Jahr: 2013 | Originaltitel: „L’écume des jours“ | Regie & Drehbuch: Michel Gondry | surrealistische Tragikomödie | Länge: 98min | Location: Paris
Irgendwie spielt mir der Algorithmus einer meiner verbliebenen Social-Media-Anbieter in letzter Zeit kleine Videos mit Erklärungen großartiger Musikvideos zu. Diese Videoschnipsel finde ich ziemlich großartig. Mir fiel dabei nicht nur auf, dass die große Zeit der Musikvideos vorbei zu sein scheint (YouTube kann MTV nur unzureichend ersetzen, hat aber andere Vorteile), sondern auch, dass es in den 1990er- und 2000er-Jahren wahre Superstars im Bereich der Regie und Ausarbeitung von Musikvideos gab. Einer davon war Michel Gondry, dessen Videos zu Protection von Massive Attack oder Around the World von Daft Punk sicherlich noch jedem bekannt sein dürften, der damals vor dem Fernseher saß, um Musik zu sehen (zur besseren Erinnerung werden beide Videos nach dem Artikel noch einmal gezeigt). Gondry legte seit den 2000er-Jahren auch einige Filme vor. Jedem Cineasten wird sich wahrscheinlich der Liebesfilm „Vergiss mein nicht!„ ins Gedächtnis eingebrannt haben, vielleicht auch die Filmkomödie „Abgedreht„, eine Hommage an Film- und Videokunst.
Der wohlsituierte Colin (Romain Duris) residiert mit seinem in einer Person vereinten Koch, Chauffeur und Vertrauten Nicolas (Omar Sy) in einem Appartement in Paris. Sein Freund Chik (Gad Elmaleh), ein fast schon fanatischer Bewunderer des Philosophen Jean-Sol Partre (Philippe Torreton), lernt auf einer Party Alice (Aïssa Maïga) kennen, woraufhin Colin etwas betrübt feststellen muss, dass ihm zu seinem Glück die Liebe fehlt. Und wo eine Party ist, ist auch eine zweite – und auf dieser traut sich Colin, Chloé (Audrey Tautou) anzusprechen. Eine große Liebe entsteht, wie sie Paris bisher kaum erlebt hat.
Der Schaum der Tage ist die Art von Film, die man von Michel Gondry erwartet: ein etwas verrückter Streifen, sowohl was die Bildsprache als auch den surrealistischen Ansatz der Erzählung betrifft, voller kreativer Einfälle und Humor. Bildsprache und Kreativität sind dabei die klaren Stars des Films, hinter denen die Figuren nur mühevoll hervorschauen. So wirkt Der Schaum der Tage wie ein Märchen, das mit jeder Minute immer düsterer wird und den Zuschauer von einer anfänglichen Euphorie und Pracht in die Dunkelheit des Verlustes führt. Wer also schon immer mal lebenslustig starten und zu Tode betrübt enden wollte, ist bei Der Schaum der Tage absolut richtig – und sieht dabei ein kreatives Meisterwerk, das gerade in seiner Bildsprache überzeugt.