Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Sie kennen das gegebenfalls; da das wahre Leben nicht ganz so wie gewünscht läuft, flüchtet man sich in Tagträume, man erlebt dort heldenhafte Abenteuer oder die gewünschte Beachtung des Menschen von dem man nur träumt weil man ihn eben nicht im wahren Leben anzusprechen traut. So geht es auch dem Haupthelden in Ben Stillers neuem Film, der momentan in den Kinos läuft. Walter Mitty (Ben Stiller) ist Leiter des analogen Fotoarchivs des renommierten LIFE Magazins, dass in einer finanziellen Krise steckt und von neuen, bärtigen Managern wie Ted Hendricks (Adam Scott) den Wandel zu einem reinen Online-Portal verschrieben bekommt. An Mittys 42. Geburtstag stehen die Zeichen auf Abschied, er soll noch ein letztes Titelfoto des bekannten Starfotografen Sean O’Connell (Sean Penn) liefern, doch dieses ist verschwunden. Das bedeutet Ärger mit dem Chef, aber auch die Möglichkeit für Walter, sich seiner Traumfrau zu nähern (für die er extra Mitglied in einem Datingportal geworden ist), denn sie ist seine Kollegin Cheryl Melhoff (Kristen Wiig). Cheryl findet raus, das O’Connell wohl gerade in Grönland ist und Mitty beschließt endlich mal nicht von Abenteuern zu träumen, sondern selbst eins zu starten und fliegt in den hohen Norden.

Obwohl ich nicht sehr gern Filmkritiken lese bevor ich den Film gesehen habe, so kam ich nicht umhin bei den Kinotipps im TV mit einem Ohr (bei beiden Ohren würde ich Gefahr laufen zu viel vom Film zu erfahren, sie wissen schon, dann macht es am Ende keinen Spaß mehr den Film zu sehen, wenn man einfach auf zu viele Sachen schon schließen kann, die man in der Kritik hört) zu vernehmen dass es sich bei „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ wohl um einen guten Film handelt. Und dem ist tatsächlich so, auch wenn die Story nicht gerade an Komplexität erstickt, aber andererseits nie zur seichten Schnulze verkommt. Was den Film vor allem auszeichnet, ist seine brillante Optik (die man bei einem Film über Fotos ja auch erwarten kann, aber die Erwartungen werden voll erfüllt), die sich nicht nur auf eines der gelungensten Intros bezieht, die ich bisher gesehen habe, sondern den ganzen Film über Thema und Handlung verknüpft. Spektakuläre Kameraaufnahmen (Kamera von Stuart Dryburgh) verschmelzen mit geschickt eingebauter Collage so dass es ein wahrer Augenschmaus ist. Weiterhin ist der äußerst gelungene Soundtrack (mit drei Songs des genialen Schweden José González und zwei seiner Band Junip) zu bemerken, der „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ zu einer sehr sehenswerten (im wahrsten Sinne des Wortes) Komödie macht, die nebenher den Kult modische Bärte zu tragen ganz ordentlich persifliert.

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