Knight of Cups

Regie & Drehbuch: Terrence Malick | Jahr: 2015 | Spielfilm | Länge: 118min

Der Alltag ist die Abfolge routinisierter Tätigkeiten, Aufgaben, die wir erledigen müssen, weil irgendetwas ansteht: Arbeit, Familie, Einkäufe, Arzttermine, Behördengänge, auf dem Handy nachschauen, ob die Welt, wie wir sie kennen, noch existiert, und andere Dinge, die zum Rahmenhandlungsplan der Ersten Welt gehören. Aus diesem Bewusstseinsstrom auszubrechen – etwa auf einer Wiese liegend, die Wolken beobachtend und über die eigene Existenz, den eigenen Seinszustand, die Welt oder das Nichts nachzudenken und einfach nur biologisch zu existieren – ist eine wertvolle, aber wahrscheinlich viel zu selten ausgeübte Tätigkeit des Daseins.
Wim Wenders hat versucht, dies filmisch darzustellen, und zwar im „Himmel über Berlin“. Wer diesen Klassiker gesehen hat, wird vermutlich auch an den Filmen von Terrence Malick interessiert sein. Malick schuf mit Der schmale Grat vielleicht den besten, weil existentiellsten Kriegsfilm, den ich kenne, oder mit The Tree of Life ein bildgewaltiges Werk über das Leben. 2015 legte er „Knight of Cups“ vor, einen Film, der Malicks Technik, bewegte Bilder zu zeigen und dabei eine Stimme aus dem Off reflektierende Dinge sagen zu lassen, fast schon ins Extreme treibt. „Knight of Cups“ weiterlesen

Der schmale Grat

Jahr: 1998 | Originaltitel: „The Red Thin Line” | Regie & Drehbuch: Terrence Malick | Kriegsdrama | Länge: 170min | Location: Guadalcanal Island (Südpazifik)

Das Leben auf unserem Planeten existiert in den vielfältigsten Formen und die Natur der Erde geizt nicht damit anzuzeigen, dass sie die wunderschönsten und absonderlichsten Dinge für uns bereit hält, die mit uns Menschen gemein haben, dass sie ebenso leben. Die Menschen wiederum haben als einzige Spezies eine ganze Sammlung von Ideen über das Leben gedacht, geschrieben und verfilmt, was das denn dieses Leben als solches bedeuten könnte. Die Frage nach der Bedeutung des Lebens ist also so etwas wie eine anthropologische Tatsache und ihre Antwort wird mitbestimmt von der Einsicht der Endlichkeit des Lebens und seinem Ablauf im Tod. Schaut man auf das Zusammenleben der Menschen, so gibt es wohl nur wenige Erfindungen, die den Tod so elementar beinhalten, wie der Krieg. Leben, so könnte man sagen, wird an der Bruchstelle, seiner unmittelbaren Verlustgefahr, am deutlichsten, am spürbarsten oder eben am sinnfälligsten. Das Leben beleuchten, in dem man den Krieg beschreibt ist das gedankliche Grundgerüst von Terrence Malicks Epos „Der schmale Grat“, dem vielleicht besten je gedrehten Kriegsfilm, einen weiteren Streifen aus der Reihe „Filmklassiker der Jahrtausendwende“. „Der schmale Grat“ weiterlesen

The Tree of Life

„The Tree of Life“ ist ein amerikanischer Spielfilm von Terrence Malick, der im Jahr seiner Veröffentlichung 2011, die Goldene Palme in Cannes gewann.

Im Mittelpunkt der gar nicht mal so komplizierten Handlung steht die Familie O’Brien. Vater O’Brien (Brad Pitt) erzieht seine Söhne mit großer Strenge und versucht sie damit auf die Tücken des Lebens vorzubereiten. Mutter O’Brien (Jessica Chastain) dagegen ist sanftmütig, still und voller Liebe. Erzählt wird die Geschichte vom ältesten Sohn der Familie, Jack (Sean Penn als Erwachsener, Hunter McCracken als Junge). Sie wird aber nicht chronologisch berichtet, sondern beginnt mit dem Tod eines Bruders und der Reaktion der Eltern. Dieser Tod bedrückt noch heute den älteren Jack, welcher inzwischen ein scheinbar recht erfolgreicher Architekt ist. Die Story verläuft dann in einer Abhandlung über das Leben an sich bevor sie wieder zurück zur Familie O’Brien kommt und zeigt, wie sie größer wird und die Jungen langsam älter. In der beginnenden Adoleszenz sieht man die innere Zerrissenheit von Jack, dem autoritären Vater gegenüber, den man gleichzeitig verehrt und hasst und der liebevollen Mutter, die sich nicht gegen den Vater durchsetzt.

Beachtet man nun, das fast alles Gesprochene des Films aus dem Off kommt und Dialoge im ersten Teil des Films gar nicht und im zweiten Teil selten vorkommen, so könnte man glatt denken, „The Tree of Life“ sei ein furchtbar langweiliger Streifen. Doch das ist er ganz und gar nicht. Vielmehr überzeugt er durch eine wahre Bilderflut, gigantisch, atemberaubend, wunderschön und man wünscht sich die ganze Zeit einen größeren Bildschirm. Für die Texte aus dem Off benötigt man einen kleinen Hang zur Poesie, was aber keinesfalls negativ aufgefasst werden sollte, aber vielleicht wirkt es für einige etwas zu pathetisch (für mich jedoch nicht). Weiterhin beeindrucken einige Szenen ungemein, Brad Pitt glänzt, Jessica Chastain ist ebenso so schön wie wunderbar, nur Sean Penn hat vielleicht eine etwas unglückliche Rolle abbekommen. „The Tree of Life“ ist ein zweifellos würdiger Gewinner der Goldenen Palme.