Lady Bird

Jahr: 2017 | Regie und Drehbuch: Greta Gerwig | Länge: 95min | Location: Sacramento

Jeder schrammt durch seine Adoleszenz irgendwie anders durch und doch ist sie für viele im Großen und Ganzen gleich. Man lernt, dass es so etwas wie Unabhängigkeit von den Eltern gibt, das man sich verlieben kann und vor allem, dass das Leben vor einem liegt und man nun loslaufen kann, weil man irgendwie alt genug ist, allein seine Runden zu drehen. Dabei sind die Vorgehensweisen natürlich unterschiedlich.

Christine McPherson (Saoirse Ronan) hat mit ihren 17 Jahren beschlossen, dass der Name „Lady Bird“ viel besser zu ihr passt als der von ihren Eltern gegebene und möchte von nun an auch so genannt werden. Das letzte Jahr der Highschool ist dafür da, ihre Freiheit auszutesten. Sie will ihre Kreativität ausleben, sich verlieben und ihre Sicht auf die Dinge in der Welt finden. Das alles unterscheidet sie nicht wirklich von ihren Mitschülern an der katholischen Schule in ihrer Heimatstadt Sacramento, nur vielleicht insofern, dass Lady Bird den Ort als sehr provinziell ansieht und lieber ins glitzernde und trendige New York gehen würde. Das sieht ihre Mutter Marion (Laurie Metcalf) gar nicht gern. Erstens hat die Familie finanziell den Gürtel enger zu schnallen, weil der Job von Vater Larry (Tracy Letts) alles andere als gut läuft und zweitens möchte sie doch nur sehen, dass ihre Tochter mehr aus ihrem Leben herausholen kann, als nur ein rebellischer Teenager zu sein.

„Lady Bird“ von Greta Gerwig ist ein wirklich schöner und ruhiger Film über das Erwachsenwerden in der kalifornischen Provinz (wobei Provinz hier gern relativ, z.B. zu New York, gesehen werden muss). Seine Stärke liegt in der Authentizität der Handlung, denn man kann sich nicht frei machen vom Gedanken, dass viel von Gerwigs Jugendjahren in diesem Film liegen, schließlich war die aus Sacramento stammende Regisseurin zum Zeitpunkt des Films 2002 selbst 19 Jahre alt (insofern ist „Lady Bird“ vielleicht als eine Art von Prequel zu „Francis Ha“ zu sehen, wo sich eine junge Frau aus Sacramento im New Yorker Leben zurechtfinden muss, in jenem Film hatte Gerwig die Hauptrolle gespielt, aber auch das Drehbuch mitgeschrieben). „Lady Bird“ wird zu einer Liebeserklärung an die Hauptstadt Kaliforniens und ans Erwachsenwerden.

Das komplette Schauspielerkollektiv ist liebevoll zusammengesetzt, doch nicht nur Saoirse Ronan hinterlässt als durchs Leben schlumpernder Teenager Eindruck beim Zuschauer, vor allem die großartige Laurie Metcalf gefällt sehr, als bestimmende und nur das Beste für die Familie wollende Mutter. „Lady Bird“ wurde von den Kritiken sehr gut aufgenommen, was sicherlich daran liegt, dass es sich um einen liebevollen Film handelt und vielleicht auch ein wenig am Motiv, dass in heute schwierigen Zeiten, die Erinnerung an die eigene Jugend für ganz viele von uns einfach mal schön sind und wenn man einen gut gemachten Rahmen für diese Zeiten findet, der auch die amerikanischen Realitäten (der weißen Mittelschicht 2002) gut wiederspiegelt, dann hat man einen sehr guten Film gesehen, dessen Ziel es nicht unbedingt ist Weltbewegendes zu zeigen, sondern ein Denkmal zu setzen, für das Erwachsenwerden und auch ein bisschen für Sacramento.

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