Anora

Regie & Drehbuch: Sean Baker | Jahr: 2024 | Dramedy | Länge: 139min | Location: New York City

Als ich noch Soziologie studierte (also irgendwann um und nach der Jahrtausendwende), gab es verschiedene Thesen darüber, in welchem Zustand sich unsere Gesellschaft gerade befand. Eine Diagnose war, dass unsere Gesellschaft, die aus verschiedenen Teilen mit unterschiedlichen Logiken besteht (Recht, Wirtschaft, Politik, Familie, Liebe …), zunehmend von einer wirtschaftlichen Logik durchdrungen wird. Anders gesagt: Die Logik der Wirtschaft schien mehr und mehr alle Bereiche der Gesellschaft zu erobern, und diese wurden vom ökonomischen Denken immer stärker unterjocht.
Sean Baker erzählt in seinem Film „Anora“ eine Geschichte, die dieser Diagnose irgendwie nahekommt – was ich im Folgenden für Sie, geneigter Leser, zu beschreiben versuche. „Anora“ weiterlesen

Yes God Yes

Jahr: 2019 | Regie & Drehbuch: Karen Maine | Länge: 78min | Dramedy

Im Herbst 2000 war ich etwas älter als Alice (Natalia Dyer), welche ihre Schulzeit um die Jahrhundertwende auf einer streng katholischen Highschool verbringt und dort scheinbar als oberstes Gebot von Pfarrer Murphy (Timothy Simons) gelehrt bekommt, dass sexuelle Handlungen, ob nun allein oder gar mit anderen Menschen betrieben, ein Sündenfall sind, wobei letztere Handlung im Zuge der Eheschließung legitimiert wäre. Da ereilen Alice zwei Situationen. Zum einen wird sie Opfer des Gerüchtes einen Mitschüler „die Sahne geschlagen“ zu haben (weder hatte sie Kontakt zu diesem Mitschüler, noch ist ihr überhaupt die metaphorische Bedeutung der Redensart bewusst) und zum anderen trifft sie im Internet auf anstößige Chats, die durchaus den Reiz etwas verbotenes zu tun ausüben. Mit ihrer besten Freundin (Francesca Reale) besucht sie ein kirchliches Camp, wo sie erstmals Chris (Wolfgang Novogratz) sieht und sich von ihm stark angezogen fühlt. „Yes God Yes“ weiterlesen