High Life

Regie & Drehbuch: Claire Denis | Jahr: 2018 | Science-Fiction Film | Länge: 112min

Gut gemachte Science-Fiction kann uns in fremde, kaum vorstellbare und spannende Welten führen, zumeist irgendwo im Weltall unserer Fantasien. Wenn wir in diesen fernen Zeiten einer vermeintlichen Zukunft etwas erkennen, dass wir als Abbild unserer Welt interpretieren können, dann hat die Science-Fiction Darstellung nicht nur unterhaltenden, sondern sogar erkennenden Wert. Frühere Darstellungen des Genres von Jules Verne bis zu Star Trek waren immer dabei technikbegeistert und man musste einige Abstriche bei den physikalischen Grundlagen der Darstellung machen (z.B. in Star Trek bei der Frage der Überlichtgeschwindigkeit, des Worp-Speeds, die einfach mal unmöglich ist, auch wenn die Menschheit daran noch eine Millionen Jahre bastelt[1]). Heute hat sich die Science-Fiction gewandelt und versucht ein Mindestmaß an Anschlussfähigkeit herzustellen, das heißt, der Science-Fiction Plot muss irgendwie eine nachvollziehbare Zukunft und Technik zeigen. Claire Denis zeigt in „High Life“, jedoch, dass letztgenannten Aussage nicht immer stimmt, denn ihr Film „High Life“ ist Science-Fiction mit einer möglichst unlogischen und sozial absolut nicht nachvollziehbaren Dimension.

Wir befinden uns auf einem Raumschiff, das nahe Lichtgeschwindigkeit zu einem schwarzen Loch fliegt, welches es untersuchen soll, hier soll nach alternativen Energiequellen gesucht werden (was etwas verwundert, wenn man Energie hat, um Objekte von der Erde mit fast Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum zu peitschen). Die Besatzung des Raumschiffs besteht aus Strafgefangenen, die alle auf der Erde schwere Verbrechen begangen (könnte man sich eine besser zusammengestellte Crew für eine solche Mission vorstellen?). Die heimliche Chefin der Mission ist Dr. Dibs (Juliette Binoche), welche nicht nur eine sehr eigenwillige Sexualmoral auf dem Schiff durchsetzt, gleichzeitig aber auch an der Reproduktion menschlichen Lebens im Weltraum interessiert ist. Der Film zeigt in Rückblicken, wie die Crew in jahrelanger Fahrt langsam zu Grunde geht, bis nur noch Monte (Robert Pattinson) übrigbleibt, der sexuell abstinent lebt und gerade deshalb als einziger überlebt und eine kleine Tochter hat.

„High Life“ ist wegen seiner Story ein ärgerlicher Film. Die Handlung wirkt fast nie logisch oder wenigstens nachvollziehbar und richtig viele Schlüsse auf unser heutiges Leben kann man auch nicht ziehen (vielleicht könnte man die Sexualmoral des Schiffes, als Folie für die Sexualität und Reproduktionsfähigkeit der Menschheit im 21. Jahrhundert halten, ich wäre da aber interpretatorisch vorsichtig). Die Regie ist eigenwillig und lässt beispielsweise Juliette Binoche immer am Rande des Wahnsinns agieren und man ist sich nicht sicher, ob ihre Darstellung genau das ist, oder doch schon wieder genial. Lars Eidinger bekommt nach meiner Erinnerung genau einen Satz im Film (und das als Kapitän des Schiffes), den ich ihnen, geneigter Leser, keinesfalls vorenthalten möchte, er lautet: „Please, suck my dig.“ In diesem Sinne möchte ich betonen, dass es viele Dinge auf der Welt gibt, mit denen man besser seine Zeit vertreiben kann, als mit diesem Film.

[1] Sollte dieser Text tatsächlich in einer entfernten Zukunft von jemanden gelesen werden, in welcher das Weltraumreisen in nahezuer Lichtgeschwindigkeit oder gar darüber hinaus möglich ist, dann entschuldigen Sie – geneigter Leser der Zukunft – meine naiven Vorstellungen von Physik im 21. Jahrhundert. Meine weiterreisenden Atome sind jetzt bestimmt begeistert!

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