Jonathan Lethem – Der Stillstand

Erschien 2020 im amerikanischen Original als „The Arrest“ bei HarperCollins | deutsche Übersetzung von Ulrich Blumenbach 2024 bei Tropen mit 328 Seiten

Jonathan Lethem gehört zu den großen amerikanischen Romanautoren, die etwas zu selten auf meiner Leseliste auftauchen. Nachdem mir Chronic City als wundervoller Roman in Erinnerung geblieben ist, wollte ich mit „Der Stillstand“ einen Teil meines Freibadsommers verbringen. „Jonathan Lethem – Der Stillstand“ weiterlesen

Jonathan Lethem – Chronic City

Erschien im Original: 2009 | deutsche Übersetzung von Johann Christoph Maas und Michael Zöllner | 2011 bei Tropen | 494 Seiten (im Taschenbuch bei Fischer)

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich an dieser Stelle erklärt, ich müsse mal wieder Jonathan Lethem lesen. Das führte dazu, das sein Roman „Chronic City“ auf meiner Winterleseliste auftauchte.
„Chronic City” ist ein in New York City spielender Roman, ein Schauplatz, der im Schaffen des gebürtigen Brooklyner Lethem häufig anzutreffen ist. Dieses New York jedoch ist eine surreale, krisenhafte Stadtlandschaft, die man sich eher wie ein leicht dystopisches Szenario vorstellen muss, ein Motiv, welches momentan ja eine gewisse Relevanz und Konjunktur hat (vielleicht war das auch schon immer so, aber die aktuellen Krisen scheinen immer stärker und schneller zu werden, ob das in 10 Jahren noch genauso wahrgenommen wird ist spekulativ, aber spannend).
Der Hauptteil der Handlung von „Chronic City“ spielt in einem eisigen und tief verschneiten Winter, der sich endlos zu ziehen vermag, die New York Times bringt „kriegsfreie“ Nachrichten heraus (wohl, weil die Leser vom vielen Krieg auf dem Planeten nichts mehr wissen wollen), Teile von Downtown liegen seit vielen Monaten unter dichten Wolken und ein seltsamer und irgendwie mutierter Tiger streunert durch die Stadt und richtet allerhand Zerstörung an. Doch während man seine Destruktion sehen kann, bleibt das Tiger selbst wie ein mythisches Wesen, welches kein Mensch je richtig sah, geschweige denn in Gefangenschaft nehmen konnte.
Chase Insteadman, ein ehemaliger Kinderstar lebt in dieser Stadt und gehört zu einer nicht unerheblichen Anzahl an Bohème, deren Alltag davon geprägt ist, andere Menschen zu treffen. Insteadman ist destingiert und attraktiv, doch für die Öffentlichkeit der Stadt ist er vor allem eins; der Verlobte der Astronautin Janice Trumbull. Diese wiederum sitzt gefangen in einer Weltraumstation, deren Eingeschlossenheit sich darin begründet, das chinesische Mienen eine Rückkehr auf die Erde unmöglich machen. Was die Situation noch verschlimmert ist die Tatsache, dass lediglich Nachrichten an die Erde gesendet werden können, darauf aber kaum geantwortet werden kann. Und so erhält Chase Liebesbriefe von Janice (die natürlich vorab, in der New York Times veröffentlicht werden), kann diese aber nie beantworten und lebt sein Leben auf Erden.
Insteadman lernt Perkus Tooth kennen, einen abgedrehten Gesellschaftskritiker, der ihn in seinen Bann zieht, da Perkus nicht nur scheinbar tief fundiertes Wissen über die Filmbranche besitzt, sondern gleichfalls faszinierende, wie merkwürdige Welterklärungsansätze anbietet, allen voran, die Spekulation, das Marlon Brando noch lebt. Chase verbringt immer mehr Nächte bei Perkus, wo sie bis in den frühen Morgen hinein, getränkt von der rauschhaften Wirkung Mariuanhas über New York und die Welt grübeln. Eines Tages läuft Chase die Ghostwriterin Oona Lazlo bei Perkins über den Weg, die scheinbar in jedes größere Buchprojekt der Stadt verwickelt zu sein scheint. Bei einer Dinnerparty lernt Chase außerdem den Rathausmitarbeiter Richard Abneg kennen, der ebenfalls ein Freund von Perkus ist. Und so sieht man sich und spricht miteiandern, in der rauen Kälte New York Citys. „Jonathan Lethem – Chronic City“ weiterlesen

Jonathan Lethem – Der Garten der Dissidenten

Es sind diese 1€ Wühlkisten, die mich anziehen. Allerdings nur, wenn Bücher zu erwühlen sind. Als Kind habe ich Papier beim Sero-Händler abgegeben und dafür sogar Geld bekommen. Heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob der Wert des Papiers nicht schon höher ist, als der Preis jedes einzelnen Buches. Das stimmt nachdenklich über die Marktwirtschaft, macht mich als Kunden aber froh, vielleicht kann ich etwas Billiges erwühlen. Nachteil der 1€ Wühlkiste, neben der fehlenden Übersicht und Ordnung, ist die große Anzahl an Büchern, bei denen mir klar ist, warum sie keiner kaufen will, wobei man dann gegen rechnen muss, dass im gegenwärtigen Kapitalismus Produkte verkauft werden, bei den man nicht für möglich halten würde, dass tatsächlich auch nur ein einziger Cent dafür transferiert wird.

Doch da – Jonathan Lethem – Amerikaner – Könnte was sein – Ich treten einen Schritt zurück (Bücherwühlkisten sind nie besonders belegt) und studiere schnell seinen wikipedia-Eintrag – Oha, Nachfolger von David Foster Wallace an Pomona College für Creative Writing – Überzeugt, ab zur Kasse! „Jonathan Lethem – Der Garten der Dissidenten“ weiterlesen