Green Book

Jahr: 2018 | Regie: Peter Farrelly | Tragikomödie | Länge: 131min | Location: Südstaaten der USA in den 1960ern

Das Entstehen von ungewöhnlichen Freundschaften zu verfilmen, gilt ähnlich der Darstellung von Menschen, die sich ineinander verlieben, zu den beliebtesten Motiven einer Filmerzählung. Deshalb wäre es mir eigentlich auch nicht eingefallen, „Green Book“ zu schauen, der die Freundschaft zwischen zwei Männern beschreibt, die sich auf einer Konzertfahrt in den Süden der USA näher kennenlernen, aber da der Film den Oscar 2018 für den besten Film gewann, wollte ich mal einen Blick riskieren.

Tony „Lip“ Vallelonga (Viggo Mortensen) ist Italoamerikaner und verdient mit wechselnden Jobs und einer gehörigen Portion „Straßenschläue” Geld für sich und seine Familie. Tonys robustes Auftreten macht den Pianisten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) auf ihn aufmerksam, der ihn als Fahrer für eine Konzerttour mit seinem Trio in den Süden der USA anheuern möchte. Shirley mag Tony Lips resolute Art, denn die wird wahrscheinlich benötigt, schreiben wir doch das Jahr 1962 in welchem die Apartheit insbesondere in den Südstaaten noch gelebt wird. Und diese wird auch Shirley treffen, der zwar ein destingierter und wohlhabender Mensch und begnadeter Konzertpianist ist, aber auch Afroamerikaner, für die extra ein Reiseführer herausgebracht wurde, das „Green Book“.

Die Story von „Green Book“ ist eigentlich ebenso schnell erzählt, wie sie vorhersehbar und immer wieder von Klischees getränkt ist (insbesondere das in den Südstaaten fast jeder Weiße, der einen Satz im Film bekommt ein Rassist ist) sowie ein schmalziges Ende hat. Doch der Film schafft es gar nicht so selten Identitäten und Gruppenzugehörigkeiten zu beleuchten und das macht er durchaus reflektiert, woraus sich wirklich gute Dialoge entspinnen, die darüber sinnieren, was es heißt zu einer Gruppe zugehören (das Teilen der Lebensweiße, Kultur, Tradition und Sprache oder einfach nur das Aussehen und dazu mögliche institutionelle Regulationen). Nimmt man dann noch die sehr passende Musik, eine sehr symphytische (wenngleich nicht immer überzeugende) Figur des Tony Lip (wirklich charmant von Viggo Mortensen gespielt) und den arroganten und doch so verletzlichen Charakter von Dr. Shirley (nicht ohne Grund mit dem Oscar als besten Nebendarsteller für Mahershala Ali bedacht) und bedankt man, dass die Handlung obwohl im großen und Ganzen sehr erwartbar, dann in Details doch immer ganz leicht variiert, so ist „Green Book“ durchaus ein sehenswerter Film über Identitäten und Toleranz.

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