Erschien 2025 bei Carl Hanser mit 240 Seiten
Sich selbst Geschenke zu machen, hat den entscheidenden Vorteil, dass man sich nichts Falsches schenken kann – und so schenkte ich mir zum Geburtstag den neuen Roman von Wolf Haas. Haas legte Anfang des Jahres sein neuestes Buch vor. Es ist ein Werk, das von den Bildern M. C. Eschers geprägt zu sein scheint. Ich muss Ihnen das sicherlich nicht erklären, geneigter, der Kunstwelt zugetaner Leser, aber Eschers Bildwelten waren immer Ausflüge in eigentümliche gestalterische Paradoxien, die Sehgewohnheiten infrage stellten. „Wackelkontakt“ könnte man als die Romanform von Eschers Lithografie „Drawing Hands“[1] sehen, und wie die Zeichnungen des Niederländers ist auch Haas’ Romankonstruktion ein intelligenter Genuss.
Hauptheld Escher hat einen Elektriker in seine Wohnung bestellt, der einen Wackelkontakt in seiner Küche beheben soll. Escher ist Trauerredner, großer Fan von Puzzles und liebt Mafia-Krimis, so wie das Buch, das er gerade in den Händen hält und das vom Schicksal des Kronzeugen Elio handelt, der aus Italien ausgeschleust wird, um eine neue Identität als Schweizer anzunehmen.
Wie bei „Drawing Hands“, wo eine Hand die andere Hand zeichnet, haben wir in „Wackelkontakt“ zwei Geschichten, die sich immer wieder gegenseitig ergänzen. Das ist von der Erzählstruktur sehr, sehr klug gemacht, und man hat als Leser spätestens in der Mitte des Buches einen wunderbaren Aha-Moment. Aber das ist nicht alles, denn Haas erzählt wieder, wie nur Haas erzählen kann: mit großem und sehr trockenem Humor, der einem die Tränen in die Augen treibt. So erschafft er einen leicht zu lesenden, sehr unterhaltsamen, aber doch ungemein klugen und humorvollen Thriller, der ein Hochgenuss ist.
[1] Hier geht es zur Wikipedia Seite: https://de.wikipedia.org/wiki/Drawing_Hands