Top of the Lake

created by: Jane Campion, Geraerd Lee | 2013-2017| 2 Staffeln | Premiere auf dem Sundance Channel (in Dtl. auf ARTE)

Elisabeth Moss gehört ohne Zweifel zu den besten Serien-Schauspielerinnen unserer Zeit (insofern es überhaupt eine besondere Unterteilung des Schauspielberufs in dieser Richtung geben kann, aber tatsächlich ist sie mir eigentlich nur aus Serien bekannt). Wenn es dann noch um eine ziemlich gelobte Krimi-Serie in Neuseeland geht, dann weckt dies einige Erwartungen.

So schön Neuseeland ist, so hinterwäldlerisch sind seine Einwohner, könnte man beim ersten Blick auf „Top of the Lake“ meinen. Tui (Jaqueline Joe), die 12-jährige Tochter des lokalen Drogenbarons Matt Mitcham (Peter Mullan) will sich im See ertränken, weil sie im 5. Monat schwanger ist. Die auf Kindesmissbrauch spezialisierte Polizistin Robin (Elisabeth Moss) wird in den Fall hinzugezogen und versucht herauszubekommen, wer das minderjährige Kind missbraucht hat. Doch Tui meint nur „no one“ und geht. Robin möchte den Fall trotzdem lösen, schließlich ist sie privat gerade nur von Problemen umgeben, ihre Mutter (Robyn Nevin) ist todkrank, ihr Verlobter weilt in Australien und ist nicht gewillt, länger die Heirat zu verschieben und schließlich trifft sie auch noch ihren Jugendfreund Johnno (Thomas M. Wright), einem der drei Söhne Matt Mitchams, denn Robin ist hier aufgewachsen und hat schreckliche Erinnerungen an diesen Ort. Schließlich erlaubt der Polizeichef Al (David Wenham) das Matt befragt wird, doch dieser wiederum ist weniger um Tui besorgt als um ein für seine Familie heiliges Seegrundstück mit dem schönen Namen Paradies, welches Gruppe Frauen verkauft wurde, die unter Führung ihres barschen Gurus GJ (Holly Hunter) hier ein psychologisches Containertherapie-Zentrum einrichten. Und plötzlich eskaliert die Situation als Tui verschwindet und zahlreiche sehr dubiose Todesfälle ans Licht kommen. Und während die Polizei noch nicht mal mehr Dienst nach Vorschrift betreibt, ist Robin mehr und mehr auf sich allein gestellt.

Eigentlich könnte die mit Preisen überhäufte Serie grandios werden, ein malerisches Setting, sehr gute Schauspieler und ein halbwegs komplexer Plot mit einem emotionalem Thema. Doch „Top of the Lakes“ überzeugt nur phasenweise, dann wenn die wundervolle Natur eingebaut wird und auch in den eher seltenen Momenten wo die Schauspieler glänzen können. Wenn Elisabeth Moss die Tiefe ihrer Figur ausspielen kann, Peter Mullan das unzivilisiert Grobe und Holly Hunter die von den alltäglichen Dingen abgehobene und den Rest der Welt herum kommandierende Guru-Chefin gibt. Doch leider wirken viele Szenen zu lang und driften dann schnell in einen Strudel des bis ins letzte ausgetretener Emotionalität und Kitsch ab. Die Handlungsgeschwindigkeit wiederum wirkt seltsam unrhythmisch und gerade das Ende will einfach viel zu viel und spektakelt sich in der letzten Folge herunter, dass man als Zuseher zwar überrascht ist, aber die Wendungen dann irgendwie für ziemlich künstlich hält. Dies gilt in gewisser weise auch für die Charaktere von „Top of The Lakes“, bei dessen Radikalität man sich als noch nicht in Neuseeland-Gewesender fragen muss, ob man sich solchen Leuten aussetzen möchte (wenn es sie denn dort so geben sollte), um das paradiesische andere Ende der Welt zu sehen. Es gibt zwar auch eine zweite Staffel,der eher als Mini-Serie angelegten Reihe, aber diese steht auf meiner Seh-Agenda quasi nicht on Top.

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