Islands

Jahr: 2025 | Regie & Drehbuch: Jan-Ole Gerstner | Thriller | 123min | Location: Fuerteventura

Mit einer gewissen Spannung begleitete ich neulich meine Begleitung in das von mir hochgeschätzte Programmkino Ost, sollte doch dort ein Film laufen, der auf Fuerteventura spielt und dessen Hauptheld Tom heißt. Und das alles sollte in einem wirklich sehr kleinen Kinosaal gezeigt werden.

Tom (Sam Riley) ist Tennislehrer in einer Hotelanlage auf Fuerteventura. Sein Leben ist geprägt von Tennisstunden und einem exzessiven Nachtleben. Die sich in einer ziemlich schwierigen Situation befindliche Familie von Anne (Stacy Martin) und ), Dave Maguire (Jack Farthing) besucht gemeinsam mit und dem achtjährigen Sohn (Dylan Torrell) besucht das Hotel, und schnell scheint sich eine gewisse (leidenschaftliche) Spannung zwischen Anne und Tom aufzubauen. Toms Arbeitsethos leidet beträchtlich darunter, ist er doch lieber bereit, der Familie die Insel zu zeigen, als Gästen Lobs, Volleys oder Aufschläge beizubringen. Auch als nach einem erwartbar exzessiven Diskobesuch Dave verschwunden ist, kehrt Tom nicht auf den Hoteltennisplatz zurück. „Islands“ weiterlesen

Aftersun

Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Charlotte Wells | Drama | 101min | Location: Ende der 1990er Jahre an der türkischen Rivera

Ende der 1990er Jahre war die Welt eine und doch war sie unseren Tagen ganz ähnlich. Damals studierte ich noch die Fernsehzeitungen nach Filmhighlights. Die seiner Zeit 14-tägig erworbene „TV Movie“ bewertete Filme mit Punkten, Symbolen und kleinen Texten und so stieß ich von Zeit zu Zeit auf Filme, die beispielsweise abends auf 3sat liefen. Ich habe seit Jahren keine TV-Zeitschrift mehr gelesen (was auch daran liegen könnte, dass auf meinem Fernseher kein einziger Kanal gespeichert ist), aber ab und an stöbere ich durch die Mediatheken, wie die vom Ersten und auch da finden sich nun einige Filmperlen, wie Charlotte Wells Debütfilm „Aftersun“. „Aftersun“ weiterlesen

Andrea lässt sich scheiden

Jahr: 2024 | Regie & Drehbuch: Josef Hader | Komödie | 90 Minuten | Location: in der österreichischen Provinz nahe St. Pölten

Betreuung steht eigentlich für eine Hilfe, die man im Regelfall jüngeren oder älteren Menschen zuteilwerden lässt, weil diese selbige benötigen. Aber in unserer wortspielreichen Welt (könnte es eine schönere Welt geben?) wird der Begriff Betreuung gern auch mal abgewandelt. In Dresden beispielsweise gibt es das äußerst erfolgreiche (und mir leider unbekannte) Format des betreuten Singens, das sich nach den mir vorliegenden Informationen insbesondere bei der hiesigen Damenwelt großer Popularität erfreut. Da hat man sich im Programmkino Ost vielleicht gedacht, mit „Betreuung“ machen wir auch was! Oder man dachte sich, mit Josef Hader machen wir was, denn im März und April gab es hier eine Filmreihe mit dem Titel „betreutes Hadern“, in der Filme des großartigen österreichischen Kabarettisten, Schauspielers und Regisseurs gezeigt wurden (und eine Gesprächsrunde mit ihm, die ich leider verpasste). In dieser Reihe lief auch Haders neuester Film, „Andrea lässt sich scheiden“, der 2024 in die Kinos kam. Zwar war der Betreuungscharakter im Film auf das Zeigen von Untertiteln reduziert (was bei einem deutschsprachigen Film aus der österreichischen Provinz schon ein wenig anmaßend erscheint, gerade in Sachsen), aber das Publikum – im überwiegend gesetzten Alter – war trotzdem zahlreich erschienen. „Andrea lässt sich scheiden“ weiterlesen

Here

Jahr: 2024 | Regie & Buch: Robert Zemeckis (Buch mit Eric Roth) | Spielfilm | 104min

Anfang der 2000er Jahre war die Webcam Technologie, ebenso wie das Internet, noch recht neu. Ich las in jenen Tagen meinen ersten Roman in englischer Sprache (der zum Glück sehr kurz war, denn ich musste zahllose Wörter übersetzen und damals musste man noch in einem großen Wörterbuch nachschlagen, heute verlegt sich das ins Internet und geht ungleich schneller). Wahrscheinlich hat mich das Übersetzen so sehr mitgenommen, dass ich mich nicht mehr an die Story des Romans erinnern kann, nur eine Erzählkonstellation ist bis heute nicht vergessen; die amerikanische Hauptheldin saß immer nachts an ihrem Computer und beobachtete die Bilder einer Webcam aus Kotka / Finnland, welche eine Straße aufnahm, in der für gewöhnlich nichts passierte. Ich fand diese Szenen großartig, einfach durch seinen Computer – in der Stille des eigenen Lebens – live in die Welt hinauszuschauen, was der Rest der Welt so macht. Heute gibt es zwar alle möglichen Webcams und man kann 24/7 auf diese zugreifen, aber diese Angebote zu nutzen und alle möglichen Plätze des Planeten anzusehen, habe ich dann doch nie richtig gemacht.[1]
„Here“ weiterlesen

Vivarium – Das Haus der Alpträume

Jahr: 2019 | Regie: Lorcan Finnegan | Drehbuch: Garret Shanley | Science-Fiction-Horror-Kammerspiel | 98min

Manchmal schaut man ja einfach irgendwas, oder man schaut irgendwas mit. In beiden Fällen sind die Erwartungen nicht hoch, manchmal durchaus zurecht. So geschehen bei „Vivarium“(deutscher Zusatztitel, wie immer ein Knaller!), einem farblich eindrucksvollen Horrortrip über die Tücken des Hauskaufes.

Wir begleiten Gemma (Imogen Poots) und Tom (Jesse Eisenberg) ein junges Pärchen, dass ein erstes eigenes Haus erwerben möchte. Makler Martin (Jonathan Aris) entführt sie in die eintönigste Neubausiedlung der Welt, wo ein Reihenhaus, wie das andere aussieht und auch gleich am Zwilling anschließt. Schnell ist klar, das ist nichts für die Beiden und der Enthusiasmus des Maklers ist etwas befremdlich. Die Tour durch das Musterhaus endet mit einem Besuch im kleinen Garten, als plötzlich der Makler weg ist und die Fahrt aus dem Neubaugebiet sich als Irrfahrt herausstellt und ein Alptraum des Lebens beginnt. „Vivarium – Das Haus der Alpträume“ weiterlesen

Empire of Light

Jahr: 2022 | Regie & Drehbuch: Sam Mendes | Spielfilm | 119min | Location: Südküste Englands in den frühen 1980er Jahren

Eine der vielen Sachen, die ich mir in meinem Leben hätte gut vorstellen können, wäre es gewesen, an der englischen Küste zu leben (bevorzugt Devon oder Cornwell). Das habe ich zwar fast ein Jahr gemacht und der Regen in den Wintermonaten war langanhaltend und nervtötend wie ein Tag mit stechendem Kopfschmerz und ohne Aspirin, doch auf der anderen Seite ist diese Gegend eine der reizvollsten und liebeswertesten, die ich kenne.

Sam Mendes entführt uns in seinem 9.Kinofilm an die Südküste Englands in eine Stadt am Meer, die ein beeindruckend schönes Kino sein Eigen nennen kann. Dieser Bau aus den 1920er oder 30er Jahren, als modernes Bauen seinen ästhetischen Höhepunkt feierte, hat in den 1980er Jahren etwas an Strahlkraft verloren, obwohl Kinodirektor Mr.Elis (Colin Firth) das Empire Kino mit einer Südengland Premiere und dem damit verbundenen Trubel aufwerten will. Seine wichtigste Angestellte ist Hillary (Olivia Colman), die sich um alles im Kino zu kümmern scheint, Kartenverkauf, Zuschauerzufriedenheit und die allgemeine Ordnung der Dinge. Darüber hinaus bereitet sie noch Mr.Elis Gefallen, die weit über ein Angestelltenverhältnis hinaus gehen. Doch Hillary ist eigentlich eine sehr einsame Frau, an der das Leben vorbei zu rauschen scheint. Das ändert sich mit der Ankunft von Stephen (Michael Ward), der mit jugendlichem Elan und gutem Aussehen Leben und Freude in das Tagewerk der Kinoangestellten bringt. „Empire of Light“ weiterlesen

Kinds of Kindness

Jahr: 2024 | Regie & Drehbuch: Giorgos Lanthimos (Drehbuch mit Efthymis Filippou) | Spielfilm | 165 min

Es gibt kaum einen Regisseur, der mich so fasziniert wie Giorgos Lanthimos. Oder sagen wir lieber, es gibt kaum solche faszinierenden Filme, wie die von Giorgos Lanthimos. „The Lobster“ aus dem Jahr 2015 halte ich immer noch für einen der besten Liebesfilme aller Zeiten (mindestens der beste nicht-romantische Liebesfilm der Geschichte). Sein vielgepriesenes 2023er Werk „Poor Things“ fand ich nicht wirklich berauschend, weshalb ich vielleicht mit etwas gedämpfter Vorfreude sein neuestes Werk „Kinds of Kindness“ sah. „Kinds of Kindness“ weiterlesen

Juror#2

Jahr: 2024 | Regie: Clint Eastwood | Drehbuch: Jonathan Abrams | Gerichtsdrama | 114min

Im November letzten Jahres (in Deutschland allerdings erst im Januar 2025) startete Clint Eastwoods 41. Film als Regisseur! Es ist für den mittlerweile 93-jährigen, der Abschied aus dem Filmbusiness und an dieser Stelle sein schon gesagt, er tut dies mit einem sehr eindrücklichen Film.

Justin Kemp (Nicholas Hoult) lebt zusammen mit seiner Frau Ally (Zoey Deutch) und sie stehen kurz davor endlich ihr erstes Kind zu bekommen. Da kommt die Verpflichtung in einer Geschworenen-Jury zu sitzen, nicht gerade zeitlich günstig. Verhandelt wird der Fall von James Michael Sythe (Gabriel Basso), der wegen Mordes an seiner Freundin Kendall (Francesca Eastwood) angeklagt ist. Trotz der Einwände von Justin, seine Frau sei in einer Risikoschwangerschaft, wird er als Geschworener berufen und erlebt, wie die Staatsanwältin (Toni Colette) die Fakten der Anklage präsentiert und der Pflichtverteidiger (Chris Messina) von Sythe versucht eher bemüht, diesen zu entlasten. Bei der Präsentation des Tatvorgangs bemerkt Justin Kemp nicht nur, dass er zur Tatzeit in der gleichen Bar war, in welcher der Angeklagte und das Mordopfer einen Streit hatten, sondern auch, dass sein längst vergessener Wildunfall auf dem damaligen Heimweg vielleicht gar kein Wildunfall war, wie Justin seinerzeit dachte, sondern unmittelbar mit dem Tod von Kendall zu tun haben könnte. Als Anonymer Alkoholiker berichtet er seinem Sponsor Larry (Kiefer Sutherland) von seinem Verdacht, dass er unbewusst Kendall umgefahren haben könnte, und Larry, der auch Anwalt ist, rät ihm, keinesfalls diesen Verdacht auszusprechen, da ihm erhebliche strafrechtliche Konsequenzen drohen könnten. Mit diesem Wissen geht Kemp in die Beratungen der Jury, die sich bis auf ein Mitglied, dem Ex-Cop Harold (J.K. Simmons) einig sind, dass Sythe der Mörder war. Justin steht vor einer Zwickmühle, sein Gewissen sagt ihm aber, Sythe nicht zu schnell zum Mörder zu verurteilen. „Juror#2“ weiterlesen

The Substance

Jahr: 2024 | Regie & Drehbuch: Coralie Fargeat | Horrorfilm | 141min | Location: Hollywood

Ein viel diskutierter und auch häufig gelobter Film der letzten Monate war „The Substance“, der im September in die Kinos kam. Nachdem mein neuer Filmanbieter diesen Film im Portfolio hält, habe ich ihn mir angesehen und wollte eigentlich nicht viele Zeilen auf diesen Streifen verwenden, will es aber trotzdem machen, weil die Qualität des Filmes durchaus kontrovers diskutiert werden kann

Elisabeth Sparkle (Demi Moore) ist eine immer noch blendend aussehende, aber etwas alternde Hollywood Größe, die statt großer Filme nun nur noch in Fitnessvideos auftritt. An ihrem 50.Geburtstag (zum Zeitpunkt des Drehs wurde Demi Moore bereits 60 Jahre alt) erfährt sie vom, als äußerst schleimig zu bezeichnenden, Manager Harvey (Dennis Quaid), dass ihre Aerobic Show abgesetzt wird, weil sie nicht mehr jung genug und sexy enough ist. Der Schock darüber und die Versinnbildlichung ihres Niedergangs – in Form der Abhängung von Plakaten mit ihrem Konterfei – führen zu einem Unfall. Im Krankenhaus bekommt Elizabeth einen Umschlag mit einer geheimnisvollen Botschaft, die von einer Substanz berichtet.[1] Diese Substanz verspricht die Wiedereroberung der Jugend in Form eines Körpers, den man mit Anfang 20 hatte. Elisabeth besorgt sich das Starter Kit der Substanz und nimmt diese ein und gebiert (ähnlich den Gremlins) ein jüngeres Ich aus ihrem Rücken, während sie Scheintod in der Ecke zurückbleibt. Aber nach einer Woche muss der Körper per switch (eine Art Bluttransfusion) zurück gewechselt werden. Daher eine Woche existiert das junge Wesen und eine Woche das Original. Die jugendliche Sparkle nennt sich Sue (Margaret Qualley) und erobert in ihrer Woche die Welt, in dem sie den vakanten Aerobic-TV-Host-Job annimmt. „The Substance“ weiterlesen

Evil Does Not Exist

(im japanischen Original: Aku wa Sonzai Shinai) | Jahr: 2023 | Regie & Drehbuch: Ryūsuke Hamaguchi | Spielfilm | 106min |

Schon lange stand bei mir Ryūsuke Hamaguchis (dem Regisseur des von mir am besten befundenen Films des Jahres 2022; „Drive My Car“) neuester Spielfilm auf der Watchlist „Evil Does Not Exist“. 2023 beim Filmfestival von Venedig uraufgeführt, gewann er dort den 2.Preis (wenn man das so sagen kann, genau genommen war es der „Silberne Löwe“) hinter „Poor Things“. Nun ergab es sich, dass ich auf einen neuen Streamingdienst aufmerksam wurde, der hauptsächlich alternative Titel im Angebot hat. Da auch „Evis Does Not Exist“ dazu gehörte, stand einem Probe-Abo nichts mehr im Weg. „Evil Does Not Exist“ weiterlesen