Parade’s End

Die Mini-Serie „Parade’s End“ (in Deutschland mit dem Untertitel „Der letzte Gentleman“ versehen) hätte ich sicherlich nicht geschaut, wenn nicht in der Hauptrolle Benedict Cumberbatch zu sehen gewesen wäre, den ich seit der Serie „Sherlock“ sehr schätze. Auch hier spielt er wieder einen Menschen mit leicht genialen Zügen, der jedoch verhaftet ist, in einer fast beängstigenden Traditionalität und dies in den Zeiten, als das britische Empire kurz vor seinem Untergang stand. Er spielt Christopher Tietjens, der nach einer kurzen Affäre mit Sylvia (Rebecca Hall), diese heiraten muss, da er sich als potentieller Vater, des aus der Liebelei hervorgegangenen Kindes sieht. Beide sind unglücklich, Sylvia verlässt ihn mit einem Offizier, während Christopher sich in die junge Suffragette Valentine Wannop (Adelaide Clemens) verliebt, sich aber wegen seiner Heirat, keinesfalls näher mit ihr abgeben kann. Wir verfolgen Tietjens Leben, von der eigenen blaublütigen Familie mit größtem Missfallen gestraft, unglücklich verheiratet, aber den sozialen Regeln der Zeit streng unterwürfig. So kommt es schließlich zum 1.Weltkrieg und Tietjens muss sich entscheiden. „Parade’s End“ weiterlesen

Javier Marías – Alle unsere frühen Schlachten

Es gibt eigentlich nur wenig Gründe für mich, ein Fußballbuch eines Real Madrid Fans zu lesen. Dafür mag ich viel zu sehr Reals Erzfeind Barça und was noch mehr wiegt, ich hasse Real (im Regelfall bedingt das Eine das Andere). So ist dies nun mal als Fußballfan. Fußball zu schauen macht nur Freude, wenn man nach Gut und Böse aufteilt. Nun liegt mir aber doch Javier Marías „Alle unsere frühen Schlachten“ vor, ein Buch eines leidenschaftlichen Real Fans mit 34 kurzen Geschichten zum Thema Fußball. Das ich das Bändchen lese, hat mehrere Gründe, die summiert die Lektüre sehr lohnenswert erscheinen lassen. Da ist zum einen der wesentliche Fakt, das Marias sicherlich zu den besten Schriftstellern unserer Tage gehört und ich die Art seines Schreibens für sehr, sehr lesbar halte. Zum Anderen ist da die Tatsache, dass Real dieses Jahr nichts (oder anders formuliert: NULL TITEL; nada) gewonnen hat, was meinen Hass durch eine Prise Mitleid mildert. Und letztendlich ist so viel, was man im Fernsehen über Fußball sehen kann, oder was in Zeitungen, dem Netz oder Büchern geschrieben steht, ein solch oberflächiger Mist, dass ich mir gern mal etwas anschauen möchte, von dem man eine gewisse Reflexion erwarten kann. „Javier Marías – Alle unsere frühen Schlachten“ weiterlesen

Wolf Haas – Verteidigung der Missionarsstellung

Wolf Haas neuer Roman „Verteidigung der Missionarsstellung“ könnte eine kluge Aufarbeitung menschlicher Erotik sein, so meint man nach kurzem Studium des Titels zu meinen. Tatsächlich findet man inhaltlich einen Roman über die Liebe, allerdings nicht wirklich über körperliche Spielarten dieser, sondern eher über einen Mann, der sich zu besonderen weltgeschichtlichen Ereignissen verliebt.
Benjamin Lee Baumgartner ist ein Mann, der sich gern in Zeiten schwerer Seuchen verliebt. 1988 grassiert BSE in England, doch er kauft sich als Vegetarier ein Fleischprodukt, weil ihm die Kioskverkäuferin so gut gefällt und er sie unbedingt kennenlernen möchte. 2006 kommt es zur Vogelgrippe und wieder verliebt sich Baumgartner, diesmal aber in China in einem Restaurant, in welchem er Hühnchen bestellt und 2009 folgt die Schweinegrippe, natürlich ist Baumgartner vor Ort. „Wolf Haas – Verteidigung der Missionarsstellung“ weiterlesen

Franz Kafka – Das Schloss

Mein Interesse an Franz Kafka geht eigentlich zurück am Roman als Gattung insgesamt. Um die Jahrtausendwende  herum kaufte ich mir das Buch: „Wie interpretiert man einen Roman?“ In diesem Buch werden neben vielen theoretischen Erklärungen auch einige wegweisende Romane vorgestellt. Und ein relativ leicht zu beeindruckender Mensch wie ich, der sich seine Leseliste gern aus einem angeblichen Kulturkanon zusammenstellt, konnte feststellen, dass Franz Kafkas „Das Schloss“ in jenem Romaninterpretationsbuch als Musterbeispiel für die Literatur als Überwindung der Realität genannt wurde.
Diese Geschichte liegt allerdings weit über 10 Jahre hinter mir, was weder meiner Leselust huldigt, noch meine Bestrebungen die Kunstwerke der literarischen Welt zu verschlingen, unterstreicht. Im Winter jedoch war ich auf der Suche nach einem Roman und begab mich recht offenen Geistes in eine große Dresdner Buchhandlung. Letztendlich entschied ich mich für ein Buch von Faulkner, hatte aber auch für einige Zeit Kafkas „Schloss“ in der Hand, nur um allerdings gesagt zu bekommen, dass dieses Buch eher zu Nervosität führe, da der Hauptdarsteller eben jenes Schloss nie erreichen würde. Ich hielt seinerzeit diese Information für zu inhaltsreich, was sie aber – jetzt nach Beendigung des Werkes, kann ich es sagen – definitiv nicht ist.

Da ich nun aber Faulkner erwarb, war ich mit Leseaufgaben gut eingedeckt. Eine Diskussion mit meinem Arbeitskollegen brachte mich jedoch auf die Idee auch einmal eine neue – von mir skeptisch beobachtete – Form des Romanlesens auszuprobieren, das Lesen am Handy. Da ich sonst auch jede freie Sekunde auf ihm rumspiele, wäre dies gegebenenfalls  eine nützliche Erweiterung meines Spektrums. Siehe da, „das Schloss“ war schnell gefunden und das sogar kostenlos.
Ich empfehle das Lesen eines Romans am mobilen Endgerät jedoch nicht, zumindest nicht auf dem Handy. Mir fehlte während der Lektüre zu sehr eine Seite umzublättern, das Gefühl gebundenes Papier in den Händen zu haben oder eine Zeile unterstreichen zu können. Zusätzlich muss ich vermelden, dass die von mir benutzte App zahlreiche Programmprobleme hatte (Lesezeichen ließen sich nicht richtig setzen, der Text war schlecht formatiert, die Vorlesefunktion war ein Witz) so das viel Zeit ins Land ging, ehe ich ein relativ dünnes Buch wie „Das Schloss“ beendete. Allerdings lag dies tatsächlich nur an der Darreichungsform, nicht am Inhalt. „Franz Kafka – Das Schloss“ weiterlesen

William Faulkner – Licht im August

Da ich, dass mir selbst nicht immer ganz geheuere, Verlangen habe, Werke der Weltliteratur zu lesen (was mir nicht geheuer ist, ist die Frage wie ich mir selbst klar mache, dass eben jenes Werk, dass ich als nächstes lesen möchte, Weltliteratur ist), ist vor einiger Zeit mein Augenmerk auf William Faulkner gefallen, einen der großen amerikanischen Schriftsteller der Moderne und Nobelpreisträger von 1950. „Licht im August“ gilt als das berühmteste und wohl am meisten gelesene Werk Faulkners, also warum nicht damit beginnen, auch wenn gerade Winter ist. Doch so dramatisch ist das nicht, denn wir haben es hier nicht mit einem Sommerbuch zu tun. Vielmehr ist es ein Werk über Rassismus, die Südstaaten der USA und über das Vergangene, das uns prägt. „William Faulkner – Licht im August“ weiterlesen

Sherlock

„Sherlock“ ist eine britische Krimi-Serie. Bisher lief sie in zwei Staffeln zu je drei Folgen. Die Idee zur Serie stammt von Steven Moffat (dem ein oder anderen vielleicht auch von „Coupling“ bekannt) und von Mark Gatiss (der auch gleich die Nebenrolle des Bruders von Sherlock – Mycroft – übernimmt). Im Mittelpunkt der Handlung steht Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) ein Detektiv, der beratend für die Polizei arbeitet. Im zur Seite steht sein Mitarbeiter Dr.Watson (Martin Freeman), ein ehemaliger Militärarzt. Gemeinsam lösen sie vertrackte Fälle, in welchen sich Sherlock als brillanter Beobachter herausstellt, der in höchster Geschwindigkeit Schlussfolgerungen erzielt. Dabei steht für ihn immer nur das Rätsel im Vordergrund, die Opfer sind ihm egal und der Täter nur insofern wichtig, als dieser ein Denkspiel aufgibt. Sherlock ist ein Soziopath, der nur wenige Menschen näher an sich heranlässt. Eine davon ist seine Vermieterin – und heimliche Haushälterin – Mrs. Hudson (Unna Stubbs) oder Detective Inspector Lestrade (Rupert Graves). Am nächsten steht im aber Dr. Watson, quasi das menschliche Gegenstück zu Sherlock. Bei weitem nicht mit einem so vollkommenen Geist wie Sherlock ausgestattet, ist er doch ein großer Bewunderer seines Freundes und ignoriert die Arroganz und die Kühle die dieser ausstrahlt. Sherlocks großer Gegenspieler ist Moriarty (Andrew Scott), welcher zumeist im Hintergrund arbeitet, aber in zwei Folgen auch sein direkter Gegenspieler  ist. „Sherlock“ weiterlesen