One Battle After Another

Regie & Drehbuch: Paul Thomas Anderson | Jahr: 2025 | Spielfilm | Länge: 162min |

Es gibt verschiedene Dinge, die mich schnell einfangen. Dazu gehört zum Beispiel, wenn man mir erzählt, dass ein Film auf einer Romanvorlage von Thomas Pynchon basiert. Paul Thomas Anderson, der 2014 schon Pynchons „Inherent Vice“ verfilmte, nahm sich nun Pynchons Roman „Vineland“ als Filmvorlage für seinen neuesten Film „One Battle After Another“, der gerade in den Kinos läuft.

Vor 16 Jahren versuchte sich die als terroristisch einzugruppierende Bande „French 75“ in der Befreiung von illegalen Einwanderern, die an der Grenze der USA zu Mexiko inhaftiert gehalten wurden. Bei diesen Aktionen war Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor) die federführende, revolutionäre Kraft der Aktion. Der ICE-Officer Steven Lockjaw (Sean Penn) kommt Perfidia so nahe, dass er sie festnehmen könnte, empfindet aber gewaltige sexuelle Devotion ihr gegenüber und setzt persönliche Befriedigung über staatliche Aufgaben der Festsetzung. Als Perfidia zusammen mit ihrem Freund und Mitstreiter Pat Calhoun (Leonardo DiCaprio) ein Kind erwartet, drängt Letztgenannter, Erstgenannte sich auf die neu entstehende Familie zu fokussieren, doch Perfidia will lieber ihrem inneren Drang der Berufsrevolutionärin folgen und wird prompt festgenommen. Von Lockjaw mit einem Deal ausgestattet, verpfeift sie zahlreiche Mitstreiter, aber nicht ihren Freund und das Kind, die flüchten können.
16 Jahre später lebt Pat, gemeinsam mit Tochter Willa (Chase Infiniti), ein halbwegs unauffälliges Leben. Lockjaw wiederum hat ein für ihn äußerst verlockendes Angebot bekommen, dem „Christmas Adventurer Club“ beizutreten, einem weißen Rassisten-Geheimbund, der allerdings vermutet, dass Lockjaw ein Kind haben könnte, dass er mit einer nichtweißen (nämlich Perfidia) gezeugt haben könnte (absolutes No-Go in solchen Kreisen). Lockjaw setzt daraufhin seine paramilitärische Einheit ein unter dem Vorwand einer Drogenrazzia ein, um dieses „Problem“ zu lokalisieren und eliminieren.

„One Battle After Another“ ist ein Film, der eine Art Genre-Mix aus Groteske und Drama darstellt und der damit vielleicht schon ein anschauliches Sinnbild für den gegenwärtigen Zustand der US-Amerikanischen Gesellschaft darstellt (insofern man das von Europa aus beurteilen kann). Dieses Motiv ist der stärkste Aspekt des Films, der leider an einigen Stellen zu lang geraten ist und der den Aspekt der Groteske bei seinen Charakteren zu sehr überspitzt. Leonardo DiCaprio gefällt dabei noch als ständig zugedröhnter Möchtegern-Lebowski, Sean Penn wirkt aber schon so übertrieben (lächerlich), dass man Probleme hat, nicht nur seine Figur, sondern seine gesamte Inszenierung als lächerlich zu beschreiben, was vielleicht dem Thema nicht wirklich guttut. Lediglich Benicio del Toro, als Sensei und Untergrundaktivist ist ganz wunderbar anzusehen. Anderson ist dann sehr bemüht, einen für seine Inszenierungsverhältnisse sehr unterhaltenden Film zu erschaffen (u.a. mit einer perspektivisch interessanten, aber viel zu langen Auto-Aufholjagd), allerdings ist insbesondere die teilweise einfach willkürlich herausgezogene Länge und die zu abgedrifteten Charaktere dann doch ein Grund, warum „One Battle After Another“ kein wirklich bahnbrechendes Meisterwerk sind, aber ein sehr aktueller Film, dessen Zeitdiagnose spannend und sehr gelungen wirkt.

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