Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Albert Serra | Spielfilm | 165min | Location: Tahiti
Der französische Hochkommissar De Roller (Benoît Magimel) ist auf der polynesischen Insel Tahiti so etwas wie ein Mann für alles. Man findet ihn gefühlt überall, ob bei Empfängen oder in zwielichtigen Etablissements, immer darum bemüht, den Lauf der Dinge in die richtige Bahn zu leiten. Ein Schiff der französischen Marine ist auf der Insel angekommen und Gerüchte kommen auf, dass man die vor 20 Jahren beendeten Atomtests wieder aufnehmen will.
„Pacifiction“ ist ein ungewöhnlicher Film, der sich Blockbuster-Kino-Methoden fast vollständig verschließt. Der fast drei Stunden lange Streifen hat viele sehr ruhige Szenen, die teilweise wie Gemälde wirken, sich aber einer Postkarten-Optik weitgehend entziehen und ein wenig wie die farbigen Gemälde von Gauguin aussehen. Dazu kommt ein beeindruckender Hauptdarsteller Benoît Magimel, der den Hochkommissar in einer Mischung aus Politiker, Detektiv, Dandy und Mann von Welt spielt, und einer Geschichte, die, ähnlich einem Gerücht, nie wirklich klar und stringent ist, sondern eigentümlich verschwimmt, und das umso mehr, je länger der Film andauert. Das wirkt teilweise vieldeutig (Anspielungen auf Kolonialismus, Feminismus oder (Homo-)Erotik), bewirkt aber eher eine fast schon surrealistische Atmosphäre, die sich durch den ganzen Film zieht, so als würde man selbst in der schwülen Luft von Polynesien stehen und so richtig nicht wissen, was man als Nächstes tun sollte, außer zu genießen, dass man gerade hier ist, an einem atemberaubenden, aber irgendwie geheimnisvoll gefährdeten Ort. Ein sehr außergewöhnlicher Film, der nicht für das breite Publikum gemacht ist, aber mit großer Schönheit und Atmosphäre aufwarten kann.
Momentan ist der Film in der ARD Mediathek abrufbar.