Gone Girl

Man kann nicht immer nur Serien schauen, also ist es auch mal wieder an der Zeit sich den ein oder anderen Kinofilm anzusehen. So wie der momentan schon recht lange laufende Thriller „Gone Girl“ (dessen blöden deutschen Nebentitel „Das perfekte Opfer“ wir hier gleich vergessen möchten) von David Finscher. An ihrem 5. Hochzeitstag verschwindet Amy (Rosamund Pike)die Ehefrau von Nick Dunne (Ben Affleck). Schnell sieht es wie ein Verbrechen aus, nur taucht weder eine Lösegeldforderung, noch eine Leiche auf. Vielmehr zeigt sich, dass die eigentlich so perfekte Ehe der Dunns doch vielmehr kriselte als von außen angenommen. Damit gerät Nick ins Fadenkreuz der Ermittlungen von Detective Rhonda Boney (Kim Dickens). Nur seine Zwillingsschwester Margo (Carrie Coon) hält noch zu ihm, wenngleich auch sie über Nicks geheimes Leben erstaunt ist.

David Finscher schafft mit „Gone Girl“ einen erstaunlichen Spagat. Zum einen ist der Film ein spannender Thriller, der zahlreiche Wendungen vollführt und immer wieder neue Perspektiven auf das Geschehen eröffnet. Gegen Ende des 149min langen Werks öffnet sich dann eine fast schon soziologische Erörterung über das Spielen von Rollen und das Einnehmen von Positionen. Nicht mehr Wahrheit ist die Maßgabe für Handlungen, sondern das Erscheinen oder die Inszenierung für eine bestimmte Gruppe. Ganz im Sinne Goffmans sehen wir hier die Verfilmung der Idee, das wir alle immer nur Theater spielen und dass man davon scheinbar auch nicht mehr loskommen kann, denn die Rollen scheinen stärker als das Selbst, so es dies noch gibt und nicht im Spiel aufgeht. Gerade die letzte Perspektive macht „Gone Girl“ nicht nur zu einem starken Thriller, mit kleinen Schwächen (beispielsweise der unklaren Rolle des Desi Collings (Neil Patrick Harris)) sondern, zu einem Film über die Frage in was für einer Welt wir Leben, indem wir nicht nur vor der breiten (medialen) Öffentlichkeit eine Rolle spielen, sondern ebenso in unseren intimsten Beziehungen. Dabei ist die Leistung der Schauspieler absolut hervorzuheben. Nicht nur Rosamund Pike spielt wirklich atemberaubend, auch Affleck muss man endlich mal lobend erwähnen. Der Soundtrack ist wunderbar zurückhaltend, ja unterstreicht geradezu die Düsternis der Atmosphäre. Er spannender Thriller und gleichzeitig eine Bestandsaufnahme unserer Kommunikation miteinander.

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