Dunkirk

Einer, wenn nicht sogar der, Lieblingsroman meiner Teenager-Zeit war Robert Merles „Wochenend in Zuidcoote“. Vier französische Soldaten warten hier 1940 darauf, von deutschen Truppen gefangen genommen zu werden, denn sie sind eingeschlossen von den Truppen der Wehrmacht an der Kanalküste und es gibt kein Entkommen mehr auf dem Landweg. Christoper Nolan, seines Zeichens der Lieblingsregisseur meiner 20er Jahren, machte sich nun daran diese historische Situation zu beleuchten, in seinem neuesten Film „Dunkirk“.

„Dunkirk“ ist der englische Name der französischen Stadt Dünkirchen, die an der Küste des Ärmelkanals liegt. Im Jahr 1940, der 2.Weltkrieg ist noch recht jung, kesselt die deutsche Wehrmacht rund 340.000 Soldaten um die Stadt herum ein. Dabei handelte es sich um fast die gesamte britische Berufsarmee und rund 100.000 französische Soldaten. Die Aussichten bei den Eingeschlossenen sind nicht gerade rosig, denn die Deutschen könnten jeden Moment kommen. Währenddessen läuft auf der britischen Insel die „Operation Dynamo“ an, welche versuchen soll, die meisten Soldaten auf Booten über den Kanal nach Hause zu bekommen.
Nolan erzählt diese Geschichte in drei ineinanderfließenden Erzählsträngen: die Mole beschreibt das Schicksal der wartenden Soldaten in Dünkirchen, wie das von Tommy (Fionn Whitehead). Das Meer beschreibt wie auch Zivilisten wie Mr. Dawsen (Mark Rylance),  sein Sohn Peter (Tom Glynn-Carney) und dessen Kumpel George(Barry Keoghan) sich mit ihrem Schiff aufmachen, um von der Insel nach Dünkirchen zu fahren und Soldaten abzuholen. Die Luft ist der dritte Teil, in welchem gezeigt wird, wie drei Jagdflugzeuge der Royal Air Force versuchen die Operation vom Himmel aus zu unterstützen.

„Dunkrik“ ist ein Kriegsfilm, der spritzendes Blut und umherfliegende Körperteile nicht zeigt, was durchaus ungewöhnlich, aber sehr löblich ist. Daraus resultiert nicht, dass Nolans Film nicht das Grauen zeigt, die Sinnlosigkeit, Brutalität und Zufälligkeit des Todes und die Rationalität des Krieges, der in Zahlen von Kämpfern bemisst und das einzelne Schicksal als unwichtig liegen lässt. In Dunkirk ist der ein Held, der mit dem nackten Leben davonkommt.
Daneben ist Nolans Film aber auch die Aufarbeitung einer historischen Rettungsaktion und gerade gegen Ende hin mischt sich dabei auch Pathos ein, der vielleicht etwas weniger stark aufgetragen, besser gewirkt hätte. Das gilt auch für die musikalische Untermalung von Hans Zimmer. Das gilt viel weniger jedoch für die Bilder von Hoyte van Hoytema, dessen teilweise wunderschönen Kamerafahrten, den Grauen der Situation gekonnt kontrastieren. Viele Kritiker loben „Dunkirk“ als einen der besten Filme des Jahres 2017. Zweifellos ist es ein gekonnt gemachter Kriegsfilm, der sich durchaus mit Genremeisterwerken wie „Der schmale Grat“ messen kann, aber so wirklich neu und besonders ist „Dunkrik“ denn eben doch nicht, sehr gut gemacht, aber nicht herausragend.

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