Sie weiß von dir

Originaltitel: „Behind Her Eyes“ | Idee: Steve Lightfood | Drama-Thriller-Miniserie mit sechs Episoden | veröffentlicht 2021 auf Netflix

Im fast schon unendlich großen Universum des Streaming-Anbieters Netflix traf ich vor geraumer Zeit auf die britische Mini-Serie „Sie weiß von dir“, die recht vielversprechend beginnt;
Louise Barnsley (Simona Brown) ist eine alleinerziehende Mutter in London, die bei einem Pubbesuch zufällig auf den Schotten David Ferguson (Tom Bateman) trifft. Nach einem kurzen Flirt küssen die beiden sich und gehen getrennter Wege, bis sie sich schon am nächsten Tag wiedersehen, denn David ist der neue Psychiater einer privaten Praxisanlage, in welcher Louise als Sprechstundenhilfe arbeitet. Beide können eine jeweilige Anziehungskraft nicht leugnen, doch die Situation kompliziert sich, als Davids Frau Adele (Eve Hewson) zufällig Louise begegnet und sich mit ihr anfreundet. „Sie weiß von dir“ weiterlesen

Nikolaj Gogol – Der Mantel, Die Nase

„Tsonduko“ ist ein japanisches Wort, welches einen Sachverhalt darstellt, den Sie – geneigter Leser – vielleicht auch kennen und der bei mir in den letzten Jahren quasi zu einem Problem wurde. Tsunduko beschreibt den Vorgang des Erwerbes von Büchern, ohne dass diese dann zu Hause auch gelesen werden und sich quasi unberührt stapeln. Im Zuge des Jahreswechsels habe ich mir zwei Aufgaben für das Jahr 2022 gestellt und eine davon war meinen Tsoduko-Stapel kleiner werden zu lassen, oder um es anders zu formulieren, mehr Bücher zu lesen, als zu kaufen.
Selbstverständlich führe ich darüber Buch! Jetzt zeigte mir die Buchführung, dass ich gar nicht mal so viel lese, wie ich dachte, was auch daran liegen könnte das die meisten Bücher, die ich in diesem Jahr zur Hand nahm, ziemlich lange Texte waren. Um meinen Tsonduko Stapel[1] nachhaltig zu verkleinern, empfahl es sich zu etwas dünneren Ausgaben zu wechseln. Und da war das kleine Reclam-Bändchen mit zwei Kurzgeschichten von Nikolaj Gogol mir gerade recht.
Erworben wurde es anlässlich der wirklich guten Ausstellung zu romantischer Kunst zwischen Moskau und Dresden, welche im letzten Jahr in den Kunstsammlungen zu bestaunen war und erst da, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, entdeckte ich Gogol für mich, einen der wichtigsten Vertreter russischer Literatur, nicht nur des 19. Jahrhunderts. „Nikolaj Gogol – Der Mantel, Die Nase“ weiterlesen

Yes God Yes

Jahr: 2019 | Regie & Drehbuch: Karen Maine | Länge: 78min | Dramedy

Im Herbst 2000 war ich etwas älter als Alice (Natalia Dyer), welche ihre Schulzeit um die Jahrhundertwende auf einer streng katholischen Highschool verbringt und dort scheinbar als oberstes Gebot von Pfarrer Murphy (Timothy Simons) gelehrt bekommt, dass sexuelle Handlungen, ob nun allein oder gar mit anderen Menschen betrieben, ein Sündenfall sind, wobei letztere Handlung im Zuge der Eheschließung legitimiert wäre. Da ereilen Alice zwei Situationen. Zum einen wird sie Opfer des Gerüchtes einen Mitschüler „die Sahne geschlagen“ zu haben (weder hatte sie Kontakt zu diesem Mitschüler, noch ist ihr überhaupt die metaphorische Bedeutung der Redensart bewusst) und zum anderen trifft sie im Internet auf anstößige Chats, die durchaus den Reiz etwas verbotenes zu tun ausüben. Mit ihrer besten Freundin (Francesca Reale) besucht sie ein kirchliches Camp, wo sie erstmals Chris (Wolfgang Novogratz) sieht und sich von ihm stark angezogen fühlt. „Yes God Yes“ weiterlesen

Stephan Thome – Fliehkräfte

Aus der Reihe: „aus fremden Regalen

Erschien 2012 bei Suhrkamp | 474 Seiten

Ich habe lange überlegt eine neue Reihe für diesen Blog einzuführen, die sich ungefähr „aus fremden Regalen“ oder ähnlich nennen lassen würde. Es geht mir dabei um rezipierte Werke, die eine Ausflucht aus meinen eigenen Listen und Beabsichtigungen darstellen und mir spontan bei anderen Menschen auffallen, oder mir von diesen so überzeugend vorgestellt werden, dass ich diese Werke spontan verschlinge.[1] Beim Abschreiten des Regals meiner Schwester fiel mir Stephan Thome in die Hände, von dem ich vorher nichts wusste. Da ich das Gefühl hatte, meine Leseliste benötigte etwas neuen Pep, nahm ich das Buch, das mich hauptsächlich durch seine ästhetische Ausgabe in Form des Covers, seinen Verlag[2] und dem abgebildeten Hinweis auf der Shortlist für den deutschen Buchpreis 2012 geführt worden zu sein, überzeugte.

Hartmut Hainbach ist Philosophieprofessor in Bonn, geht auf seinen 60.Geburtstag zu, steht aber vor einer Lebens-Sinn-Frage. Seine Frau arbeitet seit zwei Jahren in Berlin und er ist die räumliche Trennung leid, weshalb er sich ein Jobangebot bei einem Verlag der Hauptstadt anhört, dass er aber eigentlich gar nicht annehmen möchte. Aber die Einsamkeit seines Bonner Lebens schmerzt ihn und ein „Weiter so“ seiner Ehe ist für ihn nicht mehr ertragbar. Nach dem Vorstellungsgespräch isst er zusammen mit seiner Frau zu Mittag, entscheidet sich aber, ihr nichts von dem Termin zu erzählen. In den nächsten zwei Wochen muss er eine Entscheidung treffen! „Stephan Thome – Fliehkräfte“ weiterlesen

Höhere Gewalt

Jahr: 2014 |schwedischer Originaltitel: „Turist“ (internationaler Titel: „Force Majeure“)| Regie & Drehbuch: Ruben Östlund | Länge: 118min | Drama | Location: französische Alpen

Neulich wurde ich darauf hingewiesen das Ruben Östlunds neuer Film bei den Filmfestspielen von Cannes läuft[1]. Solche Hinweise sind Momente, wo man aus gefährlichem Halbwissen, zusammenhängende Informationen und Motivationen schmiedet. Ruben Östlund jedenfalls, so erahnte ich, war der Regisseur von „The Square“, einem der besten Filme, die ich im Jahr 2018 sah.[2] Wikipedia bestätigte meine Zuordnung von Film und Filmschaffenden und verwies gleichzeitig auf andere, frühere Werke des Schweden, wie „Höhere Gewalt“. „Höhere Gewalt“ weiterlesen

Jonathan Franzen – Crossroads

Erschien 2021 im gleichnamigen Original | Deutsche Übersetzung von Bettina Abarbanell | 2011 bei Rowohlt | 832 Seiten

Und wieder ergänzte der Weihnachtsmann meine Bücherliste[1] mit einem „+1“, denn er legte einen Büchergutschein unter die Tanne. Im Januar war schnell klar, dass es der neue – mittlerweile 6. – Roman von Jonathan Franzen sein soll, welchen ich im Buchhandel dafür einlösen würden, denn nicht nur lag eine Kopie des Werkes augenfreundlich gut ausgelegt, Franzen gehört auch in die Top 10 Liste meiner Lieblingsautoren.[2] „Jonathan Franzen – Crossroads“ weiterlesen

Apollo 10 ½ : Eine Kindheit im Weltraumzeitalter

Jahr: 2022 | Originaltitel: “Apollo 10 ½ : A Space Age Childhood” | Regie & Drehbuch: Richard Linklater | Länge: 97min | Animationsfilm | Location: Houston in den 1960er

Bei Autofahrten kann man sich manchmal dem Radioprogramm nicht ganz verschließen und so erhört man sich ab und an einen guten Filmtipp, so wie Richard Linklaters neuen Film, „Apollo 10 ½: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“. Dabei handelt es sich um einen Animationsfilm, der mit realen Darstellern vor einem Greenscreen gedreht wurde, um dann zu Animationen verarbeitet zu werden. Das gibt diesem Film eine ungewöhnliche, aber helle und zukunftsfreudige Optik, die sehr gut in die Zeit passt, die der Film darstellen soll.[1]

„Apollo 10 ½ : Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“ weiterlesen

Metal Heads

Jahr: 2022 | Regie: Peter Sollett | Länge: 98 min | Teenager-Musik-Komödie |

Heavy Metal! Ganz ehrlich, in der Vielzahl der Musikrichtungen, welche die menschliche Lebensform zum Zwecke künstlerischen Ausdrucks erfand, gehört Metal nicht ganz oben in meine Favoritenliste. Aber, ich komme nicht umhin zuzugeben, mit Heavy Metal einige Berührungspunkte zu haben und tatsächlich ist mir ein gewisser Spirit, der hinter den Tönen liegt, nicht unsympathisch. Um diesen Spirit und natürlich auch um die Musik, geht es dem eben erst veröffentlichten Film „Metal Lords“. „Metal Heads“ weiterlesen

Take Me

Jahr: 2017 | Regie: Pat Healy | Drehbuch: Mike Makowsky | Länge: 83 min | Screwball-Komödie

Geißelnahmen sind als Geschäftsfeld eindeutig zu den illegalen Aktivitäten gehörend. Unternehmer Ray Moody (Pat Healy) betrachtet die Aktivität aber von einer anderen Seite und bietet professionelle Entführungen für seine Kunden an, wohlgemerkt Menschen, die sich entführen lassen wollen, um damit Süchte, ihr Seelenheil oder ähnliches zu verbessern. Auch wenn diese Geschäftsidee von Banken belächelt wird, geht Ray seinen finanziell steinigen Weg. Da kommt ihm die Anfrage der Geschäftsfrau Anna St. Blair (Taylor Schilling) gerade recht, denn diese möchte nicht die „normale“ 8-stündige Geiselnahme buchen, sondern einen verlängerten Wochenendaufenthalt und zahlt dafür sehr gutes Geld. Frisch ans Entführungs-Werk geht es für Ray, doch bald muss er feststellen, dass die Situation mit Anna unübersichtlich wird. „Take Me“ weiterlesen

Ein Inspektor kommt

Jahr: 1954 | Originaltitel: „An Inspector Calls“ | Regie: Guy Hamilton | Drehbuch: J.B. Priestley nach einem Bühnenstück von Desmond Davies | Länge: 80 min | Krimi

Da durch die Filmakademie mein Interesse an älteren Filmen Bestärkung fand, habe ich in der Schwarz / Weiß Sektion von Netflix den Film „Ein Inspektor kommt“ gefunden, was nach einem vergnüglichen Krimi klingt und vielleicht ein kleiner Historienschatz ist, wenn schon Netflix den Film im Programm hat (wobei die Programmauswahl von Streamingdiensten für Normalsterbliche wohl nie ergründbar sein wird). „Ein Inspektor kommt“ weiterlesen