeitig wirkt die Forterzählung der Charaktere nicht wirklich fesselnd, teilweise sogar langweilig und vorhersehbar, während einige Zusammenhänge bewusst etwas verquert eingebaut werden, was leider nicht zu den wundervollen aha-Effekten der vergangenen Folgen führt, sondern eher zu „okay, was solls“ Momenten. Zugegeben das ist alles Kritik auf sehr hohem Niveau. Staffel drei ist immer noch eine sehenswerte Science-Fiction-Action Serie, aber sie kann das Level der vorausgehenden 20 Folgen nicht mehr halten und man fragt sich in welche Richtung die vierte Staffel, welche von HBO in Auftrag gegeben wurde, einschlägt.