La Grande Bellezza – Die große Schönheit

Das Leben auf der Suche nach Schönheit zu verbringen, scheint keine wirklich schlechte, oder sagen wir, hässliche Idee zu sein. So geht es Jep Gambardella (Toni Servillo), der seinen 65. Geburtstag ausgelassen feiert und der seit Jahren, seit er einen irgendwie bedeutenden, aber auf alle Fälle kommerziell erfolgreichen Roman schrieb, zur guten Gesellschaft Roms gehört. Diese feiert gern ausgelassen und stilvoll, so wie es sich Gambardella immer vorgestellt hat. Denn damals, als er in seinen 20er Jahren nach Rom kam, gab es für ihn nicht nur das Ziel zur mondänen Welt der italienischen Hauptstadt zu gehören, er wollte gleichsam der Mondänste in dieser Welt sein. Das scheint ihm gelungen zu sein, doch jetzt im Alter von 65 Jahren, fragt er sich, was alles hinter dem Schönen steckt.

Paolo Sorrentinos Film „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ gewann 2013 vollkommen zu Recht den Oscar als bester fremdsprachiger Film. In erster Linie ist Sorrentinos Film ein Porträt über die feine Gesellschaft Roms, die sich über alles Sorgen zu machen scheint, nur nicht über die eignen finanziellen Mittel. Man lebt in Saus und Braus, verbringt die Zeit mit Konversationen, deren Relevanz gern zur Selbstdarstellung benutzt wird, tratscht ein wenig, gibt sich der Erfüllung von Sehnsüchten hin und bemerkt den ständigen Verfall der guten Gesellschaft Roms und der Stadt im Allgemeinen. Und so zieht sich das Leben, von Kunstperformances über den Besuch quasi-heiliger Personen in der ewigen Stadt, bis hin zur nächsten Party auf der Dachterrasse gegenüber dem Kolosseum. „La Grande Bellezza“ ist jedoch mehr als eine Zurschaustellung der feinen Gesellschaft. Er ist ebenso ein recht wundervolles Gemälde der Stadt Rom und eine melancholische Betrachtung über das Leben im Allgemeinen. Und dabei hat der Streifen einen erstaunlichen Tiefgang. So wie beispielsweise in der wohl besten Sequenz des Filmes, die sich um eine Beerdigung dreht und die hervorragend darstellt, wie das kalkulierte Spiel mit vorher eingeübter und dann zur Schau gestellter Emotionalität nicht mehr wirklich zu trennen ist, von wahren Emotionen, wo das gespielte Gefühl und die echte Empfindung ineinander verschmelzen. Ein Phänomen, zweifellos fast so alt wie die Menschheit, dass wir aber tagtäglich in hohen Dosen in den Themen der Massenmedien dargereicht bekommen und fast schon nicht mehr für uns selbst entscheiden können was uns wirklich bewegt oder was nur bewegen soll. Auch die Suche nach Schönheit wird im Film weiter getrieben, denn er bietet einen hinreißenden, ja fast schon fesselnden Hang zu ästhetischen Bildern und wohl ausgesuchter Musik, die ihn selbst zu einem audiovisuellen Erlebnis machen. Dabei wird „La Grande Bellezza“ aber nie aufdringlich und bietet keine schnellen Interpretation an, sondern sucht das Schöne, so wie sein Hauptheld das Schöne und den Sinn des Lebens sucht. Und damit bleibt der Zuschauer zurück, im Nachdenken über den Sinn und das Erleben des Schönen. Der wohl beste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe.

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