„The Boss of it All“ ist eine dänische Komödie von Lars von Trier aus dem Jahr 2006. Ungewöhnlich für von Trier stehen hier zwei Männer im Mittelpunkt und noch ungewöhnlicher, es ist kein Drama, sondern eine Komödie. Der Unternehmer Ravn (Peter Gantzler) hat ein Problem. Er möchte seine Firma verkaufen, hat aber seinen Mitarbeitern nie erzählt, das er der Boss ist und möchte dieses kleine Geheimnis auch gern dem neuen Käufer, dem arroganten isländischen Wikkinger Finnur (Friðrik Þór Friðriksson) vorenthalten. Also sucht er sich einen Schauspieler, der die Rolle des Oberbosses bis zum Verkauf spielen soll. Er trifft auf Kristoffer (Jens Albinus), einem wenig erfolgreichen Schauspieler, der in großer Verehrung für das absurde Theater und den Italiener Gambini lebt. Kristoffer übernimmt und findet schnell heraus, dass Ravn den nicht vorhandenen Oberboss gern für die Ablagerung jedes Konflikts in der Firma benutzt hat, um einen Sündenbock für seine Entscheidungen zu haben. Sieht es am Anfang nach einem kleinen Trick aus, damit Ravn gute Stimmung und Teamspirit erreicht, so stellt sich schnell heraus, welche seelischen Abgründe daraus erwachsen sind. Gleichzeitig verfällt Kristoffer immer tiefer in die Rolle.
„The Boss of it All“ ist zum einen eine Komödie über einen konfliktscheuen Menschen, der alle Reiberein die er mit seinen Mitarbeitern hat auf einen imaginären Boss abwälzt und sich so für alle als guten und liebenswerten Menschen darstellen kann. Ein zweifellos feiger, aber recht nachvollziehbarer Wesenszug. Nur die Darstellung dieses Sachverhaltes und der immer größer werdenden Probleme, die sich daraus ergeben hätte den Film schon sehr sehenswert gemacht, aber von Trier geht noch weiter und zwar viel weiter. Denn der Film behandelt nicht nur die katastrophalen Auswüchse von Harmoniesucht und zeigt wie ein Mensch dadurch zum Scheusal wird, obwohl er genau das gar nicht möchte, sondern in gleicher Weise beleuchtet „The Boss o fit All“ die Rolle der Schauspielerei und die Gefahr die das Schauspiel mitbringt, wenn es ihm nur noch um die perfekte Darstellung der Rolle geht, nicht aber um die Möglichkeit die Welt mit der Kunst des Schauspiels zu verändern. Man kann daher den Film als Abrechnung mit der Schauspielerei lesen. Und so gleitet der Film, immer wieder fast schon zynisch vom Erzähler (im Original Lars von Trier) aus dem Off begleitet in ein hochdramatisches Ende, dass an Originalität seines gleichen sucht. Ein sehr humorvoller, aber mindestens genauso nachdenklich machender Film. Absolut großartig!
Lars von Trier verwendet im Film ein vom ihm neuentwickeltes Kameraverfahren namens Automavision. „Dabei werden Kamera und Licht zunächst wie bei anderen Filmproduktionen optimal gesetzt, danach verschiebt ein Programm gemäß Zufallsgenerator den Bildausschnitt, die Neigung, die Brennweite und andere Parameter wieder. Allerdings erlaubte sich von Trier, den Vorschlag des Computers, wenn er ihm nicht zusagte, zu verwerfen und einen neuen anzustoßen. Mit Automavision lässt er die Schauspieler im Unklaren darüber, wie sie im Bild sind.“ (zitiert aus wikipedia.de). Dieses Verfahren brachte dem Film allerlei Kritik ein, macht „The Boss o fit all“ aber trotz vielleicht teilweise unrunder Kamera keinesfalls weniger sehenswert.