Apollo 10 ½ : Eine Kindheit im Weltraumzeitalter

Jahr: 2022 | Originaltitel: “Apollo 10 ½ : A Space Age Childhood” | Regie & Drehbuch: Richard Linklater | Länge: 97min | Animationsfilm | Location: Houston in den 1960er

Bei Autofahrten kann man sich manchmal dem Radioprogramm nicht ganz verschließen und so erhört man sich ab und an einen guten Filmtipp, so wie Richard Linklaters neuen Film, „Apollo 10 ½: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“. Dabei handelt es sich um einen Animationsfilm, der mit realen Darstellern vor einem Greenscreen gedreht wurde, um dann zu Animationen verarbeitet zu werden. Das gibt diesem Film eine ungewöhnliche, aber helle und zukunftsfreudige Optik, die sehr gut in die Zeit passt, die der Film darstellen soll.[1]

Stan (Milo Coy und als Erwachsener, im Gesprochenen-Off Jack Black) ist der jüngste Spross einer 8-köpfigen NASA Familie, deren Vater (Bill Wise) für die Weltraumbehörde als Warenkoordinator arbeitet, so wie gefühlt die halbe Nachbarschaft in einer neuen Vorortsiedlung in Houston. Eines Tages kommen zwei geheime Agenten der NASA auf Stan zu und gewinnen ihn für eine geheime Mission. Da eine Mondlandekapsel zu klein konzipiert wurde, soll er, da er ein athletisches Kind ist, auf den Mond geschossen werden, um zu testen, ob die Mondmission funktioniert. Natürlich ist die gesamte Operation streng vertraulich. Seinen Eltern, Geschwistern und dem Rest der Welt wird erzählt werden, Stan sei zu einem Sommer Camp gefahren.

„Apollo 10 ½ : Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“ ist ein sehr charmanter Film, dessen Reiz in der Darstellung der späten 1960er Jahre liegt, einer Zeit voller Hoffnung in die Zukunft, in der scheinbar alles erreichbar war. Dabei ist der Film nicht nur humorvoll angelegt, er ist auch keine Verklärung, sondern macht die autoritären Strukturen dieses Jahrzehnts ebenso deutlich und vielleicht ist der Film auch etwas melancholisch, weil er nicht nur in seiner Perspektive (der erwachsene Stan erzählt über seine Kindheit) heraus, eine große Vertrautheit und Liebe zu seiner Zeit (nämlich zur eigenen Kindheit) hat, sondern auch weil es keine Epoche sich endlos aneinanderreihender Krisendiskurse ist, sondern eine Dekade, in der die Zukunft glänzend erscheint.[2] Ein nicht nur von seiner optischen Umsetzung her sehr sehenswerter Film!

[1] Ich befürchte Filme, die später über die 2020er gedreht werden, müssen einer eher düsteren Optik gerecht werden.

[2] An Fußnote 1 anfügend. Wenn 2070 ein Film über die frühen 2020er Jahre gedreht würde, wie schwermütig wäre dieser? Würde er über dunkle Tage sprechen, oder über die letzten halbwegs Erträglichen, oder über eine depressive Phase der menschlichen Zivilisation?

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