Der Schaum der Tage

Jahr: 2013 | Originaltitel: „L’écume des jours“ | Regie & Drehbuch: Michel Gondry | surrealistische Tragikomödie | Länge: 98min | Location: Paris

Irgendwie spielt mir der Algorithmus einer meiner verbliebenen Social-Media-Anbieter in letzter Zeit kleine Videos mit Erklärungen großartiger Musikvideos zu. Diese Videoschnipsel finde ich ziemlich großartig. Mir fiel dabei nicht nur auf, dass die große Zeit der Musikvideos vorbei zu sein scheint (YouTube kann MTV nur unzureichend ersetzen, hat aber andere Vorteile), sondern auch, dass es in den 1990er- und 2000er-Jahren wahre Superstars im Bereich der Regie und Ausarbeitung von Musikvideos gab. Einer davon war Michel Gondry, dessen Videos zu Protection von Massive Attack oder Around the World von Daft Punk sicherlich noch jedem bekannt sein dürften, der damals vor dem Fernseher saß, um Musik zu sehen (zur besseren Erinnerung werden beide Videos nach dem Artikel noch einmal gezeigt). Gondry legte seit den 2000er-Jahren auch einige Filme vor. Jedem Cineasten wird sich wahrscheinlich der Liebesfilm „Vergiss mein nicht! ins Gedächtnis eingebrannt haben, vielleicht auch die Filmkomödie „Abgedreht, eine Hommage an Film- und Videokunst. „Der Schaum der Tage“ weiterlesen

Vergiss mein nicht!

Wie sollte man sich bei „schlechten Erinnerungen“ verhalten? Erinnerungen die Schmerz hervorrufen, vielleicht auch Demütigung und mit Sicherheit Trauer. Emotionen die man eigentlich lieber gar nicht erst hätte und wenn sie schon im Kopf herumschwirren, dann möchte man sie wohl am liebsten loswerden.

Michel Gondrys Film „Vergiss mein nicht!“ (Original: „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“) präsentiert eine Lösung. Warum nicht die verhassten Erinnerungen einfach löschen, wie auf einer Festplatte. So geht es auch Joel (Jim Carrey) der seine verflossene Liebe Clementine (Kate Winslet) vergessen will und sich diesbezüglich an den Spezialisten Dr. Mierzwiak (Tom Wilkinson) wendet. Dank hochmoderner computerunterstützter Gedächtnis-Löschung verliert sich jede Erinnerung an sie.

„Vergiss mein nicht!“ beleuchtet den Löschungsprozess, der beim schlafenden Joel vorgenommen wird und reflektiert dabei in einer fast schon philosophisch zu nennenden Art und Weise die Bedeutung von Erinnerungen, um zum Schluss zu kommen, dass sie elementare Bestandteile unseres Lebens sind, derer man sich nicht berauben sollte. Doch das ist bei weitem nicht die einzige Message. Der Film entwickelt sich zu einem der schönsten Liebesfilme und fließt dabei noch vollkommen kitschfrei über den Bildschirm. Dafür verantwortlich sind neben Charlie Kaufman, der ein brilliantes Drehbuch schrieb und Regisseur Gondry auch die tollen Darsteller. Angefangen bei den Nebenrollen (Wood, Dunst, Wilkinson) über den wirklich außergewöhnlich guten Jim Carrey (der mit schlechten Filmen den Erwartungsdruck unten hält, um dann in einigen Streifen zu brillieren, so wie hier) und der alles überragenden Kate Winslet, die nicht zu Unrecht 2005 für diese Rolle für den Oscar nominiert wurde (ihn aber zu Unrecht nicht bekam und dem „Millionen Dollar Baby“ den Vortritt lassen musste). Die Schauspieler, ein tolles Drehbuch und ein zurückhaltender doch immer passender Soundtrack machen „Vergiß mein nicht!“ zu einem absoluten Highlight, auch wenn man über das an dieser Stelle nicht verratende Ende diskutieren kann, nur eins vielleicht sei verraten; kitschig ist es nicht.

Abgedreht

Ich bemerke gerade, einen riesigen Fehler gemacht zu haben und bin mir nicht sicher ob ich ihn in Zukunft korrigieren werde. Doch um diesen Fehler aufzuzeigen muss ich etwas ausholen.

Kurz vor Weihnachten habe ich per Post Werbung für eine Online DVD-Videothek bekommen. Nach etwas Überlegung habe ich schließlich das Angebot angenommen. Man schreibt eine Liste mit Filmen auf und bekommt diese nacheinander per Post auf DVD geliefert und nachdem man seinen Wunschfilm geschaut hat, schickt man ihn wieder zurück. Die ersten drei Monate sind kostenlos und da konnte ich nicht widerstehen, denn drei Monate kostenlos DVDs schauen klingt verlockend. Auf meiner Liste ganz oben stand „Abgedreht“ (engl. „Be Kind Rewind“) von Michel Gondry. „Abgedreht“ weiterlesen