Kinds of Kindness

Jahr: 2024 | Regie & Drehbuch: Giorgos Lanthimos (Drehbuch mit Efthymis Filippou) | Spielfilm | 165 min

Es gibt kaum einen Regisseur, der mich so fasziniert wie Giorgos Lanthimos. Oder sagen wir lieber, es gibt kaum solche faszinierenden Filme, wie die von Giorgos Lanthimos. „The Lobster“ aus dem Jahr 2015 halte ich immer noch für einen der besten Liebesfilme aller Zeiten (mindestens der beste nicht-romantische Liebesfilm der Geschichte). Sein vielgepriesenes 2023er Werk „Poor Things“ fand ich nicht wirklich berauschend, weshalb ich vielleicht mit etwas gedämpfter Vorfreude sein neuestes Werk „Kinds of Kindness“ sah.

Bei „Kinds of Kindness“ handelt es sich um einen Episodenfilm mit drei unterschiedlichen Geschichten, aber jeweils wiederkehrenden Schauspielern in recht unterschiedlichen Rollen. Im ersten Teil „The Death of R.M.V.“ beauftragt ein einflussreicher Mann namens Raymond (William Dafoe) seinen Mitarbeiter Robert (Jesse Plemons), der gleichzeitig wohl auch so etwas wie einer seiner Geliebten ist, einen Verkehrsunfall mit einem bestimmten Fremden zu verursachen. Doch RMV wird dabei nicht getötet und Robert leicht verletzt, weshalb Raymond mit mehr Nachdruck um einen weiteren Unfall bittet (für den RMV scheinbar bezahlt), was Robert ablehnen muss, weil es ihm zu weit geht. Episode zwei „R.M.F. is flying“ handelt von Daniel (Jesse Plemons), der seine Frau Liz (Emma Stone) verloren hat. Sie ist auf hoher See vermisst. Doch Liz kehrt zurück. Daniel allerdings erkennt sie nicht als seine Ehefrau wieder. Im letzten Teil „R.M.F. eats a sandwich“ versucht Emily (Emma Stone) neue weibliche Mitglieder für eine mehr als dubiose Sekte zu gewinnen.

Alle drei Geschichten von „Kinds of Kindness“ schwirren, wie bei Lanthimos gewohnt, irgendwo im Land zwischen Realität, Fantasie und Alptraum umher und haben alle eine eigene erzählerische Stärke. Ihr Zusammenhalt liegt insbesondere im immer wiederkehrenden Schauspielerkollektiv mit Emma Stone, Jesse Plemons, William Dafoe und Margaret Qualley, die aber in ihren Rollen ganz unterschiedlich wirken und ihr Talent in die unterschiedlichsten Rollen zu schlüpfen voll entfalten können. Besonders beeindruckt Jesse Plemons, dessen Facetten Reichtum auch in „Kinds of Kindness“ beeindruckt. Einen weiteren erzählerischen Zusammenhang dieses Triptychons ist nicht leicht zu erkennen, vielleicht liegt es auch mehr in der Idee begründet, dass die Geschichten recht unterschiedlich sind, aber durch die gleichen Schauspieler dann doch irgendwie ähnlich wirken, so wie das Leben, dass jeden Tag neu ist, aber dann doch irgendwie gleich daherkommt. Erwähnenswert ist aber noch die wie immer wundervollen Fülle von kleinen, skurrilen Szenen und Motiven bei Lanthimos, die seine Filme tragisch und humorvoll zur gleichen Zeit machen (beispielsweise die Rolle von Sex in der zweiten Geschichte). Ein sehr sehenswerter Film, vergleichbar mit einem brillanten Kurzgeschichtenband.

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